Deutschlands Nebenwerte sind gesucht: Seit Jahresanfang bringen es die je 50 Werte umfassenden Börsenbarometer MDAX und SDAX auf ein Plus von jeweils 25 Prozent. Der DAX dagegen schaffte bislang nur elf Prozent. Insbesondere die Kursverluste von VW haben die Aufwärtsbewegung zuletzt gebremst.

Frei von Problemfällen sind aber auch die deutschen Nebenwerte-Indizes nicht. Zu diesen zählen etwa der Leuchtmittelhersteller Osram sowie Gerry Weber. Die Aktie des Modekonzerns verlor seit Jahresanfang fast 60 Prozent. "Gerry Weber leidet unter dem strukturellen Wandel, dem sich der stationäre Handel durch den Druck der Onlinekonkurrenz unterziehen muss", sagt Franz Führer, Manager des Lupus alpha All Opportunities. "Der Titel ist jedoch nicht so hoch gewichtet, dass er den Kursverlauf des Index wesentlich beeinflussen könnte."

Der von der Frankfurter Investmentboutique Lupus alpha aufgelegte All Opportunities investiert in europäische Small- und Mid-Cap-Unternehmen. Der Schwerpunkt liegt auf deutschen und österreichischen Aktien, diese sind derzeit mit je 20 Prozent im Portfolio gewichtet. Seit Auflegung im Jahr 2008 erzielte der Fonds im Schnitt jährlich 8,8 Prozent Rendite. Der Euro Stoxx 50 bringt es im gleichen Zeitraum nur auf 2,7 Prozent. Zudem weist der Fonds mit jährlich 8,6 Prozent wesentlich geringere Schwankungen auf als der Vergleichsindex. Die Volatilität des Euro Stoxx 50 liegt bei 25,6 Prozent.

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Noch nicht ausgereizt



Trotz der bereits starken Entwicklung in der zweiten deutschen Börsenliga sieht Führer noch weiteres Potenzial. "Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2016 liegt derzeit bei 16 - und damit im langfristigen Durchschnitt." Zudem werden seiner Meinung nach die meist exportorientierten Unternehmen weiterhin vom schwachen Euro profitieren. So kompensierten sie nicht nur Nachfragerückgänge aus China und anderen Schwellenländern, "sie werden auch zunehmend interessant für US-Unternehmen als Outsourcing-Partner".

Rücksetzer will der Manager, der sich seit über 15 Jahren mit Nebenwerten beschäftigt, jedoch nicht ausschließen. Korrekturen muss er allerdings weniger fürchten als die Manager reiner Long-only-Fonds. Seine Anlagevorschriften erlauben es, auch auf fallende Kurse zu setzen.

Zudem nutzt der Lupus alpha All Opportunities sämtliche Chancen, die der Markt bietet. Dazu zählen beispielsweise Übernahmen. Auch "Squeeze-outs", also der Ausschluss von Minderheitsaktionären, sind für den Manager attraktive Investmentgelegenheiten. Zudem versucht der Fonds von sogenannten Pair-Trades, dem Handel von vergleichbaren Aktienwerten, zu profitieren.

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Fokussierte Geschäftsmodelle



Bei der Titelauswahl weicht Führer daher immer wieder deutlich vom Vergleichsindex ab. Zu seinen aktuellen Favoriten zählen das Bauunternehmen Strabag, der Immobilienentwickler UBM Development, der Medienwert Highlight Media sowie das italienische Softwareunternehmen Reply.

Diese Werte sind relativ illiquide. Das ist zwar riskant - in Abschwungphasen kann es schwer werden, Käufer zu finden -, doch andererseits haben diese Unternehmen vielversprechende Geschäftsmodelle. Reply etwa hat sich auf die Softwarebereiche Cloud-Computing, Big Data und Social Media spezialisiert. Von der Dynamik in diesen Trendmärkten profitiert das Unternehmen deutlich mehr als breit aufgestellte IT-Firmen. Seit Jahresbeginn hat die Reply-Aktie bereits um 102 Prozent zugelegt, die Marktkapitalisierung hat sich seit dem Einstieg des Fonds deutlich erhöht.

Um vielversprechende Unternehmen frühzeitig zu erkennen, betreiben die Experten von Lupus alpha umfassendes Research und stoßen dabei immer wieder auf echte Perlen. So stieg Führer beispielsweise bei dem an der Börse in Wien gelisteten Caterer Do & Co ein, lange bevor der Markt sich für die Aktie interessierte. Und das Risiko hat sich gelohnt: Innerhalb von fünf Jahren hat der Wert um 225 Prozent zugelegt.