Holly Golightly, ein New Yorker Partygirl, führt ein exzessives Leben. Nach langen Nächten auf schrillen Festen frühstückt sie am liebsten vor dem Schaufenster des New Yorker Nobeljuweliers Tiffany. Die Schauspielerin Audrey Hepburn startete als Holly Golightly in "Frühstück bei Tiffany" eine Weltkarriere. Der Kultfilm der 60er-Jahre machte den Juwelier auch außerhalb Amerikas zur Berühmtheit.

Das Unternehmen habe bis heute "ein unglaublich starkes Renommee, auch wegen ,Frühstück bei Tiffany‘", sagt Luxusexpertin Concetta Lanciaux. Sie beriet Bernard Arnault, Gründer und Chef des französischen Luxusriesen LVMH, jahrzehntelang strategisch. Dass Europas reichster Unternehmer Tiffany in seiner Markenkollektion haben will, überrascht Lanciaux nicht. Je mehr Zeit vergehe, umso wertvoller werde Tiffany, glaubt die Branchenkennerin. LVMHs Offerte von 120 Dollar pro Aktie hebt den Börsenwert des zweitgrößten Juweliers der Welt auf mehr als 14,5 Milliarden Dollar.

Damit wäre der Kauf umfangreicher als die Übernahme von Dior vor zwei Jahren für 13,2 Milliarden Dollar. Auch bei Dior war die Markenstärke für Unternehmer Arnault ein zentrales Argument für den Kauf. Ein Taxifahrer in Amerika soll Europas wohlhabendstem Entrepreneur gesagt haben, dass er zwar nicht wisse, wer in Frankreich Präsident wäre, dafür kenne er aber Dior. Das habe ihn bestärkt, den Deal durchzuziehen, erzählte Arnault später.

Kurs schießt nach oben


Als LVMHs Offerte für Tiffany bekannt wurde, schnellte der Aktienkurs des Juweliers deutlich über die Marke von 120 Dollar. Investoren erwarten weitere Bieter, etwa den Schweizer Uhren- und Schmuckkonzern Richemont. Auch die Papiere von LVMH legten weiter zu. Offenbar wird dem breit aufgestellten Luxuskonzern der Zuschlag in einem möglichen Bietergefecht zugetraut. Darüber hinaus sehen Anleger Tiffany als gute Erweiterung des Portfolios. Uhren und Schmuck sind das einzige Luxussegment, in dem LVMH nicht die Nummer 1 ist. Richemont ist hier größer.

Tiffany wäre mit rund vier Milliarden Dollar Umsatz und mehr als 300 Shops in 25 Ländern eine große Marke im LVMH-Portfolio und auf gleicher Ebene mit anderen großen Labels wie Louis Vuitton. Sollte die Integration nicht so laufen wie geplant, wäre das ganze Portfolio betroffen. Aktuell ist Tiffany angeschlagen. Dass weniger vermögende Touristen die USA besuchen, spürt der Konzern deutlich.

Arnault kann Amerikas Juwel wieder zum Glänzen bringen. Beispiel Bulgari: Vor acht Jahren sicherte sich LVMH gut 50 Prozent der Anteile am drittgrößten Schmuckhersteller der Welt. Damals schaffte das von Paolo Bulgari geführte Unternehmen mit 1,1 Milliarden Dollar Umsatz acht Prozent operative Rendite. 2018 erreichte die Rendite bei 2,2 Milliarden Dollar Erlös 25 Prozent. Mit Tiffany und Bulgari würden die Franzosen bei Uhren und Schmuck mit Konkurrent Richemont gleichziehen.

Fazit: Sorgen über einen deutlich höheren Preis für Tiffany dämpfen die Kursfantasie. Rücksetzer zum Einstieg nutzen.
Kursziel: 440,00 Euro
Stopp: 240,00 Euro