Keine guten Zeiten für Aktionäre von Henkel: Der Konsumgüterkonzern, bekannt für Marken wie etwa Persil oder Schwarzkopf, musste die Prognose für das laufende Geschäftsjahr zum zweiten Mal senken. Die erhoffte Belebung im zweiten Quartal war ausgeblieben. Der Aktienkurs fiel daraufhin zwischenzeitlich um mehr als acht Prozent und war damit größter DAX-Verlierer. Das Quartal reiht sich in eine Folge von Enttäuschungen bei Henkel ein.
Die über Jahre erfolgsverwöhnten Düsseldorfer rechnen für das Geschäftsjahr 2019 beim organischen Wachstum nur noch mit null bis zwei Prozent. Ursprünglich war ein Plus von zwei bis vier Prozent erwartet worden. Der Quartalsumsatz lag mit knapp über fünf Milliarden Euro in etwa auf Vorjahresniveau. Beim Ergebnis sah es für das Unternehmen noch schlechter aus: Vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag es mit 846 Millionen Euro um fast neun Prozent unter dem des Vorjahres.
Die Gründe für die schwachen Zahlen sind vielfältig. Zum einen hat der Konzern mit einer verschärften Marktsituation zu kämpfen. Zum anderen macht Henkel die weltweit schwächere konjunkturelle Entwicklung zu schaffen. Diese zeigt sich vor allem bei der deutlich rückläufigen Nachfrage in wichtigen Abnehmerindustrien wie der Automobilbranche: Henkel ist der weltweit größte Klebstoffhersteller und erzielt damit fast die Hälfte seines Umsatzes. Dabei profitiert der Konzern davon, dass die Automobilhersteller bei der Produktion von Neuwagen immer mehr Spezialkleber einsetzen, um Gewicht einzusparen. Die Anzahl der Bestellungen ließ in den vergangenen Monaten aber nach. Sogar ein Rückgang des organischen Wachstums um ein Prozent in dieser Sparte wird befürchtet.
Schwierige Marktsituation
Darüber hinaus kommen unerwartete Belastungen im Kosmetikgeschäft mit Haar- und Hautpflegeprodukten in Europa und China. Im umkämpften Massenmarkt für Duschgel und Shampoo ist der Wettbewerb hart und Henkels Position schwach. Hier könnten die Erlöse sogar um bis zu zwei Prozent sinken. Das bestätigte auch Konzernchef Hans Van Bylen: "Die Geschäftsentwicklung ist durch ein zunehmend schwieriges Marktumfeld belastet", sagte er. "Die Unsicherheit hat zugenommen." Kritiker fordern schon länger, einzelne Marken oder das gesamte Beauty-Geschäft, welches bereits seit Jahren schwächelt, zu verkaufen. Van Bylen lehnt das bisher aber kategorisch ab.
Einzige Lichtblicke waren die Entwicklungen in Afrika und Lateinamerika sowie für Anwendungen der Luftfahrtindustrie, welche im zweiten Quartal zweistellig gewachsen sind.
Im Gegensatz zu den bisherigen Einschätzungen erwartet das Management von Henkel auch im zweiten Halbjahr 2019 keine Belebung der industriellen Nachfrage mehr. Die bereinigte Ebit-Marge im zweiten Halbjahr soll wie erwartet bei 16 bis 17 Prozent liegen. 2018 waren es noch 17,6 Prozent.
Auch im Vergleich zum DAX hat die Henkel-Aktie schon länger das Nachsehen. Auf Zwölf-Monats-Sicht ist sie rund 20 Prozent im Minus, im Vergleich zu minus sechs Prozent beim DAX. Der Börsenwert des Konzerns ist innerhalb der letzten zwei Jahre um ein Drittel auf 15 Milliarden Euro geschrumpft.
Als Gegenmaßnahmen hatte Henkel-Chef Van Bylen schon Anfang des Jahres zusätzliche Investitionen in Höhe von 300 Millionen Euro für eine Stärkung der Marken, den Ausbau der Digitalisierung und Innovationen angekündigt, um das Wachstum wieder anzukurbeln. Eine Trendwende konnten sie aber bislang noch nicht einleiten. Er selbst sieht Henkel dennoch auf einem guten Weg. "Wir haben die richtige Strategie", betont Van Bylen. Die Kursentwicklung der Aktie zeigt, dass nicht alle Börsianer diese Meinung teilen.
Auf Talfahrt: Die Zahlen sind ernüchternd, charttechnisch aber könnte sich die Aktie bei 80 Euro stabilisieren. Abwarten.
Empfehlung: Beobachten.
Kursziel: 90,00 Euro
Stoppkurs: 70,00 Euro