Die Fronten zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften verhärten sich so weiter. Die Fernbusse profitieren unterdessen von den Streiks: Die Buchungen seien zwischen 10 und 20 Prozent gestiegen, teilte der Branchenverband mit.

Obwohl die Lokführer die Arbeit erst ab Mittwoch, 14 Uhr, niederlegen wollten, fielen bereits am Morgen im Fernverkehr (IC, ICE) zahlreiche Züge aus. Um einen Rumpfbetrieb aufrecht zu erhalten, hatte die Bahn in der Nacht einen Not-Fahrplan aufgelegt. Damit soll von Streikbeginn bis zum Ende am Donnerstagmorgen um 4 Uhr gesichert sein, dass rund ein Drittel der Fernzüge fährt. Zudem könnten Regional- und S-Bahnen am Donnerstagmorgen die Pendler wieder pünktlich zur Arbeit bringen, sagte ein Sprecher. Normalerweise dauert es viele Stunden bis nach Streik-Ende der Betrieb wieder läuft.

Reisende reagierten dennoch verärgert: "Ich fühle mich beschissen. Ab 14 Uhr wollten sie streiken und jetzt fallen schon alle Züge aus", sagte einer am Frankfurter Hauptbahnhof. Für Unverständnis sorgte bei einigen auch die Länge des Ausstands: "Ich finde es eigentlich doch ziemlich dreist. Den ganzen Tag, das ist irgendwie ungeheuerlich", beschwerte sich eine andere Reisende. Der Ausstand soll bundesweit wieder den Fern-, Regional- und auch den Güterverkehr treffen.

Auch nach Streik-Ende am Donnerstag kommt es zu weiteren Behinderungen - dann im Luftverkehr: Ab 12 Uhr streiken die Piloten der Luftansa-Billigtochter Germanwings. Der Ausstand werde bis Mitternacht dauern und deutschlandweit alle Flüge der Tochter treffen. An einem kompletten Tag wären dies etwa 450 Verbindungen. Cockpit kämpft gegen die Pläne der Konzernleitung für eine Ausweitung der Billig-Ableger sowie für die Beibehaltung der Frührentenregelung für Piloten. Die Lufthansa sieht sich wegen der harten Konkurrenz nicht mehr in der Lage, die im Branchenvergleich großzügigen Vorruhestandsregeln zu finanzieren. Die Gewinneinbußen durch die Streiks summieren sich für die Lufthansa bislang auf mindestens 70 Millionen Euro.

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber kritisierte das Vorgehen als rücksichtsloses Treiben auf dem Rücken des Unternehmens und der Kunden. "Besonders dreist ist der flächendeckende Arbeitskampf, weil wir gerade verabredet hatten, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen." Die GDL wolle gar nicht zusammenarbeiten und stelle die Rivalität mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in den Vordergrund. "Sie stellt Machtgelüste über vernünftiges Verhandeln." Nach Bahn-Angaben waren für Mittwochabend und Donnerstag Treffen vereinbart. Diese seien nach dem neuen Streikaufruf nun hinfällig.

GDL-Chef Claus Weselsky warf dem Staatskonzern hingegen erneut vor, eine gesetzliche Regelung zur Beschneidung des Streikrechts kleinerer Gewerkschaften provozieren zu wollen. "Die Deutsche Bahn verlangt von uns tatsächlich, dass wir die Füße stillhalten, bis wir gesetzlich abgeschafft werden", sagte er. Die Koalition hat verabredet, Regelungen zu schaffen, mit denen Kompetenzen von Groß- und Spartengewerkschaften neu festgelegt werden sollen.

Die GDL verlangt fünf Prozent mehr Lohn sowie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 37 von 39 Stunden. Kern des Konflikts ist aber, dass sie dies nicht mehr allein für die 20.000 Lokführer fordert, sondern auch für rund 17.000 Zugbegleiter und Rangierführer. Diese will jedoch die größere EVG weiter vertreten. Die Bahn lehnt aber konkurrierende Abschlüsse für die gleiche Berufsgruppe ab.

Nutznießer der Auseinandersetzung bei Bahn und Lufthansa sind offenbar vor allem die Fernbusse. Die Branche boomt ohnehin dank billiger Ticktpreise seit Freigabe des Marktes im vergangenen Jahr. Die Deutsche Bahn rechnet daher im Fernverkehr mit einem Gewinneinbruch von bis zu 120 Millionen Euro. Am Mittwoch hatte der französische Konzern Veolia, einer der wenigen Bahn-Konkurrenten im Fernverkehr, die Einstellung seiner einzigen Verbindung Leipzig-Berlin-Rostock angekündigt.

Reuters