Vom Unternehmen selbst befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem noch höheren Fehlbetrag von 1,43 Milliarden Euro gerechnet. Das Minus fiel damit nicht mehr ganz so hoch aus wie im zweiten Quartal, da sich der Luftverkehr im Juli und August etwas erholt hatte. Nach neun Monaten lag der operative Verlust der mit Staatsgeldern gestützten Fluggesellschaft bei 4,16 Milliarden Euro. An der Börse legte die Lufthansa-Aktie fünf Prozent zu.

"Der Konzern ist in der Lage, auch weiteren Belastungen der Corona-Pandemie standzuhalten", erklärte die Lufthansa weiter. Deutschland, Österreich, Belgien und die Schweiz leisten der Airline-Gruppe zusammen neun Milliarden Euro Finanzhilfe, um die Kranich-Linie und Eurowings sowie Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss vor einer Pleite zu bewahren. Der Luftverkehr ist durch die Reisebeschränkungen, die fast alle Länder im Kampf gegen die Pandemie weltweit verhängen, seit dem Frühjahr eingebrochen. Die Lufthansa fuhr die Kosten durch die Stilllegung eines großen Teils der Flotte und Kurzarbeit zurück. Dennoch verbrannte die Airline-Gruppe im abgelaufenen Quartal noch zwei Milliarden Euro.

Ende September beliefen sich die liquiden Mittel auf 10,1 Milliarden Euro, wie die Lufthansa weiter mitteilte. Dabei seien von den neun Milliarden Euro Staatshilfen 2,7 Milliarden Euro abgerufen worden. Die Nettokreditverschuldung schwoll auf 8,9 Milliarden Euro von 6,7 Milliarden Euro Ende 2019 an. Vollständige Zahlen veröffentlicht die Lufthansa am 5. November.

IM WINTER 75 PROZENT WENIGER ANGEBOT


Im vierten Quartal wollen die Konzernairlines maximal ein Viertel der Vorjahreskapazität anbieten, um den Verlust zu begrenzen. Durch Personalabbau sollen die Kosten weiter sinken. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte den Personalüberhang auf 27.000 Stellen, etwa ein Fünftel der Belegschaft, beziffert. Auch betriebsbedingte Kündigungen könnten nicht mehr vermieden werden, erklärte Spohr. Mit einer vollständigen Erholung rechnet der Lufthansa-Chef erst 2024.

Europas Billigairlines wie Wizz aus Ungarn, die im Unterschied zur Lufthansa nur Direktflüge und keine Umsteigeflüge zu Langstreckenzielen anbieten, gehen von einer schnelleren Rückkehr zum Vorkrisenniveau aus. "In dem Moment, in dem Covid verschwindet, werden wir zurück auf dem Niveau von 2019 sein", sagte Wizz-Chef Jozsef Varadi bei einer Online-Konferenz. Doch die Branche werde schrumpfen, indem rein privat finanzierte Airlines eingehen. Nationale Champions hingegen würden von ihren Heimatländern am Leben gehalten, die damit "gutes Geld schlechtem Geld" hinterherwürfen. Neben der Lufthansa wird von den Netzwerkairlines auch Air France KLM mit Staatskredit gestützt.

rtr