Die drei Versicherer im DAX haben allesamt Geschäftszahlen fürs zweite Quartal vorgelegt. Die Serie starker Quartalsergebnisse lockt Anleger in den Versicherungssektor, die drei Dividenden-starken Werte legten weiter zu. Das Papier von Munich Re markierte sogar den höchsten Stand seit knapp 23 Jahren. Analysten sind zuversichtlich, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzt.
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re (ehemals Münchener Rück) wird trotz eines Gewinnrückgangs im abgelaufenen Quartal etwas optimistischer für 2023. Angesichts von 2,4 Milliarden Gewinn im ersten Halbjahr sei die Wahrscheinlichkeit gestiegen, den angepeilten Jahresüberschuss von 4 Milliarden Euro zu übertreffen, teilte der DAX-Konzern am Donnerstag mit.
Begünstigt werden die Hoffnungen von den erzielten Preiserhöhungen in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung. Allerdings hänge die Entwicklung auch von Naturkatastrophen und anderen Großschäden in der zweiten Jahreshälfte ab. Im zweiten Quartal ging der Gewinn jedoch zurück. Die Munich Re verdiente unter dem Strich 1,15 Milliarden Euro und damit 27 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Die Aktien des Rückversicherers reagierten am Donnerstag sehr positiv auf den Ausblick, den angepeilten Jahresüberschuss übertreffen zu können. Die Anteilsscheine der Munich Re erreichten mit 356,10 Euro sogar den höchsten Stand seit dem Jahr 2001. Gemeinsam mit den Papieren von Allianz und Hannover Rück, die am Mittwoch Zahlen vorgelegt haben, zählten alle drei Titel zu den größten Gewinnern im DAX. Am Freitag gibt die Munich-Re-Aktie in abgeschwächtem Umfeld auf 350 Euro leicht nach.
Einschätzungen zur Aktie von Munich Re
Zwei Analysten haben ihre Kursziele für die Munich-Re-Aktie nun weiter hochgeschraubt. Die Privatbank Berenberg sieht nach den Quartalszahlen ein 12-Monats-Kursziel von 400 Euro statt zuvor 385 Euro. Die Einstufung bleibt auf "Buy". Sämtliche Geschäftseinheiten entwickelten sich deutlich besser als der Rückversicherer ursprünglich angenommen habe, schrieb Analyst Tryfonas Spyrou in einer aktuellen Studie. Der Experte erhöhte auch seine Dividendenprognosen für die Jahre 2023 bis 2025.
Die DZ Bank ist etwas zurückhaltender, hat den fairen Wert für Munich Re aber ebenfalls angehoben von 372 auf nun 382 Euro (Einstufung "Kaufen"). Der Rückversicherer habe ein versicherungstechnisch ausgezeichnetes Ergebnis für das zweite Quartal berichtet, schrieb Analyst Thorsten Wenzel. Profitiert habe der Konzern von dem außergewöhnlich günstigen Marktumfeld in der Schaden-Rückversicherung, in dem es möglich gewesen sei, Preiserhöhungen durchzusetzen, die die Inflation überkompensieren.
BÖRSE ONLINE hat die Aktie von Münchener Rück ebenfalls zum Kauf empfohlen und ein Kursziel von 395 Euro ausgegeben.
Allianz steigert Quartalsgewinn
Die Allianz konnte dank höherer Preise für Versicherungsschutz im Q2 einen überraschend deutlich gestiegenen Gewinn verbuchen. Unter dem Strich erreichte der Versicherungskonzern einen Überschuss von 2,3 Milliarden Euro – rund 18 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damals hatten hohe Abschreibungen das Ergebnis belastet. Trotzdem mochte der Vorstand um Konzernchef Oliver Bäte seine Prognose für das laufende Jahr bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Donnerstag nicht anheben. Noch nicht. Man sei eben vorsichtig, erklärte der Finanzvorstand Giulio Terzariol in einer Telefonkonferenz mit Journalisten die vornehme Zurückhaltung.
Die Allianz-Aktie stieg zwischenzeitlich bis auf 225 Euro zu und erreichte den höchsten Stand seit Anfang Mai. Am Freitagmittag notiert der Wert in abgeschwächtem Umfeld bei 224,85 Euro kaum schwächer.
Einschätzungen zur Allianz-Aktie
Berenberg bleibt für die Allianz-Aktie optimistisch. Nach einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen heißt es weiterhin "Buy", das Kursziel lautet 309 Euro. Das Management des Versicherers habe vor Zuversicht gestrotzt, schrieb Analyst Michael Huttner am Freitag. Dies stütze seine Erwartung, dass die Allianz bei der Bekanntgabe der Zahlen zum dritten Quartal im November die Jahresziele anheben und einen zusätzlichen Aktienrückkauf von bis zu 1,5 Milliarden Euro ankündigen wird.
Die DZ Bank hat den fairen Wert für Allianz nach den Quartalszahlen von 250 auf 255 Euro angehoben und die Einstufung auf "Kaufen" belassen. Die Allianz habe in ihren Versicherungssegmenten gute Ergebnisse erzielt, der Ausblick erscheine konservativ, schrieb Analyst Thorsten Wenzel. Er verwies zudem auf die Aktienrückkäufe und die Dividende für 2023 und die damit verbundene hohe Ausschüttungsrendite.
Auch BÖRSE ONLINE rät weiter zum Kauf der günstig bewerteten Allianz-Aktie, ist mit einem Kursziel von 260 Euro aber noch bescheiden. Einen Stopp sollten Anleger bei dem Wert mit einer Dividendenrendite von starken sechs Prozent etwa fünf Prozent unter der 200-Tage-Linie setzen und mitziehen.
Hannover Rück auf dem Weg zu Rekordgewinn
Der Rückversicherer Hannover Rück sieht sich dank gestiegener Preise und geringerer Großschäden auf Kurs zu einem weiteren Rekordgewinn in diesem Jahr. Nach einem Gewinn von 960 Millionen Euro im ersten Halbjahr hat Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz für 2023 weiterhin einen Überschuss von mindestens 1,7 Milliarden Euro im Auge. Allerdings zeichnen sich mit den Waldbränden in Südeuropa und den Überschwemmungen in Slowenien die nächsten Großschäden ab. Auch die Hurrikan-Saison in den USA und der Karibik ist noch lange nicht vorbei.
Die Aktien der Hannover Rück schwächelten nach den Zahlen am Mittwoch, schafften als Spitzenreiter im DAX am Donnerstag aber ein Kursplus von vier Prozent auf 202,20 Euro. Damit steuerten die Papiere auf ihr in der ersten Juni-Woche erreichtes Rekordhoch von 206,80 Euro zu. Am Freitag sind die Aktien von Hannover Rück nach einer Abstufung indes etwas gefallen. Die Investmentbank Bank of America hat die Papiere des Rückversicherers zuvor von "Neutral" auf "Underperform" gesenkt. Mit einem Minus von zwei Prozent auf 198,35 Euro gehören sie am Freitag zeitweise zu den schwächsten Werten im Leitindex.
Einschätzungen zur Aktie von Hannover Rück
Andere Analysten sind optimistischer für den DAX-Konzern. Deutsche Bank Research hat die Einstufung für Hannover Rück nach Geschäftszahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 210 Euro belassen. Das operative Geschäft des Rückversicherers habe sich stark entwickelt, schrieb Analyst Hadley Cohen in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Enttäuscht habe allerdings die Schaden-Unfall-Rückversicherung.
Die US-Bank JPMorgan hat das Kursziel für Hannover Rück von 235 auf 240 Euro leicht angehoben und die Einstufung auf "Overweight" belassen. Analyst Kamran Hossain erhöhte auch seine Gewinnschätzungen für die Jahre 2024 und 2025. Der Rückversicherer befinde sich auf einem guten Weg, sein Ziel für den Nettokonzerngewinn in diesem Jahr zu übertreffen.
Berenberg-Experte Tryfonas Spyrou sieht das Unternehmen ebenfalls auf einem guten Weg zu seinem Gewinnziel für das laufende Jahr. Hossain traut den Niedersachsen sogar zu, dieses zu übertreffen. Dennoch sieht er den DAX-Wert nur als Halte-Position mit einem Kursziel von 200 Euro. BÖRSE ONLINE hat vor ein paar Monaten ein Kursziel von 225 Euro für den Hannoverschen Konzern ausgegeben.
Fazit: Längerfristig bleiben alle drei Versicherungs-Aktien aussichtsreich. Die Dividendenrenditen zwischen 3,3 (Hannover Rück) und 5,8 Prozent (Allianz) sind ein lukratives Zubrot.
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(Mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz, Munich Re.
Der Autor dieses Artikels ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz, Munich Re.