Das vor knapp zwei Jahren angekündigte Ziel einer CO2-neutralen Pkw-Neuwagenflotte bis 2039 solle früher erreicht werden. Einen konkreten Zeitrahmen und Absatzziele dazu nannte er nicht. Bisher hatte sich die Pkw-Tochter Mercedes-Benz Cars bis 2030 einen Absatzanteil elektrifizierter Autos von mehr als 50 Prozent vorgenommen. Knapp die Hälfte der Modelle sollte dann rein elektrisch sein, der Rest Plug-in-Hybride, die für lange Strecken mit Benzin oder Diesel fahren.

Die Konkurrenten Audi und BMW nannten ehrgeizigere Ziele für 2030: Bei der Marke mit den vier Ringen sollen dann 70 Prozent der Modelle reine E-Autos sein. BMW will mindestens die Hälfte des weltweiten Absatzes mit vollelektrischen Autos einfahren. Die schwedische Premiummarke Volvo will Ende des Jahrzehnts gar keine Verbrennerautos mehr im Programm haben.

Die Autoindustrie muss den Umstieg schneller vorantreiben, weil die Europäische Union ihr in diesem Jahr schärfere Vorgaben zur CO2-Reduktion machen will. Nach derzeitigem Stand müssen Pkw-Neuwagenflotten bis 2030 rund 37,5 Prozent weniger CO2 ausstoßen als heute. Im Gespräch ist, die Vorgabe in dem für Herbst erwarteten Gesetz auf etwa 50 Prozent zu verschärfen. Der Abschied vom Verbrenner könnte außerdem forciert werden, wenn die neue Abgasnorm Euro-7 so streng ausfällt, wie die Autoindustrie derzeit befürchtet.

PISCHETSRIEDER NUR ÜBERGANGSLÖSUNG?


Auf der Hauptversammlung wird der Stabswechsel im Aufsichtsrat vollzogen. Mit dem Abschied des langjährigen Vorsitzenden Manfred Bischoff gehe eine Ära zu Ende, sagte Källenius. In seinen 14 Jahren als Leiter des Kontrollgremiums habe Bischoff (78) ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte geprägt. "Dieses Unternehmen ist hervorragend für die Zukunft gerüstet. Das ist zu großen Teilen sein Verdienst." Nachfolger sollte ursprünglich Källenius Vorgänger Dieter Zetsche werden. Dieser hatte sich aber zurückgezogen, nachdem Investoren ihm auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr vorgeworfen hatten, für Dieselabgasmanipulationen bei Mercedes verantwortlich zu sein und den Wandel zur Elektromobilität zu zögerlich eingeleitet zu haben. Bischoffs Posten soll jetzt Bernd Pischetsrieder übernehmen. Der Automanager war in den 90er Jahren Chef von BMW und Anfang des Jahrtausends vier Jahre lang VW-Konzernchef. Auch diese Personalentscheidung stößt auf Kritik von Aktionären. Der 73-Jährige könne nur ein Übergangslösung sein, erklärte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit von Deka Investment. Die Chance auf einen Generationswechsel und einen Neuanfang sei leider vertan worden. Denn Pischetsrieder stehe "für die traditionelle alte Verbrennerwelt und nicht für Internationalität, Elektromobilität und Digitalisierung."

ZUVERSICHT IM ERSTEN QUARTAL


"Das Jahr 2020 war für Daimler das herausforderndste in meiner Amtszeit als Aufsichtsratsvorsitzender", erklärte Bischoff. Daimler habe den Stresstest der Corona-Pandemie mit Bravour auch dank Einsparungen bestanden. Die Strategie sei "in Richtung" Klimaschutz überarbeitet worden.

Der Stuttgarter Autobauer hatte im vergangenen Jahr trotz eines zweistelligen Rückgangs von Absatz und Umsatz aufgrund der Corona-Krise den Gewinn gegenüber dem schwach ausgefallenen Vorjahr gesteigert. Das auf die Daimler-Aktionäre entfallende Konzernergebnis stieg um 50 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Dazu trugen auch kräftige Kostensenkungen, unter anderem durch Personalabbau und Kurzarbeit, bei. Die Dividende soll auf 1,35 Euro nach 90 Cent je Aktie im vergangenen Jahr steigen. Im laufenden Jahr sollen Absatz, Umsatz und operatives Ergebnis deutlich über Vorjahr liegen. Im ersten Quartal habe sich der positive Trend trotz des derzeit akuten Mangels an Halbleitern, der zu Produktionsausfällen führte, fortgesetzt. Der Pkw- und Van-Absatz werde über dem des Vorjahresquartals liegen.

rtr