Der Analyst begründet seine These mit einem Ausflug in die Sozialwissenschaften. So resultiere aus der einstigen Teilung der Hauptstadt wie auch aus der sozioökonomischen Struktur, die schwächer als die anderer deutscher Städte sei, eine spezifische Mentalität, die sich in Mietpreisdeckelungen und sogar Diskussionen über Enteignungen äußere.

Martin hält es daher für unwahrscheinlich, dass der revolutionäre Funke aus der Hauptstadt auf den Rest der Republik überspringt - auch wenn eine wachsende Zahl von Politikern der SPD und der Grünen eine landesweite Begrenzung der Mieten unterstütze. Er wertet dies im Fall der ehemaligen Volkspartei SPD als Versuch, dem Absturz bei den Wählern zu begegnen.

Hinzu kommen rechtliche Fragen. Der Verstoß der Berliner Regierung beruhe auf Gutachten von zwei Professoren, dass Bundesländer Mieterhöhungen aussetzen könnten. Diese Ansicht sei aber hoch umstritten. Martin hält es daher für wahrscheinlich, dass Vermieter und Verbände rechtlich gegen das Vorhaben vorgehen werden.

Der Analyst geht davon aus, dass letztlich weder in Deutschland insgesamt noch in Berlin Mietendeckel oder gar Enteignungen Gesetz werden. Am Ende könnten Mietanhebungen noch stärker geregelt werden, aber keine drastischen Regulierungen kommen. Martin rechnet angesichts der gespannten Lage von Angebot und Nachfrage mit einem weiter robusten deutschen Immobilienmarkt. Dafür spreche nicht zuletzt auch das anhaltende Niedrigzinsumfeld.

Favorit des Analysten ist daher die Aktie des bundesweit vertretenen Immobilienkonzerns Vonovia, der auch in Österreich und Schweden Wohnungen besitzt. Das Kursziel für das Dax-Unternehmen hat Martin von 48 auf 51 Euro angehoben und die Einstufung "Buy" bestätigt.

Nicht ganz so optimistisch ist er für Deutsche Wohnen gestimmt. Mit 70 Prozent des Wohnungsbestandes in Berlin sei das Unternehmen den politischen Entscheidungen in der Hauptstadt stark ausgesetzt. Das Kursziel hat Martin deshalb von 41 auf 40 Euro gesenkt und stuft den Wert mit "Neutral" ein.

dpa-AFX