Auf dem Zementmarkt entsteht ein neuer Riese: Vermutlich im ersten Halbjahr werden der Schweizer Konzern Holcim und das französische Unternehmen Lafarge ihre im vergangenen April angekündigte Fusion abschließen und als Branchenprimus unter einem Dach firmieren. Vom Megadeal sollte auch die deutsche HeidelbergCement profitieren. "Da Holcim und Lafarge untereinander nicht mehr konkurrieren, dürfte der Preisdruck in dem Segment abnehmen", sagt Thomas Klee, Analyst bei der LBBW.

Im Gegensatz zu seinen Kollegen ist HeidelbergCement-Vorstand Bernd Scheifele von Fusionen wenig überzeugt. Seiner Meinung nach bleibt die angestrebte Effizienz meist auf der Strecke. Sein Unternehmen soll vielmehr aus eigener Kraft wachsen. Das schließt Zukäufe nicht aus. Den Schwerpunkt legt Scheifele aber auf eine Verbesserung des Kreditprofils.

Zu dieser Strategie passt der kurz vor Weihnachten bekannt gegebene Verkauf des Business mit Bauprodukten. Ziegel und Betonfertigteile passen laut Scheifele nicht mehr zum Kerngeschäft. HeidelbergCement will sich vor allem auf die Veredelung von Rohstoffen für seine Kernprodukte Zement und Transportbeton konzentrieren.

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Raus aus dem Schrottsegment

Durch den Verkauf der bei Hanson Building Products gebündelten Aktivitäten an den Finanzinvestor Lone Star fließen HeidelbergCement rund 1,16 Milliarden Euro zu. Die Einnahmen will Scheifele zum Abbau der Schulden nutzen. Diese waren im Zuge der Übernahme des britischen Unternehmens Hanson im Jahr 2007 auf 14 Milliarden Euro gestiegen. Bislang konnten die Verbindlichkeiten auf 7,6 Milliarden Euro reduziert werden. Am Ziel ist der Konzern damit aber noch nicht. Scheifeles Zielmarke steht bei 6,5 Milliarden Euro.

Die Reduzierung der Schulden soll dem DAX-Konzern ein besseres Rating verschaffen. Derzeit wird HeidelbergCement mit "Ba1" beurteilt. Im Bereich Non-Investment- Grade ist das die beste Note. Der Ausblick wird mit stabil eingestuft. "Sollte der Konzern auch im ersten und zweiten Quartal weiterhin gute Ergebnisse erzielen, könnte Moody’s den Ausblick auf positiv anheben und gegen Ende des Jahres das Unternehmen mit Investment-Grade einstufen", sagt Analyst Klee. In der Regel gehen Ratingverbesserungen mit Kurssteigerungen der Anleihe einher.

Die Chancen für eine bessere Bonitätsnote stehen nicht schlecht. So habe nach Einschätzung Klees der Druck auf die Währungen in den für HeidelbergCement wichtigen Schwellenländermärkten nachgelassen. Vor allem aber profitiert der Konzern weiterhin vom Aufschwung in den USA und Großbritannien. Dank der wirtschaftlichen Erholung in den beiden Ländern erzielte HeidelbergCement im dritten Quartal des Jahres 2014 das beste operative Ergebnis seit Beginn der Finanzkrise vor mehr als sechs Jahren.

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