In der vergangenen Woche markierte die Aktie der Commerzbank noch ihren höchsten Stand seit 14 Jahren. Nach den jüngsten Meldungen zur gestiegenen Beteiligungsquote der italienischen UniCredit fiel sie am Dienstag um vier Prozent zurück.

Zuvor hatte die Aktie der Commerzbank allerdings eine beispiellose Kursrally hingelegt. Allein im dritten Quartal hat sie sich bislang um über 30 Prozent verteuert, seit dem Jahreswechsel beläuft sich der Gewinn sogar auf mehr als 120 Prozent. Auf die Nachricht, dass die UniCredit ihren Anteil auf ungefähr 26 Prozent erhöht hat und die Bundesregierung an ihrem 12-Prozent Paket weiterhin festhalten wird und die Übernahme als „unfreundlich“ einordnet, reagierten die Anleger mit Gewinnmitnahmen. Das Mailänder Institut bekräftigte, die noch ausstehenden Finanzinstrumente (Derivate) „zu gegebener Zeit“ ebenfalls in Commerzbank-Aktien umzuwandeln. Damit würde der Anteil auf rund 29 Prozent steigen. Sollte UniCredit jedoch die Schwelle von 30 Prozent überschreiten, wäre die Bank gesetzlich verpflichtet, den übrigen Commerzbank-Aktionären ein offizielles Übernahmeangebot zu unterbreiten.

Commerzbank – Vorteile durch Staatsnähe?

Derzeit bleibt unklar, wie sich die Eigentümerstruktur in den kommenden Monaten entwickeln könnte. An den Anfang des Monats veröffentlichten Quartalszahlen gab es wenig zu bemängeln: So übertraf die Bank die Markterwartungen und meldete ein operativ starkes Ergebnis, dennoch sank der Nettogewinn im zweiten Quartal 2025 um 14 Prozent auf 462 Millionen Euro. Verantwortlich hierfür waren vor allem Restrukturierungskosten, die im Zuge der laufenden Neuausrichtung anfielen.

Laut Daten des Finanzportals TradingView.com übertraf im Geschäftsjahr 2024 der Gewinn je Aktie mit 2,10 Euro die Erwartungen der Analysten (2,04 Euro). Und dieser positive Trend setzte sich bei den für Q1 und Q2 veröffentlichten Ergebnissen fort. In den kommenden Jahren könnte die Commerzbank indirekt von ihrer Staatsnähe beim Sondervermögen profitieren: Als teilverstaatlichte Großbank genießt sie besonderes Vertrauen und verfügt über enge Kontakte zu Ministerien, was den Zugang zu Mandaten oder Finanzierungen erleichtern und somit zu einem Wettbewerbsvorteil führen kann. Offiziell gibt es jedoch keine direkte Bevorzugung, da die Vergabe von Bundesemissionen streng geregelt ist und EU-Wettbewerbsrecht gilt.

Commerzbank-Aktie mit starkem Turnaround

Aus charttechnischer Sicht kann man der DAX-Bank zweifellos einen gelungenen Turnaround attestieren. Allerdings sollten Anleger nicht vergessen, dass die Aktie vor ungefähr 25 Jahren noch 350 Euro und noch vor fünf Jahren zeitweise weniger als vier Euro gekostet hat. Derzeit überzeugt vor allem das Ende 2022 generierte Trendwechselsignal. Damals wechselte nämlich die 200-Tage-Linie vom Abwärts- in den Aufwärtsmodus und weist aktuell eine starke Steigung auf. Doch mittlerweile gibt es auch Warnsignale. So rutschte z.B. der Relative-Stärke-Index am Freitag unter die Marke von 70 Prozent und löste dadurch ein klares Verkaufssignal aus.

Fazit: Unter Timingaspekten drängt sich der Kauf der Commerzbank-Aktie derzeit eher nicht auf. Aufwärtspotenzial würde höchstwahrscheinlich erst dann entstehen, wenn die Italiener eine mehrheitliche Übernahme anstreben sollten. Aktuell überwiegen daher eher die Risiken als die Chancen.

Commerzbank (WKN: CBK100)

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