Verspätungen, Flugausfälle, mangelhafter Service. Dann das Chaos am Flughafen München: Wegen einer vorübergehenden Sperrung des Terminals 2, von dem aus hauptsächlich die Lufthansa fliegt, sind 330 Flüge ausgefallen, mehr als 31.000 Passagiere waren betroffen. Fluggäste haben derzeit wenig Grund zur Freude. Anders die Lufthansa-Aktionäre.

Die Fluggesellschaft übertraf mit den Zahlen für das zweite Quartal des laufenden Jahres die Erwartungen der Analysten. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (Ebit) ging zwar um 3,44 Prozent auf 982 Millionen Euro zurück. Experten hatten dem Finanzdienstleister Bloomberg zufolge jedoch mit einem Minus von 4,4 Prozent gerechnet.

Hohe Kosten



Belastet habe vor allem die Billigtochter Eurowings. Die Integration der übernommenen Teile der insolventen AirBerlin habe die Lufthansa eigenen Angaben zufolge im gesamten ersten Halbjahr 120 Millionen Euro gekostet. 77 Flugzeuge der ehemaligen AirBerlin müssen in den Betrieb eingegliedert werden, dazu muss das Personal verdoppelt werden. Im dritten Quartal fielen nochmals 50 Millionen Euro an Kosten für die Integration der Flugzeuge an, sagte Lufthansa-Finanzchef Ulrik Svensson.

Auf das Ergebnis im zweiten Quartal drückten zudem - wie bei allen Fluglinien in Europe - die höheren Ausgaben für Verspätungen und Flugausfälle. Das hatte mehrere Gründe: Fluglotsen streikten in Südeuropa. Bei Sicherheitskontrollen an Flughäfen und in der Flugsicherung mangelte es an Personal, um den kräftig wachsenden Luftverkehr zu bewältigen. Maschinen mussten zudem teilweise wegen ungewöhnlich vielen Gewittern in Europa länger am Boden bleiben oder konnten gar nicht starten. Bei der Lufthansa fielen im ersten Halbjahr mehr Flüge aus oder waren verspätet als im gesamten Jahr 2017. Das habe den DAX-Konzern 70 bis 80 Millionen Euro gekostet.

Die Lufthansa profitierte indes von steigenden Ticketpreisen. Die Nachfrage nach Flugreisen sei dem Konzern zufolge ungebrochen hoch - trotz der derzeitigen Hitzewelle über Europa. Der Reise-Anbieter Thomas Cook klagte hingegen über zurückhaltende Buchungen für Last-Minute-Reisen, da viele wegen des schönen Wetters auf Reisen in den Süden verzichteten.

Trotz der hohen Belastungen betätigte der DAX-Konzern seinen Ausblick. Die Airline peilt einen leicht niedrigeren operativen Gewinn als im Rekord-Vorjahr mit fast drei Milliarden Euro an.

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Einschätzung der Redaktion



Die Geschäftszahlen für das zweite Quartal kamen am Markt gut an, der Kurs stieg am Dienstag um zeitweise neun Prozent. Nach dem Rekordlauf der Lufthansa-Aktie im vergangenen Jahr, als der Kurs 150 Prozent gewonnen hatte, ging es bis zuletzt wieder nach unten. Seit Jahresbeginn steht ein Minus von rund 20 Prozent. Investoren sorgten sich über hohe Kosten für die vielen Flugausfälle und Verspätungen und steigende Kerosinpreise.

Die Aussichten für die Billigtochter Eurowings sind indes gut. 2019 soll die Sparte wieder Gewinne erzielen, sagte Finanzchef Svensson.

Die Lufthansa dürfte indes von den Problemen des Konkurrenten Ryanair profitieren. Der irische Billigflieger hat derzeit mit einer Streikwelle zu kämpfen.

Wir bleiben bei der Halteempfehlung.
Kursziel: 26,00 Euro
Stoppkurs: 19,60 Euro