Gold hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Obwohl es als Stabilisator gilt, gab der Preis im Corona-Crash vor einem Jahr deutlich nach. Danach erklomm das Edelmetall neue Höhen und notierte im vergangenen August erstmals über 2.000 Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm). Seither ging es mit dem Goldpreis tendenziell abwärts: Zurzeit liegt er bei rund 1.800 Dollar.
Ungeachtet der kurz- bis mittelfristigen Preisentwicklung ist Gold für viele Anleger ein probates Mittel, um das Vermögen zu diversifizieren. Das Edelmetall kann als Versicherung gegen Extremrisiken dienen und bietet einen gewissen Schutz vor Inflation.
Am bequemsten und günstigsten lässt sich mit ETCs in Gold investieren. Die Abkürzung steht für Exchange-traded Commodities, auf Deutsch: börsengehandelte Rohstoffe. Dahinter verbergen sich Wertpapiere, die dem Preis des Edelmetalls folgen. Sie sind als Inhaberschuldverschreibungen des jeweiligen Anbieters konzipiert und mit physischen Beständen gedeckt. Dazu erwerben die Emittenten große Mengen Gold: Die größten hierzulande verfügbaren Gold-ETCs halten mehr als 200 Tonnen.
Für Privatanleger sind 16 Gold-ETCs in Deutschland erhältlich (siehe Tabelle unten). Im Prinzip tun alle das Gleiche: Sie folgen dem Goldpreis. Doch im Detail gibt es einige Unterschiede.
Starke Auswirkungen hatte in den vergangenen Jahren die Entscheidung, ob ein Gold-ETC mit oder ohne Währungssicherung genutzt wird. Da der Goldpreis in Dollar berechnet wird, wirkt sich der Wechselkurs zum Euro auf die Rendite aus. So liegen Produkte mit Währungs-Hedge auf Jahressicht mit acht Prozent im Plus, während ungesicherte leicht im Minus notieren.
Über drei Jahre kehrt sich das Bild um. Der Zuwachs der währungsgesicherten Gold-ETCs bleibt knapp unter 25 Prozent, die Papiere ohne Absicherung konnten ihren Wert dagegen um beinahe 40 Prozent steigern.
Wer einen Gold-ETC lange halten will, sollte auf eine Währungsabsicherung verzichten. Fest steht, dass sie Geld kostet. Ob sie einen Mehrwert bringt, ist dagegen ungewiss, wie der Vergleich der Zeiträume zeigt. Nur wer sich kurz- oder mittelfristig in Gold-ETCs engagieren möchte und ausdrücklich eine Dollarschwäche erwartet, sollte zu währungsgesicherten Papieren greifen.
Entscheidendes Merkmal
Maßgeblich unterscheiden sich die ETCs beim Anspruch auf die Lieferung des Goldes. Einige Produkte ermöglichen den Anlegern, sich das verbriefte Gold zustellen zu lassen. Der Versand ist aber oft teuer. Eine kostenlose Lieferung ermöglicht nur die Börse Stuttgart mit ihren Produkten Euwax Gold und Euwax Gold II. Sie verlangt für den Versand von mindestens 100 Gramm oder einem Vielfachen keine Gebühren. Die Auslieferung kleinerer Mengen ist grundsätzlich bei keinem Anbieter sinnvoll, weil die Kosten überproportional zu Buche schlagen.
Kompliziert kann es bei Gold-ETCs werden, deren Emittenten im Ausland sitzen. Hier sind nicht nur die Lieferkosten verhältnismäßig hoch, teilweise benötigen Anleger auch spezielle Depots etwa bei der London Bullion Market Association, die den außerbörslichen Edelmetallhandel koordiniert.
Ob ein Anspruch auf Versand des Goldes besteht, hat darüber hinaus steuerliche Konsequenzen. ETCs, die vollständig mit Gold hinterlegt sind und einen Lieferanspruch verbriefen, unterliegen nicht der Abgeltungsteuer, sondern sind beim Verkauf als privates Veräußerungsgeschäft zu behandeln. Werden solche Produkte mehr als ein Jahr gehalten, sind etwaige Gewinne steuerfrei. Aber auch Verluste können dann nicht geltend gemacht werden. Das gilt unabhängig davon, ob der ETC an der Börse veräußert wird oder sich Anleger das Gold ausliefern lassen.
Damit ein ETC derart behandelt wird, muss der Anspruch problemlos umsetzbar sein. Dazu muss eine Stückelung zulässig sein, die jedem Anleger die Auslieferung ermöglicht. Für Xetra-Gold, den ETC der Deutschen Börse, hat der Bundesfinanzhof 2015 so entschieden, ebenso 2020 für Gold Bullion Securities von Wisdomtree. Beide bieten eine grammgenaue Lieferung an.
Unter diesen Bedingungen dürften auch Euwax Gold II, Wisdomtree Physical Swiss Gold und The Royal Mint Physical Gold von der Abgeltungsteuer befreit sein. Solange keine Urteile zu diesen Produkten vorliegen, ist das aber unsicher. Euwax Gold ist dagegen abgeltungsteuerpflichtig, weil die kleinste Einheit 100 Gramm beträgt. Eine uneingeschränkte Lieferung ist damit nicht möglich.
Anleger, die sich das Gold irgendwann zusenden lassen möchten oder keine Abgeltungsteuer zahlen wollen, fahren mit Euwax Gold II oder Xetra- Gold am besten. Wer ein Gold-Wertpapier möchte, das wie alle anderen Depotpositionen besteuert wird, sollte Papiere ohne Lieferanspruch wählen und auf eine niedrige jährliche Kostenquote achten.