Ein Jahr ist es her, dass spekuliert wurde, ob der schweizerisch-britische Bergbau- und Handelsgigant Glencore sein Reich mit dem Kauf des Konkurrenten Rio Tinto noch erweitert. Zwölf Monate später geht es nicht mehr um die Expansion, sondern wegen stark gefallener Preise für Bodenschätze um die Existenz des viertgrößten Rohstoffunternehmens der Welt.
Wie dramatisch die Lage inzwischen ist, zeigt der Aktienkurs des hochverschuldeten Unternehmens, das stark von Kohle und Kupfer abhängig ist. Seit dem Börsengang ist der Kurs von sechs auf heute einen Euro zurückgegangen, allein zu Wochenbeginn fiel das Papier um über 31 Prozent unter den Schlusskurs vom vergangenen Freitag. Auch Glencore-Bonds verloren deutlich, die Pleitegefahr des Konzerns in den kommenden fünf Jahren wird am Markt für Kreditausfallversicherungen nun deutlich höher eingeschätzt.
Auslöser der aktuellen Turbulenzen war eine Studie des US-Investmenthauses Goldman Sachs. Demnach könne Glencore die Kreditvorgaben der Banken nicht mehr einhalten, sollten die Rohstoffpreise um fünf Prozent fallen. Dazu haben Ratingagenturen die Bonität von Glencore zuletzt gesenkt. Der Konzern steht mit rund 30 Milliarden Euro in der Kreide - das ist in etwa das Doppelte der Marktkapitalisierung des Konzerns.
Zur Kasse gebeten werden derzeit die Aktionäre. So beschloss die Führung um Chef Ivan Glasenberg vor drei Wochen eine Kapitalerhöhung sowie die Streichung der Dividende für 2015 und der Zwischenausschüttung 2016. Zudem sollen Investitionen gekürzt und Unternehmensteile verkauft werden. Die Nettoverschuldung soll um rund ein Drittel gesenkt werden.
Pluspunkt: Spekulative Anleger können wegen des rasanten Absturzes der Aktie bei positiven Nachrichten mit einer deutlichen Gegenbewegung rechnen. Etwa, wenn sich das Gerücht bewahrheitet, dass der Konzern seine Agrarsparte für zwölf Milliarden US-Dollar versilbern kann.
PG