Liebe Anlegerinnen und Anleger,

vermutlich angetrieben durch den erratischen Schlingerkurs der US-Administration ist in den vergangenen beiden Wochen die Volatilität auf beiden Seiten des Atlantiks angestiegen. Einen regelrechten Schlagabtausch lieferten sich dabei die Lager der Bullen und Bären, wobei sich abwechselnde Handelstage mit Kursgewinnen und -Verlusten von mehr als 1,5 % keine Seltenheit waren. Daher stelle ich mir die Frage, ob vielleicht viel mehr hinter den starken Kursschwankungen steckt als "nur" der drohende Handelsstreit und das neuerliche Säbelrasseln von US-Präsident Trump in Syrien. Immerhin vermutet die Mehrheit der Anleger aktuell hier die Ursache für die schwachen Kurse, könnte dabei aber übersehen, dass sich einige wichtige der Konjunktur vorauseilenden Indikatoren deutlich eingetrübt haben. Die Gefahr eines mittelfristigen oder gar übergeordneten Trendwechsels ist nicht von der Hand zu weisen, da ja außerdem noch Inflation und Zinsen wie ein Damoklesschwert über den Märkten lauert.

Daher ist es kein Wunder, dass an den globalen Börsen jetzt die Anspannung steigt und ein heftiger Richtungsstreit zwischen den Berufsoptimisten und Lobbyisten auf der einen, und den üblichen "Crash-Propheten" auf der anderen Seite stattfindet.

Beide Seiten scheinen dabei geflissentlich zu übersehen, dass an den Börsen Vorhersagen ein schwieriges Geschäft sind und daher immer der Kampf zwischen Angebot und Nachfrage im Vordergrund stehen sollte.

Die heutige Preisentwicklung und die heutige relative Stärke von Regionen, Sektoren und Aktien sind meiner Meinung nach ganz eindeutig der wichtigste Hinweis auf die zukünftige Kursentwicklung und viel bedeutender als das, was Kommentatoren und meist nicht investierte Journalisten sagen oder schreiben.

Der Innere Markt sieht die Verkäufer im Vorteil



Die folgende Grafik zeigt Ihnen einen der wichtigsten Risikoindikatoren aus meinem Werkzeugkasten, der Ihnen objektiv verdeutlicht, ob sich der international vielbeachtete S & P 500 Index eher "oben oder eher unten" befindet. Vor allem aber, ob Kapital in den Markt fließt, oder entnommen wird, ob der Markt vom Angebot oder Nachfrage gelenkt wird.

Genauer gesagt sehen Sie die Relation derjenigen Aktien im Index, die auf einem definiertem Kaufsignal der P & F Technik handeln, also objektiv von der Nachfrage gelenkt werden. Im Augenblick handeln etwa 52 % der Werte auf einem Kaufsignal. Bedenklich ist aber, dass deren Anzahl sich seit einiger Zeit tendenziell verringert, was Ihnen die negative 0-Spalte im rechten Bereich der Grafik zeigt.



Dies bedeutet, dass sich der US- Aktienmarkt unter der Oberfläche tendenziell abschwächt und von innen her aufweicht. Die großen und meist gut informierten Anleger ziehen seit Ende Januar Kapital ab und haben dazu auch die jüngste Erholung genutzt.

Die Gründe dafür kennen wir natürlich nicht, aber wir sollten deren Verhalten respektieren und uns nicht gegen den Markt stellen. Immerhin zeigt uns die negative 0-Spalte im rechten Bereich, dass der Markt vom Angebot gelenkt wird und die Risiken ganz eindeutig überwiegen.

Etwas optimistisch macht die Tatsache, dass sich der Indikator der aufsteigenden Unterstützungsgeraden nähert. Möglicherweise verbessert sich hier die Ausgangslage für uns Anleger und es steigt die Wahrscheinlichkeit einer Bodenbildung ohne das zuvor die untere extreme Zone anzusteuern. Aber Achtung, noch dominiert die negative 0-Spalte und es gibt keinen systematischen Grund, jetzt bereits nach Schnäppchen zu fahnden. Im Autoverkehr halten Sie sich ja auch von der Kreuzungsmitte fern, wenn die Ampel Ihnen rotes Licht zeigt. Genauso sollten Sie auch diesen Risikoindikator interpretieren, der übrigens kein kurzfristiges Timing- Instrument ist.

Nur kurzfristig: saisonaler Rückenwind für die Aktienmärkte



Sehr viel wurde jüngst über die große Short- Position des fast schon legendären Hedgefonds Managers Ray Dalio von Bridgewater diskutiert. Dieser hat seit dem vergangenen Sommer eine Short-Position von mindestens 22 Mrd. USD auf einzelne DAX Aktien und andere europäische Titel aufgebaut. Darunter besonders prominent Siemens, BASF, Allianz und SAP sowie die europäischen Großbanken. Leider kennen wir die exakten Gründe und Motive des fast schon legendären Hedgefonds-Managers nicht. Möglicherweise sieht er die europäische Konjunktur auf einem zyklischen Höchststand, der sich zukünftig fast nur noch verschlechtern kann, oder er bewertet die Aktien aus anderen Regionen für relativ attraktiver als europäische Aktien.

Falls sich die Konjunktur aktuell wirklich auf einem zyklischen Hoch befinden sollte, wofür es einige Hinweise gibt, dann wäre der sehr konjunkturempfindlich der DAX auf jeden Fall ein gutes Vehikel um sich mittels Leerverkäufen gegen weltweit fallende Kurse abzusichern. Darauf deutet übrigens auch der saisonale Einfluss des Jahres 2018 als so genanntes Zwischenwahljahr im Präsidentschaftszyklus.

Wahrscheinlich wegen des Wahlkampfs im Vorfeld der Kongresswahl im November und der Vielzahl von bereits getätigten Wahlgeschenken nach der Präsidentschaftswahl zeigen die Zwischenwahljahre im Durchschnitt einen sehr positiven April im Dow-Jones und daher meist auch in den anderen globalen Indizes. Nach der heftigen Korrektur seit Februar ist nun also eine positive Kursreaktion wahrscheinlich. Dann aber könnte es knüppeldick für uns Anleger kommen.

Aber sehen Sie selber, hier ist der typische Verlauf der Dow Jones in einem Zwischenwahljahr abgebildet.



Nach dem potentiellen Zwischenhoch im April könnte uns entsprechend der Statistik ein schmerzhafter Kursverlauf bis Ende September erwarten - und dann die typische Jahresendrally ab Anfang Oktober. Natürlich ist dies keine Regieanweisung, sondern nur eine statistische Wahrscheinlichkeit. Möglicherweise liegt ein Teil dieser Korrektur in diesem Jahr wegen des wankelmütigen US-Präsidenten Trump bereits hinter uns. Trotzdem empfehle ich aber in diesem Sommer sehr vorsichtig zu agieren und eine möglichst hohe Cash- Quote aufzubauen, da sich auch die Risikoindikatoren des Inneren Marktes abschwächen.

DAX mit großen Widerständen vor der Brust



Der folgende gelassene P & F Chart des DAX zeigt Ihnen die massiven Widerstände, mit denen der deutsche Leitindex aktuell zu kämpfen hat. Dabei ist die gegenwärtige Auseinandersetzung mit der wichtigen fallenden 50 -Tage- Linie bei etwa 12.340 hier gar nicht zu erkennen. Sollte der DAX diese auf Basis des Wochenschlusskurses zurückerobern, wäre das ein wichtiges Signal an die mittelfristig orientierten Anleger. Lediglich von außen betrachtet, wenn man die Schwäche des inneren Marktes außen vor lässt, macht der DAX gar keine so schlechte Figur und zeigt sich stärker als die Medien ihn beschreiben.



Immerhin haben die Bullen das zyklische Tief aus dem vergangenen Sommer verteidigt und sogar zwei wichtige Kaufsignale in Folge generiert (bei 12.050 und 12.200 Punkten). Nun aber wird es ganz schwierig wegen der massiven Widerstände zwischen 12.450 und 12.600. In diesem Bereich wird der DAX demnächst auf die fallende Widerstandsgerade treffen, die üblicherweise nur schwierig zu knacken ist. Ob dies im ersten Anlauf und bei demnächst wieder stärkeren zyklischen Gegenwind gelingt, ist fraglich.

Etwas weiter oben habe ich dargelegt, dass der April in Zwischenwahljahren ein guter Monat ist, dann aber grundsätzlich eine längere Durststrecke folgt. Diese Statistik passt also in diesem Jahr recht gut in die aktuelle charttechnische Konstellation Aber warten wir die weitere Entwicklung doch entspannt ab. Im Augenblick bewegt sich der DAX ohnehin seitwärts und vor allem unterhalb der Widerstandsgeraden. Daher sehe ich derzeit keinen Grund für Aktionismus und würde weiterhin tendenziell Liquidität aufbauen.

Falls Sie sich für die Philosophie der P & F Charts und den inneren Markt interessieren, können Sie sich gerne auf meiner Seite informieren.

Viel Erfolg und herzliche Grüße

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".