Besonders das verlangsamte Wirtschaftswachstum und höhere Investitionen in die Konsumentengeschäfte sowie in die Digitalisierung belasteten die Ergebnisse des Konzerns. Das bereinigte betriebliche Ergebnis (EBIT) sank von 3,5 Milliarden Euro im Vorjahr um fast achtProzent auf 3,2 Milliarden Euro. Mit diesem Ergebnis ist Henkel-Chef Carsten Knobel nicht zufrieden, das will er im laufenden Jahr aber ändern. "Wir hatten höhere Ambitionen für Henkel und werden daher gezielte Maßnahmen ergreifen, um unser Wachstumspotenzial und die Möglichkeiten zur Verbesserung der finanziellen Performance zukünftig voll auszuschöpfen", fasste Knobel die Geschäftsentwicklung im Jahr 2019 zusammen.

Henkel kämpft unter anderem mit den Folgen des Abschwungs bei wichtigen Kunden seiner Klebstoffsparte sowie der Automobilindustrie. Die Dividende soll deshalb auf Vorjahresniveau bleiben. Je Vorzugsaktie werden 1,85 Euro vorgeschlagen. Der Vorschlag für die Dividende je Stammaktie liegt bei 1,83 Euro und damit ebenfalls auf dem Niveau des Vorjahres.

Auf Knobel kommt nun viel Arbeit zu. Er folgte zum Jahreswechsel auf den damaligen Henkel-Chef Hans Van Bylen, der im Oktober vorzeitig seinen Abschied verkündet hatte. Bereits Ende Dezember hat Henkel die Anleger auf die Herausforderungen für 2020 vorbereitet. Das Klebstoff-Geschäft, die größte Sparte des Konzerns, werde auch im laufenden Jahr "voraussichtlich von der Unsicherheit bei der industriellen Nachfrage geprägt sein", hieß es schon damals. Zusätzlich belastet nun das Coronavirus den Konzern.

Der Konzern will sich von Marken im Konsumgeschäft trennen. Insgesamt stehen Kategorien mit einem Umsatz von mehr als eine Milliarde Euro zur Disposition. Rund 50 Prozent davon sollen bis 2021 verkauft oder eingestellt werden, erklärte Henkel. Aber auch Zukäufe sollen in der Wachstums-Strategie eine wichtige Rolle spielen, kündigte der Unternehmenslenker an: "Henkel wird seine starke Bilanz nutzen, um wichtige Akquisitionen zu tätigen." Die Investitionen in Werbung, Digitalisierung und IT sollen im Vergleich zu 2018 um 350 Millionen Euro erhöht werden.

Ausblick 2020 mit Fragezeichen


Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie (EPS) werde bei konstanten Wechselkursen um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentwert zurückgehen. Die bereinigte Umsatzrendite (Ebit-Marge) für 2020 werde voraussichtlich bei rund 15 Prozent liegen nach 16 Prozent 2019. Mittel- bis langfristig will das Unternehmen den Umsatz organisch, sprich bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe, steigern. Doch Henkel macht den Anlegern wenig Hoffnung: Das organische Umsatzwachstum werde in einer Bandbreite von null bis zwei Prozent liegen.

Wegen der Folgen des wirtschaftlichen Abschwungs durch die Ausbreitung des Coronavirus setzte Henkel jedoch ein Fragezeichen hinter die Prognose. Die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Quartal 2020 sei durch die Krise signifikant betroffen, erklärte der Dax-Konzern am Donnerstag. Die Lage sei "sehr unsicher und schwer vorauszusagen".

Unsere Einschätzung


Das vergangene Jahr hat Henkel deutlich zugesetzt. Die Jahre der Rekorde scheinen bei den Düsseldorfern vorbei zu sein. Das hat auch Anleger abgeschreckt. Die Aktie hat nach Bekanntgabe der Zahlen um knapp drei Prozent verloren.

Auch das Analysehaus Kepler Cheuvreux bleibt vorsichtig mit der Einschätzung. Die Experten haben das Kursziel für Henkel bereits vor Veröffentlichung der Zahlen von 88 auf 87 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Hold" belassen. Analyst Christian Faitz schrieb in einer bereits am Dienstag vorliegenden Branchenstudie, dass das laufende Jahr herausfordernd für die europäische Chemieindustrie sein dürfte. Er rechnet damit, dass die schwachen Nachfrageaussichten für niedrige und volatile Absatzpreise sorgen könnten. Außerdem seien steigende Margen nicht zu erwarten.

Die vorliegenden Zahlen machen wenig Mut und auch der Ausblick ist mit einem großen Fragezeichen versehen. Gelingt es Knobel, die Wachstums-Strategie umzusetzen könnte es aber Verbesserungen geben. Wir belassen unsere Empfehlung auf "Beobachten".