Es sei zwar nicht auszuschließen, dass die Wirtschaft im Sommerquartal erneut geschrumpft sei, sagte ZEW-Präsident Clemens Fuest. "Aber ich würde keine längere Rezession erwarten." Denn die Nachfrage im Inland bleibe solide. Dennoch dürfte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel noch im Laufe des Tages die Wachstumsprognose der Bundesregierung spürbar senken.

Zuletzt hatten schon die führenden Forschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten die Erwartungen für Deutschland eingedampft. Die Ökonomen rechnen für 2014 nur noch mit 1,3 (zuvor 1,9) Prozent Wachstum und für 2015 mit einem Plus von 1,2 (2,0) Prozent. Gabriel stellt die Einschätzung der Regierung am frühen Nachmittag vor und hat zuletzt angekündigt, Deutschland werde "deutlich unter den Prognosen bleiben".

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"DAS ZWEITE HALBJAHR WIRD MAGER"

Für Pessimismus hatten zuletzt Einbrüche bei Aufträgen, Produktion und Export im August gesorgt. Allerdings gelten die Daten wegen der späten Sommerferien und Werkschließungen als statistisch übertrieben. Die ZEW-Zahlen fielen nun schlechter aus als von Ökonomen erwartet und drückten den Euro auf rund 1,2650 Dollar.

"Die Fallgeschwindigkeit wichtiger Frühindikatoren überrascht mittlerweile selbst Dauerpessimisten", sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. "Tatsache ist, dass das zweite Halbjahr ein mageres wird." Gerd Haßel von der BHF-Bank hält eine sogenannte technische Rezession für möglich, also zwei Quartale in Folge mit schrumpfender Wirtschaftskraft. Bereits im Frühjahr war das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent gesunken.

Für Verunsicherung bei der exportorientierten Wirtschaft sorgen die vielen Krisenherde. "Generell sind die Risiken allerorten gestiegen - Ukraine, Syrien und Ebola. Das dämpft die Stimmung massiv", sagte Haßel. Die vom ZEW befragten Fachleute bewerten die aktuelle Lage schlechter. Dieses Teilbarometer fiel um 22,2 auf 3,2 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit Juni 2010. Deutlich skeptischer äußerten sich die Experten auch zu den Aussichten in der Euro-Zone. Dass im Währungsraum die Erholung kaum vorankommt, belegen zudem Daten aus der Industrie. In den 18 Euro-Ländern schrumpfte die Produktion im August um 1,8 Prozent zum Vormonat und damit stärker als erwartet, wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte.

Reuters