Keinen Grund zum Feiern gab es am Montag für die Deutsche Börse und den neuen DAX 40. Zu Wochenbeginn ging es zunächst bergab: Um knapp drei Prozent rutschte das Börsenbarometer ab und lugte damit seit Längerem erstmals wieder in Richtung der wichtigen Unterstützung bei 15 000 Punkten. Der neue DAX 40 fiel direkt auf den tiefsten Stand seit Mitte Juli. Auch die neuen Werte, die etwas über zehn Prozent des Gewichts ausmachen, konnten den Abschwung nicht verhindern und reihten sich in die Liste der Verlierer ein - wie der deutsch-französische Flugzeugbauer Airbus, das Schwergewicht unter den Neulingen.
Aus ganz unterschiedlichen Richtungen ziehen aktuell dunklere Wolken auf. So wirft die Bundestagswahl am Sonntag ihre Schatten voraus. Noch scheint der Ausgang völlig offen zu sein. Für die Parteien geht es in die letzte Phase des Wahlkampfs. Am Kapitalmarkt hoffen die Teilnehmer vor allem auf eine schnelle Regierungsbildung. Was die Börse überhaupt nicht mag, ist Unsicherheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass es nach der Wahl zu einem zähen Ringen zwischen den Parteien um die Regierungsbildung kommt, ist zuletzt allerdings eher gestiegen. Was Hoffnung macht: Die Experten der Deka Bank haben herausgefunden, dass sich der DAX nach den Wahlen meistens besser entwickelt, wenn es zu einem Regierungswechsel kommt - die Chancen stehen ganz gut.
Nach den Zahlen ist vor den Zahlen
Nachdem die Zahlen für das erste Halbjahr auf dem Tisch liegen und die meisten Unternehmen die Erwartungen deutlich übertroffen haben, geht der Blick jetzt schon Richtung drittes Quartal. Vieles deutet darauf hin, dass die Erholung nach der Pandemie ihren Höhepunkt erreicht hat. Das Wachstumstempo wird nicht mehr in dem Maße zulegen, wie das noch in den vergangenen beiden Quartalen der Fall war. Die Ertragsentwicklung hat bislang die Märkte gestützt.
Auch aus China kommen Hiobsbotschaften. Sorgen um den Immobilienentwickler Evergrande brachten die chinesischen Märkte unter Druck. Es ist fraglich, ob der Konzern mit mehr als 300 Milliarden Dollar Schulden noch zu retten ist. Eine Welle, wie sie die Lehman- Pleite 2008 auslöste, erwarten allerdings die wenigsten Experten.
Was bedeutet dies alles nun für Anleger? Sie müssen sich aktuell wohl wieder auf volatilere Zeiten einstellen. Vor allem Branchen, die sich nach der Covid-Krise stark erholt haben, könnten unter Druck geraten. So sind die Titel der Autokonzerne und die ihrer Zulieferer seit dem Tief im März 2020 teilweise überproportional gestiegen. Momentan geraten sie nicht zuletzt auch wegen der Probleme in den Lieferketten unter Druck. Und die sogenannten "Stay at Home"-Gewinner könnten ebenfalls einen Teil ihrer Performance wieder abgeben. Das Risiko, dass es zu einem erneuten Lockdown kommt, ist zuletzt deutlich gesunken.
Besser sieht es etwa in der Chemiebranche aus. Hier können Konzerne wie der Ludwigshafener Riese BASF in den kommenden Monaten durchaus positiv überraschen.
Aussichten bleiben tendenziell gut
Mittelfristig bleiben die Aussichten für die Aktienmärkte trotz allem gut. Noch immer gibt es kaum Alternativen. Vor allem in Europa wird die Zentralbank mit einer Zinssenkung deutlich später agieren als die Fed in den USA. Anleger sollten dennoch etwas vorsichtiger sein und den Kassenbestand aufbauen, um bei Rückschlägen nachkaufen zu können.