Die Mehrheitseigentümer von i : FAO streben einen Squeeze-out an, und das dürfte ihnen mit ihrer Mehrheit auf der kommenden Hauptversammlung auch gelingen. Angeblich wurde der Wert des Unternehmens von einem unabhängigen Gutachter bescheinigt, aber wer bezahlt, der bestimmt, wie ich aus der Causa Wirecard gelernt habe. Ich bezweifle daher die Berechnung und gehe davon aus, dass die augenblickliche Situation bei Geschäftsreisen zugrunde gelegt wurde, um die freien Aktionäre preiswert herauszudrängen. Noch kann ich die Aktie mit einem kleinen Gewinn verkaufen, allerdings würde der Squeeze-out zu den veröffentlichten Konditionen einen Verlust bedeuten. Wie sehen Sie die Situation? Leser der Redaktion bekannt

Börse ONLINE: Die Abfindung von 10,03 Euro ist sicherlich nicht attraktiv. Und wir teilen Ihren Eindruck, dass die Pandemie genutzt wurde, um hier ein günstiges Gutachten erhalten zu können. Darauf deutet zum Beispiel hin, dass bei stark fallendem Umsatz die Personalkosten sogar erhöht wurden.

Daran kann man aber erst einmal nichts ändern, die Gesellschaft ist ja schon in rechtlicher Kontrolle von Amadeus. Für Sie stellt sich nun die Frage, ob Sie den Spatz in der Hand nehmen oder auf die Taube auf dem Dach warten wollen und dabei möglicherweise erst einmal in die Verlustzone geraten. Die Chancen stehen 50 : 50. Beim aktuellen Kurs von etwa 16 Euro wird die Firma mit rund 88 Millionen Euro bewertet. In der Kasse liegen rund 22 Millionen Euro Cash. Damit wäre die Gesellschaft, gemessen an den Erträgen des Vor-Corona-Jahres 2019, nicht hoch bewertet, aber zumindest auch nicht viel zu niedrig.

Wenn Sie über die Börse aussteigen, haben Sie dieses Geld sicher auf dem Konto. Lassen Sie sich abfinden, erhalten Sie erst einmal nur die zehn Euro. Sollte aber ein anderer Aktionär gegen dieses Vorgehen auf eine gerichtliche Überprüfung der Abfindung klagen (wovon auszugehen ist), könnte es noch einmal zu einer Nachbesserung kommen, die durchaus höher ausfallen kann. Das kann einige Jahre in Anspruch nehmen. Ihre Aktie wird so zu einer Art Optionsschein mit Basispreis 10,03 Euro und einem Aufgeld von sechs Euro.

Die Entscheidung, ob Sie das Risiko eingehen und die möglicherweise sehr lange Wartezeit in Kauf nehmen wollen, können wir Ihnen leider nicht abnehmen. LA


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