Spekulationen auf eine Verschiebung der US-Zinswende haben am Freitag die Anleger an den europäischen Aktienmärkten gelockt. Dax und EuroStoxx50 stiegen bis zum Nachmittag um je ein Prozent auf 10.111 und 3259 Punkte.

Aus dem Protokoll der September-Sitzung der US-Notenbank Fed war hervorgegangen, dass die Zentralbanker auf dem Weg zur Zinswende Hürden sehen. Damit dürfte eine Erhöhung des US-Leitzinses noch bis 2016 auf sich warten lassen, sagte Analyst Gregor Kuhn von IG Markets. "Die weiterhin zum Nulltarif zur Verfügung gestellt Liquidität bleibt also erhalten." Davon profitierten vor allem Aktien.

Die Kurse am US-Terminmarkt signalisierten eine Wahrscheinlichkeit von etwa 60 Prozent, dass die Fed die Zinswende erst im März 2016 einleitet. Der Euro zog um fast einen US-Cent auf 1,1363 Dollar an.

Doch zweifelten Börsianer, dass die Aktienrally weiter gehen wird. Schließlich stehe in der neuen Woche die US-Bilanzsaison mit den Quartalsberichten einer Reihe von Großbanken vor ihrem ersten Höhepunkt. Der Auftakt war wenig verheißend: Alcoa vergraulte angesichts der sinkenden Aluminiumpreise die Anleger mit einem überraschend kräftigen Gewinneinbruch. Vorbörslich lagen die Aktien in New York rund vier Prozent niedriger. Die US-Futures signalisierten für den Gesamtmarkt wenig veränderte Kurse zur Eröffnung.

ROHSTOFF-WERTE GEFRAGT



Da viele Anleger angesichts der Geldflut auch auf eine konjunkturelle Erholung setzten, zogen die Rohstoffpreise wieder an. Öl und Kupfer profitierten auch von Spekulationen auf ein Ende des Überangebots: Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 1,8 Prozent auf 54 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Preis für Kupfer zog um 4,3 Prozent auf 5356 Dollar je Tonne an. Beide Kontrakte machten damit die Verlust der letzten Wochen wett. Besonders gesucht waren an der Londoner Terminbörse zudem Zink-Kontrakte, die um zwölf Prozent auf 1875 Dollar je Tonne stiegen. Der weltgrößte Förderer Glencore hatte eine Produktionskürzung angekündigt. Die Erholung der Metallpreise trieb auch die Aktien von Glencore und seinen Konkurrenten kräftig in die Höhe. Glencore gewannen fast elf Prozent.

Aber auch im Dax standen die Energiekonzerne hoch im Kurs: RWE legten 7,8 Prozent, E.ON rund vier Prozent zu. K+S machten mit einem Plus von vier Prozent etwas Boden gut, werden die Woche angesichts der Rücknahme des Übernahmeangebots von Potash aber mit einem klaren Minus schließen. Aufholen konnten Deutsche Bank mit einem Plus von fast drei Prozent. Bei den Anlegern überwog offenbar die Erleichterung darüber, dass vorerst keine Kapitalerhöhung ansteht.

Auch VW konnte Boden gutmachen und legten 2,6 Prozent zu. Schlusslicht im Dax waren mit einem Abschlag von drei Prozent die Aktien der Lufthansa. Den Rückgang der Passagierzahlen im September infolge des Streiks nutzten laut Börsianern viele Anleger für Gewinnmitnahmen, nachdem die Titel in den letzten fünf Handelstagen 12,8 Prozent gewonnen hatten.

Mit Schaeffler wagte am Freitag das dritte Unternehmen binnen weniger Tage den Sprung auf das Börsenparkett. Die Aktien notierten am Nachmittag mit 13,65 Euro klar über dem Ausgabekurs von 12,50 Euro. Wie andere Börsenaspiranten auch hatte der Autozulieferer seine ursprünglichen Pläne angesichts der Börsenturbulenzen im Sommer zusammengestrichen.