Anzeichen eines Abschwungs oder gar einer Rezession gebe es nicht, begründete der Volkswirt seinen Optimismus für Aktien. Allerdings laufe die Boom-Phase langsam aus und der weltweite Handelsstreit laste auf der Stimmung in den Unternehmen. Burkert senkte die Prognose für das deutsche Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr von 2,3 auf 1,9 Prozent Wachstum. Die Schätzung für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion schraubte er von 2,3 auf 2,0 Prozent zurück.
Sollte sich der Handelsstreit zwischen den USA und Europa verschärfen, drohten herbe Verluste an den Börsen. Leidtragende wäre vor allem die deutsche Autobranche, sollte US-Präsident Donald Trump Importzölle auf Pkw einführen. Das wiederum würde den Dax empfindlich treffen - mit etlichen Branchentiteln wie Daimler, BMW, Volkswagen (Volkswagen (VW) vz), Continental und auch Infineon.
So weit muss es jedoch nicht zwangsläufig kommen, glaubt der Experte. "Trump wird die Reaktion an den Aktienmärkten eher verstehen als politische Ratschläge", ist sich Burkert sicher. Zwar suche der Präsident vor den wichtigen Zwischenwahlen zum Kongress im November einen politischen Erfolg, nachhaltigen Schaden für die Konjunktur werde der US-Präsident aber vermeiden wollen. Zudem drohten bei einem Börsen-Crash auch US-Anlegern Verluste.
Italien machte Burkert neben dem Handelszwist als zweiten großen Risikofaktor für Konjunktur und Finanzmärkte aus. Denn sollte die neue Regierung aus 5-Sterne-Bewegung und Lega all ihre politischen Ankündigungen umsetzen, könne sich die ohnehin hohe Schuldenquote in den kommenden zehn Jahren fast verdoppeln. Der Ökonom sprach vom "Geisterfahrer Italien". Die Rechnung müssten am Ende wie stets die Steuerzahler begleichen.
Ganz so schlimm werde es aber letzten Endes wohl doch nicht kommen. "Die Koalition wird am Ende von Seiten des Marktes zur Realpolitik gezwungen werden", sagte Burkert. Daher werde die neue Regierung ihr Programm voraussichtlich nicht eins zu eins umsetzen.
Ende kommenden Jahres könnte die Party an den Börsen allerdings vorbei sein. Zu diesem Zeitpunkt rechnet der Volkswirt damit, dass die Leitzinsen in den USA den Höhepunkt erreichen - was erfahrungsgemäß zu Aktienverkäufen führt. Die konjunkturellen Frühindikatoren dürften sich wohl schon Mitte 2019 eintrüben und Investoren dann damit beginnen, risikoreiche Anlagen zu reduzieren./bek/gl/fba