Eigentlich würde diese Funktionsweise perfekt zur aktuellen Stressphase passen. Schließlich sind viele Anleger nach dem Corona-Crash hin- und hergerissen: Auf der einen Seite fürchten sie, den Einstieg zu verpassen, falls die Märkte ihre Tiefststände bereits gesehen haben. Andererseits lässt die Angst vor einer Fortsetzung des Ausverkaufs nicht wenige vor dem Aktienkauf zurückscheuen.
Das Kapitalschutz-Zertifikat bietet einen Ausweg aus diesem Dilemma. Doch für die Emittenten war es schon einfacher, attraktive Produkte zu lancieren. Einen Strich durch die Rechnung macht ihnen das tiefe Zinsniveau: Kapitalschutz-Zertifikate basieren auf einer Nullkuponanleihe. Bei dieser Art von Obligation ist die Ausschüttung erst am Laufzeitende fällig. Daher liegt der Einstandspreis unter 100 Prozent. Diesen Abschlag nutzen die Banken, um Garantie und Chance unter einen Hut zu bringen. Das Problem: Wegen der Zinsflaute bleibt nicht viel Geld für den Kauf der dazu nötigen Optionen.
Die Bonität des Emittenten spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für die Produktkonditionen. Da die Kreditwürdigkeit der Banken unter der Corona-Krise gelitten hat, können sie jetzt tendenziell attraktivere Kapitalschutzpapiere anbieten. Allerdings nehmen Anleger dafür eine höhere Ausfallgefahr in Kauf - das Emittentenrisiko steckt in jedem Zertifikat.
Genügend Zeit für das Comeback
Für Anleger, die nicht mit dem Schlimmsten rechnen, gibt es eine Reihe von attraktiven Kapitalschutzprodukten. Auf die mittelfristige Kurswende am europäischen Aktienmarkt lässt sich mit einem Zertifikat der UBS setzen. Aktuell notiert das Derivat knapp über dem Garantiebetrag von 90 Euro. Im Ausverkauf ist der Stoxx Europe 600 unter den Basispreis gefallen. Das heißt, der Index muss zunächst diese Lücke schließen, damit die vollständige Partizipation an steigenden Notierungen ins Rollen kommt. Bei einem auf rund zwei Prozent beschränkten Verlustrisiko sollte dieser Abschlag vorsichtige Naturen nicht vom Kauf des Zertifikats abhalten.