Das Mutterunternehmen Vulcan Energy ist bereits in Australien börsennotiert. Jetzt könnte die eigenständige deutsche Tochter den Gang aufs Börsenparkett wagen. "Wir haben den Entscheidungsprozess gestartet und hoffen, diesen noch in diesem Jahr zu finalisieren", ergänzte Kreuter.

Mit einer Tochter des koreanischen Batterieriesen LG Chem hat Vulcan nach Unterzeichnung einer Absichtserklärung den ersten Großkunden in Aussicht. Das Interesse der Autohersteller an dem CO2-frei gewonnenen Rohstoff für E-Auto-Batterien sei groß, ergänzte Kreuter. Das Unternehmen will Lithium aus Thermalwasser in der Tiefe des Oberrheingrabens gewinnen. Zu den potenziellen Kunden von Vulcan gehört auch der Opel-Mutterkonzern Stellantis, der Insidern zufolge eine Absichtserklärung zum Kauf von Lithium abgegeben hat. Dazu wollte sich Kreuter nicht äußern. Außerdem ist Daimler nach eigenen früheren Angaben im Gespräch mit dem 2018 gegründeten Startup aus Karlsruhe, das mittlerweile rund 60 Beschäftigte hat.

LG Energy Solutions (LGES), die Tochter des Batterieriesen LG Chem, wolle im ersten Jahr 5000 metrische Tonnen Lithium-Hydroxid abnehmen und das Volumen schrittweise auf 10.000 Tonnen im Jahr erhöhen, teilte Vulcan Energy weiter mit. Der Vertrag soll zum geplanten Produktionsbeginn Mitte 2024 starten und eine Laufzeit von fünf Jahren haben, die um weitere fünf Jahre verlängert werden kann. Das Auftragsvolumen von LGES werde bis zum Hochlauf 2026 ein Viertel der Gesamtproduktion ausmachen, erklärte Vulcan Energy weiter, sagte Vulcan-Manager Francis Wedin.

PILOTANLAGE LÄUFT


Mit dem Umschwung zu Elektroautos steigt die Nachfrage nach dem Batterierohstoff massiv. Nach Schätzungen von Geologen birgt die Region im Südwesten Deutschlands genug Lithium für mehr als 400 Millionen Elektroautos. Nach dem Verfahren von Vulcan wird heißes Thermalwasser aus Tausenden Metern Tiefe an die Oberfläche gepumpt, wobei Wärme und Strom entstehen. Dieser kann verkauft werden, sodass die Förderkosten gedeckt werden. Das Lithiumhydroxid kann aus dem Wasser extrahiert werden, das dann wieder in die Tiefe zurückfließt. Die Kosten für die Extraktionsanlage müssen Kreuter zufolge über den Preis eingespielt werden. Dieser werde voraussichtlich aber unter dem von Lithiumcarbonat aus Chile oder Argentinien liegen, das aufwendiger im Tagebau gewonnen werde.

Die Standorte in der Region, die sich über Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen erstreckt, stehen noch nicht fest. Eine Pilotanlage läuft seit April. "Anfang nächsten Jahres geht eine Demonstrationsanlage in Betrieb, die von der Menge her Tonnen erzeugen kann", ergänzte Kreuter. Das Material werde dann bei Batterieherstellern gestestet. Bis 2024 sollen in zwei Anlagen 15.000 Tonnen im Jahr gewonnen werden. In der zweiten Phase ab 2025 plant die Firma drei weitere Anlagen für ein Volumen von 40.000 Tonnen. Das wäre genug Lithium für die Batteriezellen von einer Million E-Autos. Dafür werden Investitionen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro gebraucht - über den möglichen Börsengang und Bankkredite.

rtr