Er hat Wort gehalten. Allen Unkenrufen zum Trotz ist Gerold Linzbach das gelungen, was kaum jemand für möglich gehalten hatte: Mit einem rigiden Sparkurs hat der Manager den Maschinenbauer Heidelberger Druck wieder auf Kurs gebracht. Am kommenden Donnerstag kann Linzbach mit gutem Gewissen bei der Hauptversammlung vor die Aktionäre treten. Zwar kriselt es in der Branche noch immer, doch nach fünf Jahren in den roten Zahlen ist Heidelberger Druck mit vier Millionen Euro Nettogewinn im Ende März zu Ende gegangenen Geschäftsjahr in die Gewinnzone zurückgekehrt.

"Wir haben die erste Etappe erreicht. Unsere Finanzierung ist stabil und bis 2017 gesichert", sagte Finanzvorstand Dirk Kaliebe zur BÖRSE ONLINE-Schwesterzeitung €uro am Sonntag. HeidelDruck geriet in der Finanzkrise stark ins Schlingern, als viele Druckereien schließen mussten. Noch im Vorjahr hatte das SDAX-Unternehmen einen Verlust von 117 Millionen Euro verbucht. Inzwischen haben die Heidelberger dank stabilerer Geschäfte auch eines ihrer größten Probleme in den Griff bekommen: Die Nettoverschuldung ist von einer Milliarde auf knapp 250 Millionen Euro gesunken.

Laut Kaliebe zeigt der Trend nach oben. Für das laufende Geschäftsjahr werden ebenfalls schwarze Zahlen angepeilt. In der kommenden Periode soll die Marge beim operativen Gewinn bei mindestens acht Prozent liegen. Zudem haben eine Hochzinssowie eine Wandelanleihe im Volumen von insgesamt über 400 Millionen Euro finanziellen Spielraum verschafft.

Die Heidelberger gehen jetzt aus der Verteidigung in die Offensive. "Wir können uns Zukäufe und Portfoliomaßnahmen in gewissem Maße leisten", sagte der Finanzchef. Laut Kaliebe ist die Kasse mit etwa 250 Millionen Euro gut gefüllt. "Wir haben keinen Druck, uns zusätzliches Geld beschaffen zu müssen. Eine weitere Kapitalerhöhung nach der jüngsten Sachkapitalerhöhung ist vorerst nicht geplant." Aktionäre wird es beruhigen.

Auch in der Branche scheint das Schlimmste vorüber. Sechs große Unternehmen stellen weltweit noch Druckmaschinen her. Rund zwei Drittel des Weltmarktes entfallen auf die drei deutschen Hersteller Heidelberger Druck, König & Bauer und Manroland. Längerfristig wird der Markt für Bogenoffsetdruck allerdings weiter schrumpfen - um etwa 2,5 Prozent pro Jahr, schätzt Eggert Kuls, Analyst bei Warburg Research. Grund ist die zunehmende Bedeutung elektronischer Medien und die wachsende Konkurrenz durch Farbkopierer und Digitaldruck.

Als kluger Schachzug erwies sich daher die Übernahme der im Etikettendruck starken Schweizer Firma Gallus. Sie stützt die Strategie, die Präsenz im wachsenden Geschäft für digitalen Verpackungsdruck - das Bedrucken von Verpackungsmaterialien - zu stärken. Zugleich bescherte sie den Heidelbergern den Unternehmer Ferdinand Rüesch als Ankerinvestor: Der Schweizer Branchenkenner ist nun mit rund neun Prozent am Konzern beteiligt.

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Konzernumbau geht weiter

Vorstand Linzbach kündigte die nächste Stufe des Umbaus an: weitere Kostensenkungen, den Abbau unrentabler Geschäfte und Zukäufe in Wachstumsbereichen. Dazu zählen neben dem jüngst gestärkten Verpackungsdruck auch Service und Verbrauchsmaterialien wie Druckfarben und Lacke. Auf dem Prüfstand stehen Produkte, die dem Druckprozess nachgelagert sind, der sogenannte Postpress-Bereich. Erste Entscheidungen sollen in Kürze fallen, es würden Gespräche geführt, noch sei aber nichts spruchreif, sagte Kaliebe. Dabei könnten einzelne Stellen wegfallen, ein Personalabbau im großen Stil sei aber nicht geplant. Weitere Sparmaßnahme: Die Verwaltung soll von Heidelberg ins nahe Wiesloch umziehen - beim Namen aber bleibt es.

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