Es gilt als Angstwährung, Krisenmetall oder Währung der letzten Instanz: Gold hat den Ruf, immer dann Stabilität und Sicherheit zu bieten, wenn Aktienkurse abstürzen, Staaten und Banken in Probleme kommen und man in der Finanzwelt auf nichts mehr vertrauen kann. Diesen Nimbus bekam das Edelmetall in der Finanzkrise sowie in der Eurokrise und erst recht im Corona-Crash: Während der deutsche Aktienindex DAX von Mitte Februar bis Mitte März binnen weniger Wochen um fast 40 Prozent abstürzte, blieb Gold abgesehen von einem anfänglichen harten Rücksetzer nicht nur stabil - es gewann sogar deutlich an Wert. Der Goldpreis, der üblicherweise in US-Dollar angegeben wird, hat seit Jahresbeginn mehr als zehn Prozent auf etwa 1750 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zugelegt. In Europa kostete Gold Ende Mai mit fast 1550 Euro je Unze sogar so viel wie noch nie.

Wegen dieser Werthaltigkeit in Krisenzeiten rissen sich Anleger in den letzten Monaten förmlich um Gold. Goldfonds wie der amerikanische SPDR Gold Shares oder Xetra-Gold aus Deutschland kauften von Februar bis Mai zusammen die Rekordmenge von 561 Tonnen Gold. Mit insgesamt 3501 Tonnen gehört diesen Investmentvehikeln nun so viel Gold wie noch nie. Auch die Nachfrage nach Barren und Münzen war enorm. Bekannte deutsche Goldhändler wie Degussa oder Pro Aurum wurden geradezu überrannt. Selbst als ihre Regale wegen Lieferengpässen teilweise leer waren, rissen Kunden ihnen die noch verfügbaren Barren und Münzen trotz mitunter hoher Preisaufschläge aus den Händen.

Sinnvoll, aber nicht gefahrlos. Die durch die Corona-Pandemie nochmals gestiegenen Zukunftsängste haben den Ruf des in Deutschland ohnehin beliebten Edelmetalls also weiter aufpoliert. Laut einer von Pro Aurum in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage gaben im Mai mehr als zwei Drittel der befragten Bundesbürger an, Gold sei eine sichere Geldanlage. Fast ein Drittel glaubt mittlerweile sogar, dass Gold in den nächsten drei Jahren lukrativer als Aktien sein wird.

Manche Analysten überbieten sich momentan tatsächlich mit ihren Preisprognosen und verweisen dabei auf Preistreiber wie weltweite Niedrigzinsen, ausufernde Staatsschulden, drohenden Finanzmarktstress oder möglicherweise mittelfristig wieder steigende Inflation. So erwartet die Bank of America, dass Gold bald 3000 US-Dollar kostet, die Saxo Bank geht von 4000 Dollar aus, und die notorischen Goldfans von Incrementum rechnen in ihrem millionenfach gelesenen jährlichen Branchenausblick "In Gold We Trust" mit einem Anstieg auf fast 5000 Dollar bis zum Jahr 2030.

Ob es aber wirklich so kommt, steht in den Sternen. Denn der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es am Goldmarkt auch schnell einmal abwärtsgehen kann, wenn es an den Börsen wieder aufwärtsgeht. Schließlich sind dann weniger Anleger auf der Suche nach einer Krisenversicherung, weshalb die Nachfrage nach Gold nachlässt und der Preis sinkt. Das passierte zum Beispiel nach 2011. Zuvor hatten sich die Notierungen erst in der Finanzkrise und später in der Eurokrise vervielfacht. Als klar wurde, dass das Finanzsystem und der Euro überleben würden, brach der Goldpreis bis Ende 2015 um 40 Prozent ein. Auch 2016 und 2018 gab es Rücksetzer von 17 beziehungsweise 14 Prozent.

Wegen solcher Schwankungen, die ähnlich stark wie bei Aktien ausfallen, warnen die Verbraucherzentralen davor, Gold als sichere Anlage zu betrachten. Sie weisen zudem auf weitere Risikofaktoren bei der Goldanlage hin, etwa dass Gold anders als Anleihen oder viele Aktien weder Zins noch Dividende zahlt, also kein stetiges Einkommen generiert. Oder dass Gold in Dollar gehandelt wird und die Erträge europäischer Anleger mitunter davon abhängen, wie sich der Euro zum Dollar entwickelt. Zudem sind am Goldmarkt viele Betrüger unterwegs. Die Betrugsmaschen reichen von Falschgold über Fake-Shops im Internet bis zu Schneeballsystemen mit Goldsparplänen, weshalb Anleger sich vor dem Goldkauf genau über den jeweiligen Anbieter informieren sollten.


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Trotz dieser Risiken sind Goldinvestments eine sinnvolle Krisenversicherung, weil sie meist an Wert gewinnen, wenn andere Anlageklassen unter Druck sind. "In einem Anlagemix - etwa mit Zinspapieren und Aktienfonds - können Sie das Risiko insgesamt senken, bei der Geldanlage große Verluste zu erleiden", heißt es in einem im März veröffentlichten Leitfaden der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Dabei soll der Goldanteil allerdings maximal zehn Prozent des Portfolios betragen, raten die Verbraucherschützer. Die Krisenversicherung Gold soll schließlich nicht selbst zum Risiko werden.


So investieren sie in das Edelmetall


Wer Gold kaufen will, sollte sich zunächst klar werden, warum er das tut: um das Depot breiter aufzustellen? Oder um sich gegen einen Kollaps des Finanzsystems zu wappnen? Wer nur auf der Suche nach einer Anlageklasse ist, die seinem Depot etwas Stabilität verleiht, wenn die Aktienkurse abstürzen, kann Finanzprodukte wie Xetra-Gold (ISIN: DE000A0S9G 0) oder Euwax Gold II (DE000EWG2LD7) kaufen.

Diese Zertifikate bilden das Auf und Ab des Goldpreises ab, die komplette Anlagesumme ist physisch mit Gold hinterlegt. Im größeren Xetra-Gold-ETC sind über elf Milliarden Euro investiert, mit denen bisher mehr als 200 Tonnen Gold gekauft wurden, die in den Tresoren des Anbieters lagern. Anleger können sich ihren Anteil theoretisch sogar grammgenau ausliefern lassen, was aber mit hohen Kosten verbunden ist, weshalb diese Möglichkeit kaum wahrgenommen wird. Wegen dieser Lieferoption sind die Produkte aber als physisches Gold klassifiziert, was steuerliche Vorteile bringt.

Wer hingegen befürchtet, dass Banken pleitegehen, der Euro kollabiert oder sogar Staaten auseinanderbrechen, der sollte das Gold in Form von Barren und Münzen kaufen. Schließlich sieht er das Edelmetall als Notnagel, mit dem er nicht nur Vermögen durch Systemkrisen retten will, sondern womöglich auch einmal Waren kaufen muss. Doch Vorsicht: Das Gold muss sicher verwahrt werden. Außerdem fallen beim Kauf und Verkauf Handelsgebühren an.

Im Corona-Crash waren diese besonders hoch, weil es größere Angebotsengpässe bei Goldhändlern gab. Anfang Juni kostete eine Unze Gold bei vielen großen Händlern vier bis fünf Prozent mehr als der Spotpreis. Bei kleineren Einheiten wie zum Beispiel Grammbarren betrug der Aufschlag bis zu 25 Prozent. Umgekehrt bekommt man beim Verkauf seines Goldes deutlich weniger als den Spotpreis. Physisches Gold mag also besonders sicher sein, es hat aber auch handfeste Nachteile.