Die Zurückhaltung mache sich sofort bemerkbar: Von den verfügbaren Tickets im laufenden Quartal bis Ende September seien erst 67 Prozent verkauft - drei Prozentpunkte weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Lufthansa steuert gegen, verspricht auch für dieses Jahr eine Dividende und Kostensenkungen.

Doch Anleger beruhigt das nicht: Die an der Frankfurter Börse gehandelten Papiere des größten Luftfahrtkonzerns Europas brachen um bis zu vier Prozent ein. Es war der letzte Auftritt von Menne bei der Lufthansa: Die Managerin wechselt Ende des Monats nach vier Jahren als CFO zum Pharmakonzern Boehringer Ingelheim.

Vor anderthalb Wochen hatten sich die Lufthansa vom Ziel verabschiedet, den Vorjahres-Betriebsgewinn von 1,8 Milliarden Euro in diesem Jahr zu toppen. Stattdessen dürfte es weniger werden. Mit der neuen Vorsicht ist der Konzern nicht allein: Auch die Rivalen Air France/KLM und die IAG -Holding, hinter der British Airways und Iberia stehen, warnten vorige Woche bereits vor den Folgen der Anschläge für ihre Geschäfte.

Für die Branche steht viel auf dem Spiel: In dem Sommer-Vierteljahr verdienen Airlines dank der vielen Touristen einen Großteil des Jahresgewinn. Allein in den vorigen vier Wochen gab es eine Reihe von Anschlägen, die Urlaubern und Geschäftsleuten die Lust auf Reisen nach Europa vermiesen. Mitte Juli lenkte ein Attentäter in Nizza einen Laster in eine Menschenmenge - 84 Menschen starben.

Danach verletzte ein 17-Jähriger mit einer Axt in einem Regionalzug bei Würzburg vier Mitglieder einer chinesischen Familie schwer. Kurze Zeit später erschoss ein 18-Jähriger Deutsch-Iraner in München neun Menschen. Hinzu kommen die politischen Unwägbarkeiten nach dem Putschversuch von Teilen des Militärs in der Türkei.

FLUGHAFEN-GEBÜHREN IM VISIER



Die Antwort der Lufthansa ist, den Gürtel enger zu schnallen. Die Kosten sollen dieses Jahr erstmals um bis zu drei Prozent sinken. Ein wichtiger Teil dessen sind geringere Gebührenzahlungen. Die Verhandlungen etwa mit Fraport, dem Betreiber des Lufthansa-Drehkreuzes in Frankfurt, über die Höhe der Flughafengebühren liefen noch, sagte Konzernchef Carsten Spohr. "Ich werde keine Gebührenerhöhungen mehr zulassen." Positive Beispiele seien der Flughafen Zürich oder die Flugsicherung, mit denen niedrigere Entgelte ausgehandelt worden seien, die der Lufthansa 80 Millionen Euro sparten.

Zentraler Teil des Kurses ist auch, dass bei den großen und teuren Netzwerk-Fluglinien, also neben der Lufthansa selbst die Töchter Swiss und Austrian Airlines, insgesamt die Flotte schrumpft. 2017 dürften hier netto bis zu vier Flugzeuge wegfallen. Spohr trägt damit nicht nur der wirtschaftlichen Unsicherheit Rechnung, sondern sorgt damit auch gezielt dafür, dass die Zahl der gut bezahlten Piloten-Arbeitsplätze sinkt.

Damit erhöht er in den Tarifverhandlungen den Druck auf die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Seine Botschaft ist klar: Die Piloten sollen sich auf schlechtere Tarifkonditionen einlassen, arbeiten dafür aber wieder in einer Airline, die wächst und Karriereoptionen bietet. Kräftig zulegen soll nämlich nur der Billigableger Eurowings.

Die Lufthansa und Cockpit geben sich noch bis Freitag Zeit, um zu entscheiden, ob sich ernsthafte Tarifverhandlungen lohnen. Einen anderen lange Zeit schwelenden Arbeitskonflikt legte die Lufthansa Anfang Juli bei: Mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo ist in einer Schlichtung ein langfristiger neuer Tarifvertrag vereinbart worden.

rtr