Die Aussicht auf eine anhaltende Ölschwemme hat die Anleger an den internationalen Finanzmärkten am Montag verunsichert. Nach dem Scheitern der Beratungen über eine Förderbremse fiel der Preis für die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee zeitweise um sieben Prozent auf 40,10 Dollar je Barrel (159 Liter). Bis zum Nachmittag beruhigten sich die Gemüter etwas und Brent notierte nur noch rund drei Prozent im Minus. Der Dax lag mit 10.034 Punkten 0,2 Prozent schwächer, der EuroStoxx50 rutschte um 0,4 Prozent ab. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures ein leichtes Minus von 0,3 Prozent.

Am Wochenende waren die Gespräche der großen Ölförderländer über eine Begrenzung der Produktion vor allem an der Rivalität zwischen den Opec-Staaten Saudi-Arabien und Iran gescheitert. An dem Treffen hatten 18 Länder teilgenommen, darunter auch Russland, das nicht zur Opec gehört. Teilnehmern zufolge hatte Saudi-Arabien darauf bestanden, dass auch der Iran die Fördermenge einfriert. Die Regierung in Teheran, die bei den Beratungen nicht dabei war, hatte bereits vorher betont, nicht mitziehen zu wollen. Das Land hat nach dem Ende der westlichen Sanktionen Anfang des Jahres gerade erst wieder seine Ölexporte hochgefahren.

"Offenbar sind Politik und nationale Ehre für die Saudis wichtiger als der Ölpreis", sagte Rohstoff-Experte Ralph Leszczynski vom Schiffsbroker Banchero Costa. Iran habe keinen Grund zur Selbstbeschränkung. Das Land versuche einen Teil der Marktanteile zurückzugewinnen, die es durch die Sanktionen des Westens verloren habe.

Das Scheitern unterstreicht laut den Analysten der US-Bank Morgan Stanley den schlechten Zustand der Beziehungen innerhalb der Opec. Nun müsse mit einer Ausweitung der Fördermengen gerechnet werden. Bereits jetzt werden täglich schätzungsweise zwei Millionen Barrel mehr aus dem Boden gepumpt als benötigt. Wegen der weltweiten Überproduktion ist der Preis des Rohstoffs seit Mitte 2014 um rund 60 Prozent eingebrochen.

RALLY DER VERGANGENEN WOCHE ERST EINMAL BEENDET



In den letzten Wochen hatten die Preise mit Blick auf die Beratungen der Ölförderer aber wieder deutlich angezogen. Noch im Januar war Brent auf ein Zwölf-Jahres-Tief von rund 27 Dollar gerutscht. Dies hatte in der vorigen Woche auch Dax und EuroStoxx um 4,5 und 4,9 Prozent angeschoben. Nun bestehe das Risiko, dass die Stimmung an der Börse wieder kippe, sagte Analyst Andreas Paciorek vom Brokerhaus CMC Markets. Zu den größten Verlierern in Europa zählten denn auch die Ölwerte wie die britische BP, die britisch-niederländische Royal Dutch Shell , die französische Total und die italienische Eni mit zeitweiligen Kursverlusten von rund vier Prozent. Im Dax standen die Energiekonzerne RWE und E.ON unter Druck.

Auf der Gewinnerseite standen dagegen BMW mit einem Plus von rund einem Prozent ganz oben. Die Titel profitierten von einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs, die ein starkes erstes Quartal des Autobauers erwarten.

Auch die Bankenwerte zogen an: Deutsche Bank und Commerzbank gewannen je rund ein Prozent. Dazu trug auch Erleichterung über den Zwischenbericht von Morgan Stanley bei: Zwar wies die US-Investmentbank nur noch etwa halb so viel Gewinn wie zuvor aus, aber der lag immer noch über den Erwartungen. Im vorbörslichen US-Geschäft zogen Morgan Stanley um über zwei Prozent an.

Reuters