Starkes Cloud-Wachstum, globale Rechenzentren und ein 53-Milliarden-Dollar-Plan für AI: Dieser chinesische Internetriese steht längst für mehr als nur E-Commerce.

Alibaba, lange Zeit Synonym für chinesischen E-Commerce, schickt sich an, sein Geschäftsmodell neu zu erfinden. Nach Jahren intensiven Wettbewerbs und politischer Unsicherheit steigt der Internet-Konzern nun mit voller Kraft in das globale KI-Rennen ein. 

CEO Eddie Wu präsentierte gestern auf einer Konferenz in Hangzhou nicht nur ehrgeizige Investitionspläne, sondern auch einen spektakulären Deal mit Nvidia. Die Börse reagierte begeistert: Die in den USA gehandelten ADRs kletterten um fast acht Prozent auf den höchsten Stand seit vier Jahren.

Mehr als E-Commerce: KI als Kernstrategie

Alibaba will seine Zukunft nicht länger allein auf Handelsplattformen wie Taobao und Tmall gründen. Bereits im Februar hatte das Unternehmen angekündigt, über drei Jahre hinweg mehr als 53 Milliarden Dollar in KI-Infrastruktur zu investieren. Nun wird dieser Plan ausgeweitet – ohne obere Grenze. „Die Geschwindigkeit der KI-Entwicklung übertrifft alle Erwartungen“, betonte Wu. Für ihn sind Cloud und KI künftig die „Wachstumsmotoren neben dem klassischen Handel“.

Die Offensive hat Substanz: Im jüngsten Quartal wuchs das Cloud-Geschäft um 26 Prozent und trug maßgeblich zu den starken Ergebnissen bei. Auch das neue Sprachmodell Qwen3-Max wurde vorgestellt – nach eigenen Angaben leistungsfähiger als Konkurrenzangebote von Anthropic oder DeepSeek. Mit „Qwen3-Omni“ geht Alibaba zudem in die Offensive bei Multimodalität: Text, Bild, Audio und Video sollen in einem Modell zusammengeführt werden.

Nvidia-Deal als Signal an Investoren

Besonders aufmerksam verfolgten Investoren die Ankündigung einer strategischen Partnerschaft mit Nvidia, dem wertvollsten Konzern der Welt. Gemeinsam wollen die Unternehmen Softwarelösungen für KI-Training in Bereichen wie Robotik und autonomes Fahren entwickeln. In Zeiten, in denen Washington und Peking über Exportbeschränkungen streiten, sendet diese Kooperation ein starkes Signal: Chinesische Konzerne sind trotz geopolitischer Spannungen nicht völlig vom Zugang zu Spitzentechnologie ausgeschlossen.

Dass Nvidia zuletzt selbst mit 100 Milliarden Dollar in OpenAI investierte, unterstreicht die Dynamik des Feldes. Wer – wie Alibaba – den Ritterschlag durch Nvidia erhält, darf sich Hoffnungen machen, im globalen Wettbewerb ganz vorne mitzuspielen. 

Globale Expansion: Datenzentren auf fünf Kontinenten

Parallel forciert Alibaba die Internationalisierung seines Cloud- und KI-Geschäfts. Neue Rechenzentren in Brasilien, Frankreich und den Niederlanden sollen bereits 2025 an den Start gehen. In der Pipeline stehen Standorte in Mexiko, Japan, Südkorea, Malaysia und Dubai. 

Ob diese komplett mit Nvidia-Chips ausgestattet sein werden, ist unklar. Politische Spannungen könnten die Lieferketten jederzeit belasten – ein Risiko, das Investoren einkalkulieren müssen.

Investorenstimmung: Zwischen Euphorie und Skepsis

Der jüngste Kurssprung von über acht Prozent zeigt: Anleger goutieren den Strategiewechsel. Die Aktie hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt – eine enorme Outperformance gegenüber den großen US-Tech-Werten. Ark Invest um Cathie Wood griff zudem erstmals seit 2021 wieder zu und erwarb für über 16 Millionen Dollar Alibaba-Papiere.

Doch es bleiben Fragezeichen. Einerseits lockt die im Vergleich zu Amazon, Alphabet oder Microsoft immer noch günstigere Bewertung. Andererseits hängt über chinesischen Tech-Titeln stets das Damoklesschwert regulatorischer Eingriffe und geopolitischer Spannungen. Peking drängt darauf, eigene KI-Chips zu entwickeln, und versucht zugleich, die Abhängigkeit von Nvidia zu verringern.

Lesen Sie dazu auch: Alibaba überrascht mit starkem Quartalsgewinn – KI- und Cloud-Boom treibt Aktie um 12% nach oben

Und: Unterschätzter Gigant: Chinas Börse hängt S&P 500 und DAX 2025 ab – und steht vor großem Comeback

Übrigens: Wer in die Welt der etablierten Technologie-Aktien in der Breite investieren will, hat dazu mit dem BÖRSE ONLINE-Tech-Giganten-Index die Möglichkeit.

Alibaba Group (WKN: A117ME)

Hinweis auf Interessenkonflikte: 
Der Preis der Finanzinstrumente wird von einem Index als Basiswert abgeleitet. Die Börsenmedien AG hat diesen Index entwickelt und hält die Rechte hieran. Mit dem Emittenten der dargestellten Wertpapiere hat die Börsenmedien AG eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, wonach sie dem Emittenten eine Lizenz zur Verwendung des Index erteilt. Die Börsenmedien AG erhält insoweit von dem Emittenten Vergütungen.