von Christine Romar, Anlagezertifikate-Expertin der Citigroup

Beim DAX sind 100 Punkte, 200 Punkte oder sogar noch mehr als Tagesschwankungen aktuell eher die Regel als die Ausnahme. Zurückzuführen sind die starken Ausschläge auf die diversen Unsicherheitsfaktoren, denen sich die europäischen Aktienmärkte derzeit ausgesetzt sehen. Neben der Ukraine-Krise, dem starken Ölpreisverfall und den Unsicherheiten aus Griechenland sind auch die zumindest subjektiv gestiegene Terrorgefahr und Währungsturbulenzen ins Feld zu führen.

Dabei lässt sich die hohe Nervosität der Anleger auch an der Entwicklung des VDAX-New ablesen. Wie eine Fieberkurve drückt der von der Deutschen Börse AG berechnete Volatilitätsindex die für die Zukunft erwartete Schwankungsbreite des wichtigsten deutschen Aktienbarometers aus. Ein hoher Stand zeigt hohe Schwankungserwartungen und damit nervöse Märkte an, bei niedrigen Werten erwarten die Anleger für die Zukunft tendenziell eher ruhiges Fahrwasser. Abgeleitet wird die im Fachjargon als implizite Volatilität bezeichnete Größe aus Preisen von DAXOptionen mit einer Restlaufzeit von 30 Tagen. Und diese sind derzeit deutlich teurer als noch vor gut zwei Monaten.

Für den klassischen Aktienanleger ist diese Entwicklung natürlich überaus unangenehm. Es gibt aber Anlageprodukte, deren Konditionen sich aufgrund der gestiegenen Nervosität an den Märkten in letzter Zeit erheblich verbessert haben - und bei denen sich ein Einstieg deshalb gerade jetzt besonders lohnen kann. Hierzu zählen etwa Discountzertifikate. Sie setzen sich aus dem Basiswert - zum Beispiel dem DAX - und dem Verkauf einer Kaufoption (Call) auf diesen zusammen. Je höher nun aber die implizite Volatilität, desto üppiger fallen auch die Optionsprämien und damit verbunden die Rabatte aus, die den Käufern der Discountzertifikate im Vergleich zu einem Direktinvestment in den Basiswert gewährt werden können. Im Gegenzug gibt es eine Begrenzung bei den Gewinnen - den sogenannten Cap.

So lassen sich mit Discountern auf den DAX bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und einem Cap auf Höhe des aktuellen Indexniveaus derzeit Seitwärtsrenditen (gleichbleibender oder steigender DAX) von acht Prozent erzielen. Anfang Dezember waren es noch sieben Prozent. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich aktuelle Stimmungen und Erwartungen sowie die daraus resultierenden Veränderungen bei der impliziten Volatilität in den Preisen kurz laufender Optionen deutlich stärker widerspiegeln als bei solchen mit längerer Laufzeit. Aus diesem Grund sind es auch gerade die Konditionen von Discountzertifikaten mit kurzen Restlaufzeiten, die sich in den vergangenen Wochen besonders stark verbessert haben. So lassen sich mit DAX-Discountern, die Ende Juni fällig werden, bei einem Cap auf Höhe des aktuellen Indexniveaus aufs Jahr umgerechnete Seitwärtsrenditen von bis zu 12,5 Prozent realisieren, bei dreimonatiger Restlaufzeit (Fälligkeit Mitte Mai) sind es sogar über 14 Prozent per annum.

Sollten die Märkte wieder etwas mehr zur Ruhe kommen, wird dies vice versa auch zu einem Rückgang der impliziten Volatilität führen. Bei per saldo unveränderten DAX-Kursen hätte dies bei den erworbenen Discountern einen zusätzlichen, nicht mit dem Abbau der Restlaufzeit in Zusammenhang stehenden Kursanstieg zur Folge. Dieser Zuwachs könnte dann durch einen Verkauf vor Fälligkeit realisiert werden. Eine weitere Herausforderung für Anleger ist das Timing-Problem, dem sie bei Schaukelbörsen grundsätzlich ausgeliefert sind. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich ein Direkteinstieg in der jetzigen Situation aufgrund neuer Meldungen bereits in kürzester Zeit als zu teuer erweist. Bei Discountzertifikaten kann dies zwar auch geschehen, das Timing- Problem wird wegen des hohen Preisabschlags, den die Rabattpapiere gegenüber dem DAX oder auch einzelnen Aktien derzeit bieten, aber stark abgemildert. Im Umfeld hoher Volatilität sind Discounter also eine gute Alternative zum Direktinvestment.

Christine Romar

Romar ist Director Warrants & Certificates bei der Citigroup Global Markets Deutschland AG. Sie ist für den Bereich der Anlagezertifikate bei Citi verantwortlich. Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten für Unternehmen, institutionelle und private Investoren permanent am deutschen Markt vertreten und gehört damit zu den Pionieren der deutschen Derivatebranche.