Goldpreis: Die Profis werden immer mutiger
· Börse Online RedaktionWoche für Woche können sich die Goldmarktakteure erkundigen, wie sich an den Terminmärkten der Handel von Gold-Futures entwickelt hat. Vor dem Wochenende informiert darüber die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC). Unter anderem zeigt dieser sogenannte Commitments of Traders-Report auf, ob das allgemeine Interesse an Gold-Futures stärker oder schwächer geworden ist. Ablesbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). Erheblich aussagekräftiger sind allerdings andere Indikatoren: Das Update zeigt zum Beispiel auf, in welche Richtung sich per Saldo die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht entwickelt haben. Dabei erfahren Anleger dann, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
In der Woche zum 12. September ging es mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures erneut bergauf. So kletterte die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 566.814 auf 580.606 Futures (+2,4 Prozent), das höchste Niveau seit Ende September 2016. Auch die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten tendierte höher und legte auf Wochensicht von 261.807 auf 272.098 Futures (+3,9 Prozent) zu, den höchsten Wert seit fast 12 Monaten. Die treibende Kraft dieses Optimismus waren wieder einmal vor allem die Großspekulanten. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich innerhalb einer Woche von 245.298 auf 254.760 Kontrakte (+3,9 Prozent) erhöht. Besonders interessant: Seit Mitte Juli hat sich dieser Wert mehr als vervierfacht. Auch Kleinspekulanten sind optimistischer geworden, und haben ihre Netto-Long-Position auf Wochensicht von 16.509 auf 17.338 Futures (+5,0 Prozent) hochgefahren.
Auf Seite 2: Investoren ignorieren Nordkorea
Nordkoreas kommunistisches Regime will einfach keine Ruhe geben. In der vergangenen Woche drohte das Land, Japan zu "versenken" und dem Kernland USA "Asche und Finsternis" an. Außerdem feuerte das Regime erneut eine Rakete über Japan in Richtung USA. Blickt man auf die Reaktion des Goldpreises auf diese erneuten Provokationen scheinen Anleger den Diktator mittlerweile kaum noch ernst zu nehmen. Das gelbe Edelmetall ignorierte das Kriegsgeschrei von der koreanischen Halbinsel weitestgehend. Wenige Tage zuvor meinten zudem Analysten der im Rohstoffsektor angesehenen US-Investmentbank Goldman Sachs, dass nicht die Nordkorea-Krise, sondern vielmehr die chaotische Politik von US-Präsident Donald Trump den Goldpreis Anfang September auf den höchsten Stand seit 13 Monaten gehievt habe. Im Grunde genommen kann es Anlegern egal sein, welcher Einflussfaktor den Krisenschutz gerade nach oben verhilft. Argumente zum Goldkauf sind derzeit ohnehin reichlich vorhanden.
Aus charttechnischer Sicht hat sich beim Goldpreis die Lage im September leicht eingetrübt. Unmittelbar vor den im Bereich von 1.360 Dollar angesiedelten Widerständen drehte das Edelmetall nach unten. Dadurch lieferte der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit dem Verletzen der Marke von 70 Prozent ein klares Ausstiegssignal. Gegenwärtig droht ein Test der markanten Unterstützungszone, die zwischen 1.310 und 1.320 Dollar verläuft. Um zusätzlichen Verkaufsdruck zu vermeiden, sollte die psychologisch wichtige Marke von 1.300 Dollar möglichst nicht verletzt werden. Im Zuge der Preisrally in den Sommermonaten Juli und August drehte die langfristige 200-Tage-Linie deutlich nach oben. Chartorientierte Investoren interpretieren eine solche Entwicklung als Trendwechselsignal. Auf "Grün" dürften die charttechnischen Ampeln wohl erst springen, wenn Gold in Richtung 1.400 Dollar läuft. Danach sieht es derzeit aber noch nicht aus.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.