Der Regierung des Emirats am Persischen Golf sei klar, dass das hohe Kostenniveau der Berliner Fluggesellschaft, die Schulden und ein mögliches Veto der Wettbewerbshüter die Lufthansa daran hinderten, den Rest der Krisen-Airline zu übernehmen, sagte Spohr am Freitag am Rande der Hauptversammlung in Hamburg. "Das Schuldenthema kann nur die Regierung von Abu Dhabi lösen."

Den im Vergleich zu Rivalen teuren Flugbetrieb müsse der neue Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann verschlanken, und die Bedenken der Kartellwächter müsse Lufthansa selbst zerstreuen, sagte Spohr. Unmöglich sei das nicht: Schließlich hätten British Airways und Air France auch Rivalen aus ihren jeweiligen Heimatländern übernehmen dürfen. Das Öl-Emirat will nach hohen Verlusten am liebsten bei Air Berlin aussteigen.

Die Lufthansa und Air Berlin sind schon im Geschäft: Derzeit mietet die Kranich-Linie von der Hauptstadt-Airline 38 Flugzeuge einschließlich deren Crews. Die restliche Flotte von Air Berlin von 75 Flugzeugen würde sich die Lufthansa gerne einverleiben, doch will sie auf keinen Fall die Verbindlichkeiten von 1,2 Milliarden Euro schultern.

Spohr war am Montag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Abu Dhabi. Die dortige Regierung hält über die staatseigene Fluglinie Etihad 29 Prozent an Air Berlin. Die Berliner stecken nach strategischen Fehlern und einer jahrelangen Verlustserie in einer existenziellen Krise. Angeblich ist die Lufthansa nicht der einzige Interessent: Der "Wirtschaftswoche" zufolge loten auch die US-Airline Delta und der chinesische Mischkonzern HNA (Hainan Airlines) eine Partnerschaft aus.

Die Hoffnung auf eine baldige Lösung für Air Berlin trieb die Aktie zum Wochenausklang: Sie sprang um 17 Prozent auf 69 Cent - das war der höchste Stand seit viereinhalb Monaten.

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Die Lufthansa baut derzeit mit großem Einsatz ihren Billigflieger Eurowings aus. Dafür wurden die Air-Berlin-Flugzeuge angemietet und Brussels Airlines komplett gekauft. Doch danach müsse auf jeden Fall Schluss sein, sagte Union-Investment-Portfoliomanager Ingo Speich. "Alitalia und die skandinavische SAS müssen tabu sein." Aus der Lufthansa dürfe kein Sammelsurium von unprofitablen Fluggesellschaften und Marken werden. Einen Kauf der schwer angeschlagenen Alitalia schloß die Lufthansa bereits vor einer Woche aus.

Neuigkeiten gibt es im Gebührenstreit mit dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport. "Wir haben uns grundsätzlich mit Fraport auf ein Paket von drei Jahren geeinigt, das uns Kostensenkungen liefern wird auf dem Niveau, was Ryanair bekommt", sagte Spohr vor 1500 Anteilseignern in den Hamburger Messehallen. "Damit können wir auf die angekündigte einseitige Reduzierung von Gebühren wahrscheinlich verzichten." Gespräche über eine tiefere Partnerschaft liefen aber noch. Die Kranich-Fluglinie hatte bereits vor einigen Tagen von einer Annäherung in dem Clinch gesprochen, aber keine Details genannt.

Die Lufthansa hatte Fraport wegen Gebührennachlässen für Ryanair am größten deutschen Flughafen mit Konsequenzen gedroht. Hintergrund des Streits sind die neuen Flughafengebühren in Frankfurt. Fraport-Chef Stefan Schulte wollte mit dem Vorstoß vor allem neue Fluglinien an den Rhein-Main-Flughafen locken. Ryanair wird mit den neuen Gebühren aus Sicht der Lufthansa bevorzugt. Der Lufthansa entsteht dadurch auf ihren Europa-Strecken nach eigenen Angaben ein finanzieller Nachteil von 200 Millionen Euro. Sauer ist Spohr auf Fraport wegen des ungeliebten Neulings in "FRA" noch immer: "Wir wurden von Fraport erst am Vorabend der Ryanair-Pressekonferenz informiert."

rtr