Es sei jetzt die Zeit gekommen, sich zurückzuziehen und "die Rolle von stolzen Eltern einzunehmen", schrieben Page und Brin in einem Blog-Posting. Damit übernimmt Sundar Pichai künftig alleine die Leitung des Mutterkonzerns Alphabet. Pichai ist nun nicht mehr nur für das Tagesgeschäft verantwortlich, sondern muss künftig auch Angriffe von vielen Seiten abwehren.
Auf den frisch gekürten Alphabet-Chef warten nicht nur Auseinandersetzungen mit Regulatoren, die weltweit den Suchmaschinenbetreiber unter die Lupe nehmen, sondern auch Angriffe von US-Präsident Donald Trump. Dieser wirft dem Konzern eine Bevorzugung anderer Kandidaten vor. Mit dem Abtritt von Page und Brin von der großen Bühne könnte sich Alphabet nach Einschätzung von Investoren auch von seinen unorthodoxen Managementmethoden abwenden und sich stärker als eine auf Gewinn fokussierte Technologiefirma präsentieren. Ein Investment-Stratege erwartete zügigere Entscheidungen mit nur noch einem Mann an der Spitze.
Page und Brin leiteten den Schritt bereits vor Jahren ein und tauchten zuletzt immer seltener auf öffentlichen Veranstaltungen oder Firmen-Events auf. Pages Rückzug in den Hintergrund hatte bereits Kritik sowohl von Angestellten als auch Politikern auf sich gezogen, die bei kritischen Themen gerne von ihm selber Antworten gehabt hätten.
Page und Brin hatten Google vor 21 Jahren in einer Garage gegründet. Alphabet ging 2015 aus einer Umstrukturierung hervor. Unter dem Dach der Konzernmutter sind mehr als ein Dutzend Unternehmen aufgestellt, darunter Waymo, das Geschäft mit selbstfahrenden Autos und die Medizin-Tech-Firma Verily. Google mit der Videoplattform YouTube macht aber weiterhin den Löwenanteil des Konzerngeschäfts aus. Page überließ bereits damals die Leitung von Google Pichai, weil er sich als Alphabet-Chef stärker um neue Geschäftsfelder kümmern wollte. Brin übernahm die Rolle als Präsident von Alphabet, die nun wegfällt, und widmete sich der Robotik, Gesundheitsprojekten sowie weiteren Forschungsthemen.
Trotz des Rücktritts können die beiden 46-jährigen Gründer auch künftig Einfluss nehmen. Zum einen sollen sie weiter im Verwaltungsrat sitzen. Zum anderen üben Page und Brin durch ihre Vorzugsaktien Kontrolle aus. Page hielt nach Angaben vom April 26,1 Prozent der Stimmrechte, Brin 25,25 Prozent, Pichai dagegen weniger als ein Prozent. Die Alphabet-Aktie legte nach der Ankündigung nach US-Börsenschluss leicht zu.
rtr