Mit der Bank of America und dem Bankhaus Metzler empfahlen gleich zwei Institute die Anteile zum Kauf. Die Analysten blicken optimistischer auf die Bewertung und die Perspektive im Klebstoffgeschäft.
Kurz vor Weihnachten war der Henkel-Kurs noch auf das niedrigste Niveau seit April 2020 zurückgefallen. Die Aktie war zum Jahresende hin erstmals seit dem Corona-Crash wieder für weniger als 70 Euro zu haben. Seither ging es um mehr als 13 Prozent nach oben. Erstmals seit einem halben Jahr notieren sie nun wieder über der 90-Tage-Linie, die unter charttechnisch orientierten Anlegern als Indikator für den mittelfristigen Trend gilt. Die 50-Tage-Linie war auch vor wenigen Tagen erst überwunden worden.
Laut dem Metzler-Experten David Varga sind die Henkel-Papiere reif für eine Erholung trotz des anhaltenden Gegenwinds, den das Unternehmen verspüre. Eva Quiroga von der Bank of America sieht dies ähnlich: Der Bewertungsabschlag gegenüber der globalen Konkurrenz sei inzwischen einfach zu groß geworden. Beide stuften die Papiere am Dienstag von einem neutralen Votum auf "Buy" hoch.
Im Detail äußerten sich die beiden Experten zwar unverändert kritisch, was die Geschäfte von Henkel vor allem in der Konsumentensparte betrifft, aber optimistischer zur Aktie. Varga hob in seiner Studie die attraktive Bewertung hervor und sprach von einem guten Einstiegszeitpunkt. Anleger könnten mit der Aktie auf einen besseren Zyklus im Klebstoffgeschäft setzen. Allerdings gebe es anderswo sicherlich chancenreichere Anlagen, fügte der Experte hinzu. Sein Kursziel von 87 Euro verspricht denn auch lediglich 12 Prozent Kurspotenzial.
Seine Kollegin Eva Quiroga betonte, Anleger konzentrierten sich manchmal zu stark auf das Unternehmen und zu wenig auf die Aktie an sich. Dies sei derzeit bei Henkel mit seiner knglomeratartigen Struktur besonders ausgeprägt. Sie äußerte sich zwar auch weiter kritisch zu Entwicklung des Geschäfts mit Schönheitspflege. Der Abschlag für die Konsumentensparte geht ihrer Ansicht nach aber zu weit. Mit einem Kursziel von 90 Euro sieht sie bis zu 16 Prozent Luft nach oben.
Der Jefferies-Experte Martin Deboo geht mit einem "Buy"-Votum bereits optimistisch an die Henkel-Aktie heran, den fairen Wert sieht er bei 93 Euro. Die Aktien stünden nur knapp über ihrem Fünfjahrestief, obwohl es zuletzt beruhigende Botschaften zum Schussquartal 2021 und dem neuen Geschäftsjahr gegeben habe. Er sieht in einer steigenden Automobilnachfrage ab dem zweiten Quartal einen Kurstreiber für eine Neubewertung, sofern sich der Markt dann mehr auf die Attraktivität des Klebstoffgeschäfts einlasse.
In der deutschen Konsumgüterbranche wird angesichts der jüngsten Erholungsrally bei Henkel eine Kluft deutlich. Die Aktien des Klebstoff- und Konsumgüterkonzerns schlagen sich derzeit klar besser als jene des Konkurrenten Beiersdorf, dessen Kurs am Vortag mit unter 90 Euro dem niedrigsten Niveau seit März 2020 nahekam. Am Dienstag kletterten die Beiersdorf-Titel mit plus einem Prozent weniger stark als Henkel.
dpa-AFX