"Wir spüren derzeit einen verschärften Wettbewerb", sagte Innogy-Vorstandschef Peter Terium am Montag auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. Für 2017 kündigte er zwar einen Anstieg des Ergebnisses auf 4,4 Milliarden Euro an. Bislang hatte er aber bis zu 4,7 Milliarden in Aussicht gestellt. Die Anleger will er mit Dividenden bei Laune halten.
"Auch im Geschäft mit der Energiewende fällt das Geld nicht vom Himmel", betonte Terium, der im vergangenen Jahr den Chefsessel von RWE mit dem von Innogy getauscht hatte. Profitieren wird Innogy im laufenden Jahr vor allem davon, dass die Kosten für die Instandhaltung und Modernisierung der Stromnetze geringer als zuletzt ausfallen sollen. Das staatlich regulierte Geschäft ist der größte Gewinnbringer des Konzerns. Auch hier fiel allerdings der operative Gewinn um neun Prozent auf 2,6 Milliarden Euro.
KUNDENSCHWUND IN GROSSBRITANNIEN UND NIEDERLANDEN
Im Ökostromgeschäft schrumpfte der Gewinn sogar um 18 Prozent. Der Konzern verfolge Projekte nicht um jeden Preis, betonte Terium. "Wir schmeißen das Geld also nicht aus dem Fenster, wir wollen Geld verdienen." Im Bereich der Erneuerbaren Energie erhalten die Ökostromerzeuger künftig immer weniger feste Vergütungen über viele Jahre. Sie müssen sich stattdessen in Ausschreibungen mit günstigen Angeboten für Projekte bewerben, was den Wettbewerb verschärft. Zulegen will Innogy künftig durch neue Windparks in der Nordsee. Auch in Irland und den USA will der Konzern künftig Windräder aufstellen.
Im Vertriebsgeschäft mit Strom und Gas konnte Innogy zwar insgesamt etwas zulegen. Die britische Problemtochter npower fuhr jedoch einen Verlust vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) von 109 Millionen Euro ein. Sie verlor zudem 77.000 Strom- und Gaskunden. 2017 soll die Tochter operativ einen leichten operativen Gewinn einfahren. Es gebe zwar ermutigende Zeichen, berichtet Terium. "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Marktlage in vielen europäischen Ländern angespannt ist." So herrsche auch in den Niederlanden ein aggressiver Wettbewerb. Innogy habe dort rund 220.000 Strom- und Gaskunden verloren. Ingesamt beliefert der Versorger in Europa rund 23 Millionen Strom- und Gaskunden.
DIVIDENDE SOLL ANLEGER ANLOCKEN
Innogy war im Oktober an die Börse gegangen. Mit einem Erlös von 4,6 Milliarden Euro war es der größte Börsengang seit dem Jahr 2000. Der Aktienkurs des Konzerns mit rund 40.000 Mitarbeitern ist allerdings seitdem von 36 Euro auf gut 33 Euro gesunken. Terium buhlt mit einem Dividendenversprechen um die Gunst der Anleger. Für 2016 sollen 1,60 Euro je Aktie ausgeschüttet werden. "Wir stellen unter Beweis, dass Innogy ein stabiler, dividendenstarker Titel ist." Auch für das laufende Geschäftsjahr wolle Innogy 70 bis 80 Prozent des bereinigten Nettoergebnisses ausschütten. Dies solle auf über 1,2 Milliarden Euro von 1,1 Milliarden Euro steigen.
Nach der Vorlage der Bilanz 2016 verlor die Aktie zeitweise 1,5 Prozent an Wert. "Der etwas enttäuschende Ausblick für den Nettogewinn belastet, denn danach richtet sich die künftige Dividende", sagte ein Händler. Für den Mutterkonzern RWE hat sich der Börsengang auf jeden Fall gelohnt. Für den verbliebenen Anteil von 76,8 Prozent kassiert RWE eine Dividende von 683 Millionen Euro.
rtr