Seit dem Börsengang im vergangenen Oktober war die Kursentwicklung der Innogy-Aktie eher mau. Konzernchef Peter Terium muss sich also etwas einfallen lassen, damit die Börse Gefallen an dem Ökostromerzeuger findet. Seine Strategie: Das Unternehmen zum Dividendentitel machen.

"Wir stellen unter Beweis, dass Innogy ein stabiler, dividendenstarker Titel ist", betonte Terium entsprechend zur Vorlage der endgültigen Jahreszahlen 2016. Die Stromerzeugung ging bei Innogy im vergangenen Jahr um drei Prozent zurück. Der Umsatz sank um vier Prozent auf 43,6 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um sieben Prozent auf 4,2 Milliarden Euro.

Entsprechend sank auch der Gewinn unterm Strich und zwar um 6 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Dennoch lagen die Ergebnisse damit im Rahmen der Erwartungen. "Bei unseren Ertragszielen haben wir eine Punktlandung hingelegt", erklärte Terium. Als Grund für den Ergebnisrückgang führte er Mehraufwendungen für die Instandhaltung und Modernisierung der Energienetze an; zudem seien Windkraftanlagen mangels Wind nicht ausgelastet gewesen. Dieses Jahr aber soll es besser werden: "Für 2017 können unsere Investoren ein steigendes Ergebnis erwarten." 2017 soll das EBITDA von 4,8 Prozent auf rund 4,4 Milliarden Euro steigen. Dann dürfte auch die Dividende weiter deutlich zulegen. Hintergrund: Die Mutter RWE ist finanziell von den regelmäßigen, hohen Ausschüttungen der Tochter abhängig, sie hält rund 77 Prozent der Anteile an Innogy.

Gleichzeitig plant die RWE-Tochter ihr Energieportfolio auszubauen. Trotz der politischen Zeitenwende in den USA hält der Ökostrom-Anbieter dabei an seinen Plänen für einen Vorstoß in dem Land fest. "Bei der Windkraft wollen wir nicht nur in unseren bisherigen Kernmärkten wachsen", so Terium bei der Bilanzvorlage in Essen. "Wir werden auch in Märkten wie Irland und den USA aktiv. In beiden Ländern haben wir dazu kürzlich ein Büro eröffnet. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis in den USA unser erster Windpark ans Netz geht." Der neue US-Präsident Donald Trump gilt als Gegner eines stärkeren Ausbaus der erneuerbaren Energien - er fährt damit einen grundlegend anderen Kurs als sein Amtsvorgänger Barack Obama. Dennoch hat die RWE-Tochter Innogy eine Vorhut in die USA geschickt: Neben dem Planungsbüro in Chicago gibt es noch einen Entwicklungsstützpunkt im Silicon Valley. Aktuell ist Innogy auf Europa ausgerichtet: Mehr als die Hälfte des Stroms produziert Innogy in Deutschland, ein gutes Fünftel in Großbritannien. Der überwiegende Teil, nämlich 84 Prozent, wird mit Windkraft erzeugt.

Parallel zur Windkraft soll die Solarstrom-Erzeugung ausgebaut werden. Dazu hatte Innogy im Sommer für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag den Batterie- und Solarspezialisten Belectric gekauft. "Mit Belectric wollen wir verstärkt Freiflächen-Solarkraftwerke realisieren", erklärte Terium nun in Essen. "Unser Blick richtet sich zunehmend auf sonnenreiche Regionen wie Middle-East oder Nordafrika. Wir prüfen aber auch in Europa und Nordamerika, ob sich solche Großprojekte wertbringend realisieren lassen.

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Einschätzung der Redaktion



Innogy erzeugt nicht nur grünen Strom, sondern betreibt hierzulande auch Stromnetze. Dieser stark regulierte Markt liefert den Löwenanteil der Dividende. Neben den so weitgehend sicheren Ausschüttungen und den Expansionsplänen Teriums könnten Übernahmefantasien den Kurs antreiben.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete jüngst von Spekulationen, wonach E.on mit Beratern über einen Zusammenschluss mit der RWE­-Ökostromtochter gesprochen habe. Auch europäische Versorger außerhalb Deutschlands seien an einer Übernahme von Innogy interessiert. Abwegig ist die Spekulation nicht: Der MDAX­-Titel ist an der Börse in etwa zum Buchwert zu haben und attraktiv gepreist; die Dividendenrendite beträgt fast fünf Prozent. Langfristig orientierten Anleger die einen Dividendenwert suchen empfiehlt sich die Aktie damit zum Kauf

Kursziel: 50,00 Euro
Stoppkurs: 24,90 Euro