Zum fünften Mal in Folge erzielte die Hannover Rück einen Rekordgewinn: 1,17 Milliarden Euro, 1,8 Prozent mehr als im Vorjahr - der zweite Milliardengewinn nach 2015. Das operative Ergebnis (Ebit) lag bei 1,69 Milliarden Euro. 2016 sei insgesamt ein gutes Jahr gewesen, fasste Chef Ulrich Wallin am Donnerstag in Hannover zusammen. Der Grund: Es habe deutlich weniger Großschäden als erwartet gegeben. Die Rendite durch Kapitalanlagen habe leicht über der Erwartung gelegen.

An diesem Ergebnis wolle der Konzern auch die Aktionäre teilhaben lassen, sagte Wallin. Die Hannover Rück schüttet zur Hauptversammlung am 10. Mai mehr als die Hälfte des Gewinns aus. Die Dividende steigt um 0,25 Euro auf 3,50 Euro. Die Sonderdividende von 1,50 Euro bleibt gleich. Damit erhalten Aktionäre fünf Euro je Aktie. "Die Dividende ist seit 2009 konstant attraktiv". Das wollen die Niedersachsen so beibehalten. Auch im kommenden Jahr könne die Ausschüttung ähnlich hoch sein - der Vorstand will überschüssiges Kapital lieber über Sonderdividenden als über Aktienrückkäufe an die Anleger zurückgeben.

Die Prämieneinnahmen sanken 2016 um 4,2 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro. Dieser Wert läge aber im Rahmen der Erwartungen, sagte Wallin. Durch die niedrigen Zinsen und den hohen Preisdruck sei für die Hannover Rück aber "der Ertrag wichtiger als der Umsatz." Im Fokus stände, Gewinne mit den vorhandenen Mitteln zu erzielen, anstatt die Einnahmen durch Prämien zu steigern.

Die Hannover Rück ist solide finanziert. Das Eigenkapital wuchs von 8,07 Milliarden auf 9 Milliarden Euro. Da dieses stärker zunahm als der Gewinn, sank die Eigenkapitalrendite von 14,7 Prozent auf 13,7 Prozent. Im Vergleich zur Konkurrenz sei dies der beste Wert, betonte Wallin.

Der Rückversicherer verdiente auch operativ: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote lag im vergangenen Jahr bei 93,7 Prozent, nach 94,4 Prozent im Vorjahr. Diese Kennzahl gibt das Verhältnis von Ausgaben für Schäden zu Prämieneinnahmen. Je geringer diese Kennzahl ist, desto profitabler arbeitet das Unternehmen.

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Erfolge in der Schaden-Rückversicherung



Das wettbewerbsintensive Geschäftsfeld Schaden-Rückversicherung brachte den größten Teil des Ebits ein. Operativ erzielte die Hannover Rück 1,34 Milliarden Euro. Der Gewinn stieg um 3,8 Prozent auf 949,9 Millionen Euro. "Das historisch beste Ergebnis in der Schaden-Rückversicherung, nach dem schon sehr guten im Vorjahr," sagte Wallin. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote lag bei 93,7 Prozent, nach 94,4 Prozent im Vorjahr: Die Niedersachsen verbesserten die Versicherungstechnik und wickelten nicht benötigte Reserven aus den Vorjahren ab. Aber der Rückversicherer nahm in dieser Sparte weniger Prämien ein - Das Volumen sank um 1,4 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro.

Naturkatastrophen und von Menschen gemachte Großschäden kosteten die Hannover Rück im Vergleich zum Vorjahr neun Prozent mehr: Die Ausgaben dafür stiegen auf 626,6 Millionen Euro, waren aber um 200 Millionen Euro geringer als geplant. Wallin schätzte sie als "moderat" ein.

Den größten Schaden verursachten die Waldbrände im kanadischen Bundesstaat Alberta im Frühjahr. 127,9 Millionen Euro gab die Hannover Rück für die Zerstörung von Wald und Gebäuden und die Evakuierung der Menschen aus. Dies war der größte Schaden durch Naturkatastrophen in ganz Kanada.

Auch Hurrikan "Matthew", der Anfang Oktober über die Karibik und Teile Floridas zog, war für die Hannover Rück teuer. 70,3 Millionen Euro gaben die Niedersachsen dafür aus. Damit seien sie aber noch "recht glimpflich" davongekommen - "zufallsbedingt": Die Bahn des Hurrikans änderte sich und traf nicht auf ganz Florida.



Die Schaden Kosten-Quote im Transportgeschäft war mit 38,5 Prozent "ausgesprochen gut": Denn 2016 wickelte die Hannover Rück Reserven zurückliegender Schäden ab - von Hurrikan "Sandy" über New York und der Havarie der Costa Concordia im Jahr 2012 und der Explosion der Ölplattform Deepwater Horzion 2010.

Im Kredit-Geschäft hingegen waren die Ausgaben höher als die Einnahmen - die Schaden Kosten-Quote lag hier bei 103,9 Prozent. Denn in Schwellenländern stiegen die Ausgaben in der Kreditversicherung: Die Insolvenzen nahmen zu.

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Weniger Prämien in der Personen-Rückversicherung



Im Personen-Rückversicherungsgeschäft erzielten die Hannoveraner 2016 ein operatives Ergebnis in Höhe von 343,3 Millionen Euro nach 405 Millionen Euro im Vorjahr. Durch Prämien nahmen die Niedersachsen im vergangenen Jahr 7,5 Prozent weniger ein - 7,1 Milliarden Euro. Der Grund: Einige große Verträge vielen weg.

Den größten Teil des operativen Ergebnisses in der Personen-Rückversicherung brachte die Sparte "Financial Solutions" ein. Darin erzielte der Konzern ein operatives Ergebnis von 168 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es jedoch noch 203,2 Millionen. In diesem Geschäftsfeld unterstützt der Rückversicherer Kunden etwa beim Aufbau eigener Unternehmen - indem er Vertragsrisiken übernimmt und erwartete Gewinne vorfinanziert. "Dieser Bereich ist sehr profitabel für die Rückversicherung und sehr wertvoll für die Kunden," sagte Wallin.

Niedrige Zinsen problematisch für Kapitalanlage



Vor Probleme stellten die Hannover Rück im vergangenen die niedrigen Zinsen der EZB. Aus selbstverwalteten Kapitalanlagen erzielten die Niedersachsen 1,22 Milliarden Euro. Die Rendite sank von 3,5 Prozent auf drei Prozent. Aber: Knapp die Hälfte des Kapitals sind im US-Dollarraum angelegt. Dort sind die Zinsen höher. Der Bestand der Anlagen stieg um 2,5 Milliarden auf 41,8 Milliarden Euro.





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Hannover Rück für 2017 optimistisch



Wallin zeigte sich für das laufende Geschäftsjahr optimistisch: "Wir erwarten auch 2017 wieder ein gutes Jahr." In der Personen-Rückversicherung sollen die Prämien um einige Prozent wachsen. Dies begründete er mit den neuen Verträgen im Financial Solutions-Bereich. Für Großschäden ist ein Budget von 825 Millionen Euro eingeplant.

Finanzvorstand Roland Vogel geht aber auch von einer niedrigeren Rendite durch die Kapitalanlage aus - rund 2,7 Prozent, nach aktuell drei Prozent. Der Gewinn werde zum 31.Dezember 2017 auch wieder mehr als eine Milliarde Euro betragen. In diesem Fall solle es wieder eine Sonderdividende geben. "Wir glauben, dass wir unsere Marktposition weiter ausbauen," sagte Wallin.

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Einschätzung zur Aktie



Am Donnerstag geriet die Hannover Rück-Aktie trotz der guten Zahlen unter Druck. Sie fiel zeitweise um zwei Prozent, drehte dann aber und schloss bei 106,2 Euro.

Im Sechsmonatszeitraum stieg die Aktie um knapp 15 Prozent. Nach dem Jahreshoch am vergangenen Mittwoch ist sie um 1,27 Prozent gefallen.

Die Hannover Rück-Aktie lockt mit einer Dividende von fünf Euro. Das entspricht einer Rendite von rund 4,68 Prozent.

Chancen ergeben sich für die Aktie durch steigende Zinsen in den USA. Durch Beteiligung an Start-Ups erschließt die Rückversicherung neue Geschäftsfelder, um etwa die junge Zielgruppe zu erreichen. Durch das hohe Kapitalpolster und die konservative Budgetplanung sind die Hannoveraner vor extremen Schäden gut geschützt. Der Ausblick ist zuversichtlich. Das operative Ergebnis für 2016 habe den Erwartungen entsprochen, sagte der RBC Capital -Analyst Kamran Hossain in einer Studie vom Donnerstag.

Problematisch bleibt der anhaltende Preiskampf in der Rückversicherungsbranche. Bereits Ende des vergangenen Jahres musste die Hannover Rück die Preise senken. Vor Problemen steht der Rückversicherer, wenn die Zinsen auch in den USA niedrig bleiben und somit die Kapitalanlagerendite weiter sinkt. Die gesamte Branche findet derzeit nicht genügend lukratives Neugeschäft zu finden, wodurch die Kapitalpolster nur schwer Gewinne bringen. Der Nachteil an den wenigen Schäden durch Katastrophen: wenn die Ausgaben dafür niedrig sind, haben die Rückversicherer wenig Spielraum in Verhandlungen mit Erstversicherern wie der Allianz. Analysten kritisieren, dass das gute Ergebnis teilweise nur durch die Auflösung von Reserven zustande gekommen sei.

Empfehlung: Beobachten.

Kursziel: 108, 00 Euro

Stoppkurs: 102,65 Euro