Also erst mal Luft holen. In den zurückliegenden Tagen ist ja dann doch etwas Unruhe aufgekommen, vor allem weil zwischen den USA und Nordkorea - rhetorisch - scharf geschossen wurde. Man denke etwa an die von -Donald Trump verwendeten Begriffe "fire and fury". Allerdings war das wohl eine eher spontane Aussage des US-Präsidenten, und hinterher hatte sein Gefolge viel Arbeit damit, das Ganze zu relativieren.

Trotzdem fielen zunächst die Kurse. DAX und Euro Stoxx gaben ordentlich nach. Und an der Börse New York begann zum ersten Mal seit Langem so etwas wie eine Korrektur. Ähnlich ging es in Fernost zu. In Südkorea beispielsweise rutschte der Kospi-Aktienindex recht deutlich ab, und auch die Landeswährung Won verlor an Wert. Das ist bemerkenswert, weil in der Vergangenheit die verbalen Attacken aus oder wegen Pjöngjang bei den Nachbarn in Seoul eher ignoriert wurden. Jetzt also wurde verkauft. Geparkt wurde das Geld derweil in Gold und Schweizer Franken.

Aber erst mal Luft holen. Den harten, teils irrationalen Worten werden wohl kaum Taten folgen. Zum einen dürfte vor allem China daran gelegen sein, dass es ruhig bleibt in der Region. Zudem scheint die neue Regierung Südkoreas einen besseren Draht zum Nachbarn zu haben, als das bislang der Fall war. In militärischer Alarmbereitschaft ist man in Seoul ohnehin nicht, und auch seitens der USA gibt es keine nennenswerten Verschiebungen der Seekräfte in der Region - trotz angedrohtem "Feuer und Wut".

Also alles schon wieder gut? Sollte man jetzt schon wieder Aktien kaufen? Vermutlich noch nicht. Die Kurse kletterten zwar zu Wochenbeginn wieder, weil die Furcht vor einer Eskalation in Asien genauso abrupt nachließ, wie sie aufgetaucht war - in der vergangenen Woche hatten wir an dieser Stelle ja noch von extremer Sorglosigkeit gesprochen. Allerdings wirkt die begonnene Korrektur, vor allem die an der Wall Street, in gewissem Sinne "unfertig". Das lief gefühlt alles einen Tick zu schnell ab. Runter am Donnerstag und gleich wieder rauf zwei Tage später. Na, ja.

Dafür, dass die Korrektur vermutlich noch nicht beendet ist, spricht auch, dass trotz wirklich guter Umsatz- und Gewinnzahlen, die von US-Unternehmen in den zurückliegenden Wochen veröffentlicht wurden, die Reaktion an der Börse enttäuschend war. In Summe reagierten die Kurse nämlich gar nicht. Stillstand. So etwas gab es in den zurückliegenden sechs Jahren nicht mehr. Und man könnte es als Indiz dafür deuten, dass in den Aktienkursen nun vielleicht doch schon recht viel Optimismus enthalten ist.

Das ist jetzt also ein erster echter Test für die Rally - jener an den US-Börsen wohlgemerkt, in Europa ist man ja schon länger am Zaudern. Werden also die alten Höchststände bei Dow Jones, S&P und Nasdaq noch einmal erreicht und übertroffen? Oder dehnt sich die Korrektur doch aus?

Als vorsichtige Anleger gehen wir lieber von Letzterem aus. Auch die Saisonalität spricht dafür, dass der September eher schwach wird. Zudem lauern neue - mehr fundamental gelagerte - Stolperfallen, wie etwa die anstehende Debatte um die Erhöhung der US-Schuldenobergrenze.

Nach der vermutlich andauernden Korrektur sollten bis Jahresende jedoch wieder steigende Kurse möglich sein. Und erst dann wird sich entscheiden, ob die Rally angesichts wohl steigender Zinsen und nachlassenden Wirtschaftswachstums ausläuft. Also erst mal Luft holen. Und schön dranbleiben.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com