Der Sitzladefaktor stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 80,1 Prozent, im Schnitt waren also acht von zehn Sitzen besetzt. Auch beim operativen Gewinn musste Konzernchef Carsten Spohr trotz der seit nunmehr einem Dreivierteljahr andauernden Tarifauseinandersetzung mit der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit wohl keine Abstriche machen. Nach ersten Schätzungen sei die Prognose von rund einer Milliarde Euro erreicht worden, hieß es auf einer Investorenkonferenz in New York. Dank des sinkenden Ölpreises und dadurch niedrigerer Treibstoffkosten erwartet der Vorstand 2015 einen "signifikanten" Anstieg des operativen Gewinns.

Der Konzern, zu dem neben der Hauptmarke Lufthansa auch Austrian Airlines, Swiss und Germanwings gehören, streitet sich mit seinen Piloten vor allem um betriebsinterne Vorruhestandsregelungen, die die Lufthansa aus Wettbewerbsgründen nicht mehr weiterfinanzieren möchte. Den Piloten sind auch Pläne des Vorstands für eine Billig-Airline ein Dorn im Auge. Damit will Spohr verlorene Marktanteile von Rivalen wie Ryanair in Europa oder Emirates im Interkontinentalgeschäft wiedergewinnen. Die Flugzeuge sollen aber nicht von den teuren Lufthansa-Piloten geflogen werden. Diese legten die Kranich-Airline seit April bereits zehn Mal lahm. Der Schaden summiert sich auf 200 Millionen Euro.

Spohr hatte wegen des Streiks, zuletzt aber auch wegen trüberer Wirtschaftsaussichten und sinkender Ticketerlöse die Prognosen für das laufende Jahr bereits zweimal zurückgenommen. Zuletzt hatte er einen operativen Gewinn "deutlich" über dem Ergebnis für 2014 in Aussicht gestellt. Nun spricht der Konzern von einer signifikanten Steigerung, weil der Konzern nach Absicherungsgeschäften gegen Ölpreisschwankungen (Hedging) noch mit Kerosinkosten von 5,8 (Vorjahr: 6,7) Milliarden Euro rechnet. Der Vorstand kalkuliert dabei mit einem Preis für das Fass der Nordseesorte Brent von 68 Dollar. Am Montag sackte der Brent-Preis derweil unter die 50-Dollar-Marke auf 48,55 Dollar pro Barrel ab, den tiefsten Stand seit knapp sechs Jahren.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Mit einem Plus von zeitweise mehr als drei Prozent auf 14,49 Euro setzten sich die Lufthansa-Papiere an die Spitze im Dax und markierten ein Fünf-Wochen-Hoch. "Der erwartete Rückgang der Treibstoffkosten ist höher als wir erwartet haben", kommentierte Dirk Schlamp von der DZ Bank. Er kündigte an, seine Schätzungen und das Kursziel anzuheben. "Der Preisrutsch beim Öl ist ein sehr positiver Faktor für die Lufthansa", schreibt auch Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher.

Seit Juni vergangenen Jahres ist der Ölpreis um rund die Hälfte eingebrochen. Bislang profitierten weder die Lufthansa noch Konkurrent Air Berlin kaum davon, da die Gesellschaften sich gegen Ölpreisschwankungen absichern. Durch das Hedging sind sie vor plötzlichen Preisanstiegen gefeit, profitieren aber auch nicht unmittelbar von sinkenden Ölnotierungen. Für das laufende Jahr hat die Lufthansa bereits 73 Prozent der Treibstoffeinkäufe abgesichert, im Gesamtjahr 2014 waren es 79 Prozent.

Reuters