Der Höhenflug des Euro währte nur kurz: Die Aussicht auf eine behutsame Straffung der US-Geldpolitik hatte die Anleger kurzzeitig zum Kauf der Gemeinschaftswährung bewogen. Der seit Wochen unter Druck stehende Euro schoss über die Marke von 1,10 Dollar. Die Sorgen um ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone holte die Anleger dann aber wieder ein. "Anleger fürchten, dass die Gespräche zwischen der Regierung in Athen und den internationalen Geldgebern scheitern könnten", brachte ein Börsianer die Stimmung am Markt auf den Punkt. Griechenland droht die Staatspleite und benötigt derzeit rasche Hilfen der europäischen Partner.

Der Euro büßte einen Teil seiner Gewinn am Donnerstag wieder ein und notierte bei 1,0631 Dollar. Nach dem Zinsausblick der US-Notenbank Fed am Mittwochabend hatte die Gemeinschaftswährung mit einem Plus von fast fünf US-Cent auf 1,1062 Dollar den höchsten Tagesgewinn seit sechs Jahren verbucht. "Insgesamt verfestigte sich der Eindruck, dass sich die US-Währungshüter für den Zeitpunkt der ersten Zinsanhebung noch sämtliche Hintertürchen offen halten wollen," schrieben die Analysten der Metzler Bank in einem Kommentar. Die Notenbanker um Fed-Chefin Janet Yellen erwarten für Ende des Jahres in ihren Prognosen ein Zinsniveau von lediglich 0,6 Prozent. Noch im Dezember hatten sie eine fast doppelt so hohe Zahl angepeilt. Die Aussicht auf höhere Zinsen im Dollar-Raum hatte den Greenback in den vergangenen Wochen bis auf ein Zwölf-Jahres-Hoch zum Euro getrieben.

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GRIECHENLAND DROHT DIE STAATSPLEITE

Die wieder aufgeflammten Sorgen um Griechenland trübten nicht nur die Stimmung am Devisenmarkt. Der Dax, der am Montag erstmals die 12.000-Punkte-Marke durchbrochen hatte, pendelte lustlos um seinen Vortagesschluss von 11.922 Zählern. Der EuroStoxx50 notierte mit 0,2 Prozent nur knapp im Plus. Der griechische Bankenindex fiel zeitweise um 3,4 Prozent. Börsianer sehen immer noch keinen Lichtblick in den seit Wochen andauernden Gesprächen Griechenlands mit dessen Geldgebern.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Athens Hoffnungen auf schnelles Geld der Euro-Partner gedämpft. Entscheidungen dazu dürften weder bei einem Spitzentreffen am Rande des Brüsseler EU-Gipfels noch beim Besuch des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras am Montag in Berlin fallen, erklärte Merkel im Bundestag. Das klamme Land muss am Freitag eine weitere Rate über 350 Millionen Euro eines Kredites an den IWF zahlen. Weitere Zahlungen stehen bis Ende März an. Die Kurse der zehnjährigen griechischen Anleihen gingen zurück, im Gegenzug stiegen die Renditen auf ein Fünf-Wochen-Hoch von 11.605 Prozent.

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SIEMENS GERATEN INS RUTSCHEN

Zu den größten Verlierern im Dax zählten Siemens, die sich nach Aussagen zum Geschäftsverlauf um 2,6 Prozent verbilligten. "Die Kommentare zum zweiten Quartal enttäuschen", sagte ein Händler. Der Münchner Technologieriese erwartet einen moderaten Rückgang des organischen Umsatzes, vor allem wegen der Schwäche der Sparten Energieerzeugung und Energieverteilung. Nach Aussage von Börsianern hatte der Markt jedoch mit einem leichten Plus gerechnet. Auf der Gewinnerseite standen HeidelbergCement-Aktien, die von einem optimistischen Ausblick profitierten. Das Management des Baustoffekonzerns will auf vergleichbarer Basis, also ohne das verkaufte Bauprodukte-Geschäft, im laufenden Geschäftsjahr Umsatz, operatives Ergebnis und Jahresüberschuss deutlich steigern. Die Aktien legten in der Spitze 3,4 Prozent auf 74,50 Euro zu und markierten damit den höchsten Stand seit sechseinhalb Jahren.

Reuters