Das Pulver dafür hält Notenbank-Chef Haruhiko Kuroda vorerst trocken. Noch hofft er, seine vor einem Jahr ausgerufenen Ziele auch so zu erreichen. An den Finanzmärkten wurde das ausgeweitete Programm für Banken als Beleg dafür genommen, dass die Währungshüter und die Regierung alles tun werden, um die Wirtschaft anzukurbeln und die Deflation zu beenden.
ZWEIFEL AM ERFOLG DES NOTENBANK-KURSES WACHSEN
Die Notenbank-Mitteilung erzielte deshalb zunächst ihre gewünschte Wirkung. Die Aktienkurse zogen an und die heimische Währung Yen gab nach. Die Notenbank und die Regierung wollen den Yen drücken, um die Exportchancen für Industriekonzerne wie den Autobauer Toyota zu erhöhen.
Um das zu erreichen, hatte Kuroda Anfang April 2013 angekündigt, massiv Staatsanleihen aufzukaufen und die Geldbasis bis 2015 verdoppeln zu wollen. Er stützt damit die Politik der Regierung, die in Anlehnung an Premierminister Shinzo Abe "Abenomics" genannt wird.
NIKKEI REDUZIERT MIT KURSSPRUNG JAHRESVERLUSTE
Nachdem sich diese Linie bis Ende des vergangenen Jahres am Aktien- und Devisenmarkt ausgezahlt hatte, mehrten sich zuletzt Zweifel. Denn wegen des schwachen Yen stieg zum Beispiel das Defizit in der Handelsbilanz im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert. Zudem wuchs die Wirtschaft im vierten Quartal langsamer als von Experten erwartet.
Die Notenbank verwies am Dienstag darauf, dass die Verbrauchernachfrage gestiegen ist. Ökonomen hatten dies für das laufende Quartal erwartet, rechnen aber mit einem scharfen Einbruch nach der geplanten Erhöhung der Verbrauchssteuer im April von derzeit 5 auf 8 Prozent. Experten zweifeln daran, ob die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt stark genug ist, die Erhöhung der Abgabe zu verkraften.
Auch an den Finanzmärkten ließ zuletzt die Euphorie über die Geld- und Wirtschaftspolitik nach. Der Yen erholte sich etwas und am Aktienmarkt lässt die Wirkung des Billiggeld-Dopings nach. So verlor der japanische Leitindex im Jahresverlauf trotz eines dreiprozentigen Plus am Dienstag knapp neun Prozent.
KURODA STEUERT MIT MINI-SCHRITTEN DAGEGEN
Kuroda reagiert darauf mit Mini-Schritten. Die Programme, mit denen das Geschäft der Banken angekurbelt werden soll, wurden ausgeweitet und verlängert. Japanische Finanzinstitute können sich bei der Notenbank nun insgesamt 7 Billionen Yen (50 Mrd Euro) zu einem Zinssatz von 0,1 Prozent borgen, um es dann in Aktien oder Unternehmen anzulegen. Bisher lag das Volumen bei 3,5 Billionen Yen.
Das Programm, mit dem sich Banken bei der Notenbank Mittel für die Kreditvergabe ins Haus holen können, wurde verlängert und der Spielraum erhöht. Die Notenbank hofft, dass das billige Geld in der Realwirtschaft ankommt. Das hängt aber maßgeblich von der Kreditnachfrage und Investitionsbereitschaft der Unternehmen ab. Den Kurs, die Geldbasis zwischen 60 und 70 Billionen Yen zu erhöhen und die Inflationsrate bis 2015 auf zwei Prozent zu heben, bestätigte Kuroda.
EXPERTEN RECHNEN MIT WEITERER LOCKERUNG
Für den Commerzbank-Experten Marco Wagner ist die Ausweitung des Kreditprogramms angesichts des geringen Volumens nur ein "symbolischer Akt". Dies seien nur nebensächliche Instrumente des großen Werkzeugkastens der Währungshüter. Die japanische Notenbank habe aber bewiesen, dass sie auf Überraschungen kurzfristig reagieren könne.
Nach Einschätzung von HSBC-Volkswirt Izumi Devalier ist die japanische Zentralbank darauf vorbereitet, bald den generellen Kurs nochmals zu forcieren. Mit dieser Einschätzung ist er nicht allein. Aktuell rechnen die meisten von Bloomberg befragten Analysten damit, dass Notenbankchef Kuroda spätestens im September mit einer Lockerung nachlegt. Viele erwarten auch schon im Juni einen großen Schritt.
dpa-AFX