Wer seine Kleidung richtig sauber kriegen möchte, greift beim Waschmittel gern zu einem Konzentrat. Bereits eine geringe Menge verspricht eine starke Waschleistung.

Auch in der Fondswelt gibt es Produkte, die auf eine hohe Konzentration setzen. In ihren Namen verwenden sie regelmäßig Begriffe wie "Top Ideas", "Conviction", "Select" oder "Concentrated", um auf ihre besondere Strategie aufmerksam zu machen. Deren Fondsmanager bestücken die Portfolios mit einer nur geringen Anzahl von Titeln - eben ihren Spitzenideen, von denen sie besonders überzeugt sind. Das Ergebnis: ein hochkonzentriertes Produkt.

Die wenigsten Anleger dürften etwas dagegen haben, wenn Manager ihre besten Investmentideen - und wirklich nur die allerbesten - verfolgen. Doch die Tücke steckt im Detail, und nur weil ein Portfolio sehr fokussiert ist, heißt das noch lange nicht, dass es erfolgreich ist.

€uro am Sonntag hat sich die Riege der Aktienfonds angesehen, die durch eine besonders geringe Zahl an Positionen auffällt. Die Grenze für ihre Analyse hat die Redaktion bei maximal 35 Titeln gezogen. Portfolios in dieser Größenordnung können mit Fug und Recht behaupten, sehr konzentriert zu sein.

Um diese Fonds aufzuspüren, hat die Redaktion Daten des Finanzdienstleisters FondsConsult genutzt. Mit Stichtag 15. November fallen 417 der rund 3.500 hierzulande zugelassenen Aktienfonds in die Kategorie der sehr konzentrierten Portfolios. Aus drei Kategorien - deutsche, europäische und globale Aktien - hat die Redaktion jeweils einen Fonds ausgewählt, der in der Vergangenheit in puncto Rendite und Anlagestrategie ­besonders überzeugen konnte (siehe ­Investor-Info). Bei diesen hat sich die ­Beschränkung auf wenige Titel bezahlt gemacht.

Unbeschränkt ist die Fokussierung bei Fonds, die sich an Privatanleger richten, allerdings nicht. Portfolios mit lediglich einer Handvoll Titeln dürfen nicht ohne Weiteres an diese vertrieben werden. Das schreibt die europäische OGAW-Richtlinie vor. Danach gilt für Fonds zum einen eine Obergrenze von zehn Prozent pro Einzelwert. Zum anderen dürfen sämtliche Titel mit mehr als fünf Prozent Anteil zusammengenommen nicht mehr als 40 Prozent des Vermögens ausmachen.

Diese gesetzlichen Vorgaben sollen ein Mindestmaß an Diversifikation sicherstellen und sorgen dafür, dass öffentlich verfügbare Fonds mit weniger als 16 Titeln gemäß EU-Richtlinie rein rechnerisch nicht konstruierbar sind. Und selbst die Grenze des Erlaubten wird nur selten ausgereizt. So sind Portfolios mit weniger als 25 Titeln eine Rarität. Nur 53 Produkte mit einem derart engen Fokus spuckt die Datenbank von FondsConsult aus.

Hoffnung auf Mehrertrag


Gern möchte man als Anleger daran glauben, dass konzentrierte Portfolios mehr leisten können als breit gestreute. Doch eine solche Abhängigkeit ist nicht erkennbar. "Bei unseren Analysen konnten wir keinen Zusammenhang zwischen der Zahl der Titel und der Rendite feststellen", sagt FondsConsult-Analyst Patrick Reuther. Portfolios mit wenigen Aktien entwickeln sich also im Mittel nicht besser als solche mit vielen.

Unterschiede gibt es jedoch bei der Varianz der gezeigten Leistung. "Die Streuung der Ergebnisse ist bei kon­zentrierten Portfolios sehr hoch", sagt Natalia Wolfstetter, Analystin der Ra­ting­agentur Morningstar. Bei einer Untersuchung europäischer Aktienfonds habe sich gezeigt, dass unter den fokussierten Produkten auffallend viele sehr gute und auffallend viele sehr schlechte zu finden seien.

Der Fachbegriff für diese Verteilung lautet "Tail risk". Anleger, die auf einen konzentrierten Fonds setzen, müssen sich also bewusst sein, dass eine große Bandbreite an Ergebnissen möglich ist. Gerade am guten und am schlechten Ende (dem "Tail", englisch für Schwanz) sind viele Treffer möglich. Denn derartige Portfolios können stark zulegen, wenn sich die hoch gewichteten Aktien gut entwickeln. Doch genauso können sie viel verlieren, wenn es bei den Lieblingstiteln nicht läuft. "Wenn man mit einzelnen Titeln danebenliegt, schlägt das in einem konzentrierten Portfolio besonders stark durch", so Wolfstetter.

Auch bei der Schwankungsintensität stechen fokussierte Portfolios hervor. "Die Volatilität ist höher als der Durchschnitt", berichtet sie. Bei breit aufgestellten Fonds sorgt die hohe Zahl an Titeln für eine Glättung der Wertentwicklung. Das begrenzt die Schwankungen. Als Pluspunkt können konzentrierte Fonds für sich geltend machen, dass ihr Aufbau leicht nachvollziehbar ist. Einem Manager, der rund 30 Titel aus Überzeugung in seinem Fonds hält, dürften sich private Anleger näher fühlen als einem Manager mit eher diffus anmutenden 100 Titeln.

Eine Frage des Umfangs


Ob ein Fonds als sehr fokussiert einzustufen ist, hängt auch von seinem Anlageuniversum ab. "Ein Fonds, der 35 Titel hält und weltweit investiert, ist sehr konzentriert", erklärt FondsConsult- Analyst Reuther. "Bei einem Portfolio mit der gleichen Titelanzahl, das nur in Deutschland aktiv ist, kann man darüber streiten, ob es als konzentriert einzustufen ist."

Weitgehend unbegründet ist die Sorge, dass ein Fonds mit wenigen Titeln Defizite in puncto Diversifikation hat. "Auch mit 30 bis 40 Titeln kann man eine ordentliche Streuung hinbekommen", sagt Morningstar-Analystin Wolfstetter. Klumpenrisiken können allerdings durch eine Übergewichtung einzelner Branchen oder Regionen entstehen - das gilt jedoch für alle Arten von Portfolios.

Anleger, die einen konzentrierten Fonds kaufen, sollten mehrere Voraussetzungen mitbringen. Zuvorderst ist ein großes Vertrauen in die Leistung des Fondsmanagers nötig. Denn die Wahrscheinlichkeit, anders abzuschneiden als der breite Aktienmarkt, ist hoch. Daneben sollten sie geduldig und belastbar sein. "Mit einem konzentrierten Fonds kann es mal hopp, mal top laufen - das ist für manche Anleger nicht leicht zu verkraften", sagt Wolfstetter. Anleger sollten schwächere Phasen also aushalten können. Im Idealfall werden sie dafür in der Mehrzahl der Jahre mit herausragenden Leistungen entschädigt. Und sie können sich sicher sein, ein Produkt zu besitzen, das sich von der breiten Masse deutlich abhebt.

Investor-Info

UBS Special I Deutschland
Deutsche Aktien im Fokus


Der UBS-Fonds zählt zu den konzentrier­testen Portfolios für deutsche Aktien. Momentan hält er 33 Titel, die größten Positionen sind Allianz, SAP und Bayer. Das Manager-Duo kauft Unternehmen aus DAX, MDAX und TecDAX, die mit hohen Dividenden­erträgen glänzen oder bei denen attraktive Wachstumsaussichten für die Ausschüttungen bestehen. Gleichzeitig muss die Bewertung stimmen. Bluechips machen den Großteil des Vermögens aus.

M & G Pan European Select
Starke Europäer


Mehr als 1.000 Titel aus ganz Europa umfasst das Anlageuniversum des M & G Pan European Select Fund. Aus diesen entsteht eine Beobachtungsliste mit rund 100 Unternehmen, die Fondsmanager John William Olsen für attraktiv hält. Davon gelangen 25 bis 35 ins Portfolio. Olsen sucht Firmen mit starken Wett­bewerbsvorteilen, die die Profitabilität langfristig sicherstellen. Prominent im Fonds vertreten sind zurzeit der britische Buchhändler WH Smith, CTS Eventim und Novo Nordisk.

Comgest Growth World
Globale Champions


Eine hohe Unternehmensqualität und ein gut prognostizierbares stabiles Gewinnwachstum sind die Grundbedingungen für die Aufnahme einer Aktie in den Comgest Growth World. Die französische Investmentgesellschaft schwört auf Fonds mit wenigen Titeln. Ihrer Ansicht nach bergen größere Portfolios die Gefahr, gute Anlageideen zu verwässern. Mit ihrem Quality-Growth-Ansatz und ihren fokussierten Engagements ist die Gesellschaft seit Jahren sehr erfolgreich. In ihrem globalen Produkt stecken lediglich 34 Titel.