Bei seiner ersten Präsentation als Co-Vorstandschef hatte Ralph Heuwing Gutes zu vermelden. Erfreulich auch für ihn selbst, angesichts des Drucks, den Firmenpatriarch Heinz Hermann Thiele zu erzeugen vermag. Die Umsatz- und Gewinnerwartungen für 2019 schraubte Knorr-Bremse nach oben. Heuwing zeigte sich zudem unerschrocken hinsichtlich eines Konjunktureinbruchs im Lkw-Markt. "Bei Knorr-Bremse ist der prognostizierte Abschwung im Lkw-Geschäft noch nicht angekommen", so der Co-Chef und Finanzvorstand bei Vorlage der Zahlen für das Quartal von Januar bis März.
Der Münchner Hersteller von Zug- und Lkw-Bremssystemen will bis Jahresende jetzt knapp 6,9 bis knapp 7,1 Millionen Euro Umsatz schreiben, der Zielkorridor wurde um 75 Millionen Euro nach oben verschoben. Grund dafür ist auch die Übernahme der Lkw-Bremsensparte von Hitachi. Der operative Gewinn soll 2019 nach neuen Vorgaben zwischen 1,27 und 1,38 Milliarden Euro erreichen, damit stiege das Ergebnis überproportional. Börsianer waren zufrieden, die Aussicht auf eine Gewinnmarge zwischen gut 18 und über 19 Prozent ließ die Aktie steigen.
Die Quartalsvorlage durch Heuwing, der seit dem Abgang von Ex-Chef Klaus Deller Ende April die Geschäfte mit den Vorständen Peter Laier und Jürgen Wilder führt, dürfte die Gemüter beruhigen.
Deller hatte sich mit dem einflussreichen Eigentümer Thiele wohl auch mit Blick auf die künftige Konkurrenz bei Lkw-Bremsen durch den Getriebehersteller ZF überworfen. Die Friedrichshafener, die der Trend zur Elektromobilität zwingt, neue Geschäfte zu suchen, hatten mit dem US-Konzern Wabco den größten Wettbewerber der Bayern gekauft. Knorr-Bremse konnte wegen der hohen Marktanteile im US-Geschäft nur zusehen.
Unter Ex-Chef und Hauptaktionär Thiele entwickelten sich die Münchner zum Weltmarktführer bei Zug- und Lkw-Bremsen. Pläne zum Verkauf an ZF Friedrichshafen oder Bosch zerschlugen sich. Thiele bevorzugte einen Börsengang, dieser ging im vergangenen Oktober über die Bühne.
Im Zug-Geschäft droht Knorr wegen aufwendiger Zulassungsverfahren wenig Konkurrenz. Das Segment bringt über die Hälfte des Umsatzes, Knorr ist mit 50 Prozent Weltmarktanteil die Nummer 1. Bei Lkw-Bremsen liegt Knorr mit 42 Prozent knapp vor der von ZF übernommenen Wabco. Heuwing ist optimistisch, die Marktposition behaupten zu können: "Entscheidend wird sein, dass wir die Integration von Hitachi schneller vorantreiben als ZF bei Wabco."
Aufwind: Die Zahlen waren erfreulich. Die Geschäfte laufen, das Management scheint eingenordet. Zyklische Aktie mit Potenzial.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 120,00 Euro
Stoppkurs: 79,00 Euro