Insbesondere dem Dax setzten Kursverluste bei Autoaktien zu. Der deutsche Leitindex lag am Nachmittag 0,3 Prozent tiefer bei 12.738 Punkten. Der EuroStoxx50 legte 0,1 Prozent auf 3443 Zähler zu. Wegen des Feiertags in vielen Bundesländern und in Österreich war das Handelsvolumen geringer als üblich. An der Wall Street traten Dow Jones & Co vorbörslich auf der Stelle.

Bei Italiens Aktien trauten sich Anleger wieder zuzugreifen: der Mailänder Auswahlindex stieg zeitweise um 1,4 Prozent. Besonders die zuletzt gebeutelten Bankaktien standen hoch im Kurs. "In Italien ist wieder alles möglich. Viele Investoren sind deshalb vom Panik- in den Abwarte-Modus gewechselt", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. In Rom wollen die rechte Lega und die populistische 5-Sterne-Bewegung einen neuen Anlauf für eine Koalition starten. Am Nachmittag wollen die Parteispitzen dafür zusammenkommen. Befürchtungen von Anlegern, ein erneuter Urnengang in Italien könne de facto zu einer Abstimmung über den Verbleib Italiens in der Euro-Zone werden, hatten die Aktien- und Rentenmärkte in Europa und den Euro zuletzt stark belastet.

SCHÜTZENHILFE AUS JAPAN FÜR ITALIEN AM BONDMARKT

Die Gemeinschaftswährung stieg am Donnerstag um 0,3 Prozent über die Marke von 1,17 Dollar. "An der Reaktion zeigt sich, dass es in erster Linie die Aussicht auf einen erneuten Wahlgang ist, wovor sich die Marktteilnehmer fürchten", sagte Analystin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Investoren sorgten sich davor, dass die Lega dann ein noch stärkeres Ergebnis einfahre. Umfragen zufolge favorisiert aber eine deutliche Mehrheit der Italiener einen Verbleib in der Euro-Zone.

An den Rentenmärkten griffen Anleger zu italienischen Anleihen, deren Verzinsung zog daraufhin an. Schützenhilfe bekam das südeuropäische Land aus Japan. Einer der größten institutionellen Investoren des Landes, das unter dem Namen Kampo bekannte Versicherungsunternehmen Japan Post Insurance, will kurzlaufende italienische Anleihen kaufen.

Dem Euro könnte Experten zufolge auch die kräftig angezogene Inflation in der Euro-Zone Rückenwind verleihen. Sie liefert der EZB Argumente für eine Abkehr von der sehr lockeren Geldpolitik. Die Teuerungsrate kletterte im Mai vor allem wegen des gestiegenen Ölpreises laut Statistikamt von 1,2 auf 1,9 Prozent.

AUTO-ANLEGER FÜRCHTEN US-ZÖLLE

Anleger von Autoaktien schalteten in den Rückwärtsgang, nachdem ein Bericht der "Wirtschaftswoche" für Unruhe sorgte. Demzufolge sagte Trump beim Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, er werde seine Handelspolitik beibehalten, bis keine Mercedes-Modelle mehr auf der Fifth Avenue in New York rollten. An der Börse kamen BMW, Daimler und VW unter Druck und fielen um bis zu 1,4 Prozent. Auch Papiere von Autozulieferern wie Continental und Leoni gaben nach. US-Handelsminister Wilbur Ross kündigte für den Nachmittag eine Pressekonferenz zum Thema Zölle an.

Größter Gewinner im EuroStoxx50 waren die Aktien des HeidelbergCement-Rivalen CRH mit einem Kursplus von 4,8 Prozent. Der drittgrößte Bauindustrie-Zulieferer der Welt will ab Januar 2019 mehrere Konzernsparten in Europa und Amerika zusammenlegen, um seine Gewinnmargen zu erhöhen.

rtr