Der Großteil der Handelsumsätze mit Währungen entfällt auf die global wichtigsten Devisen. Das sind US-Dollar, Euro, Yen und Franken. Eine zunehmende Rolle spielen aber auch Schwellenländervaluten. Deren Anteil am außerbörslichen Devisenumsatz hat sich von zwölf Prozent im Jahr 2007 auf heute 25 Prozent mehr als verdoppelt.
Ursache dafür ist vor allem, dass China und Indien, aber auch Südkorea und Brasilien eine immer wichtigere Rolle in der Weltwirtschaft spielen. Hinzu kommt, dass diese Länder verstärkt Anleihen in lokalen Devisen auflegen. Dadurch ist der Bedarf der Investoren gestiegen, ihr Währungsengagement entsprechend abzusichern.
Es können aber nicht nur Profi-Investoren im Währungshandel mitmischen, sondern auch private Anleger. Auf die wichtigsten Währungen können sie mit Derivaten oder ETCs setzen. Es gibt aber einige nicht unbedeutende Devisen, auf die keine Produkte existieren. Dazu zählen Brasiliens Real und Südkoreas Won. Trotzdem müssen Anleger, die darauf spekulieren wollen, nicht verzichten - denn mit CFDs ist dies bei einigen wenigen Anbietern möglich.
Den Hebel beachten
Jedoch sollten Anleger Besonderheiten dieser Produkte beachten. CFDs sind Hebelinvestments, die hohe Gewinne ermöglichen, aber auch große Verluste verursachen können. Ein Hebel von fünf bedeutet etwa, dass der Wert eines Long-CFDs um fünf Prozent steigt, wenn die favorisierte Währung um ein Prozent zur anderen Devise klettert. Der Hebel wirkt aber auch umgekehrt. Geht die Spekulation nicht auf, entstehen hohe Verluste. Daher sollten Privatanleger nur niedrige Hebel wählen.
Das gilt umso mehr bei wenig gängigen Währungen wie Real und Won, die weit volatiler sind als die Welt-Leitdevisen. "Hinzu kommt, dass durch eine niedrige Liquidität und teilweise hohe Schwankungen in Schwellenländerdevisen der Spread deutlich höher ist als etwa bei EUR/USD. In turbulenten Marktphasen weiten sich die Geld-Brief-Spannen noch aus", gibt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim CFD-Broker CMC Markets, zu bedenken.
Zumal es keine offizielle Handelsüberwachung gibt. Rechtlich gesehen, sind CFDs eine Vereinbarung zwischen Anlegern und Broker. Letzterer stellt die Kurse, legt die Bedingungen fest und bietet entsprechende Handelsmöglichkeiten über seine Onlineplattform. Der höhere Spread ist für Anleger nicht zu vernachlässigen. "Das sind nichts anderes als höhere Kosten, da Trader zunächst den Spread verdienen müssen, um in die Gewinnzone zu kommen", sagt Dirk Friczewsky, Marktexperte beim CFD-Anbieter ActivTrades.
Zinsen berücksichtigen
Halten Investoren die Positionen über Nacht oder längere Zeit, spielen auch die Zinsen der Währungspaare eine wichtige Rolle, wenn Zinsunterschiede bestehen. Während der Leitzins beim Real aktuell bei 5,25 und beim Won bei 0,75 Prozent liegt, beträgt er beim US-Dollar null. Je nachdem, ob Anleger jetzt auf einen steigenden oder fallenden Real oder Won zum Dollar spekulieren, bekommen sie eine Zinserstattung oder es werden ihnen Zinsen belastet. "Durch die hohen Zinsdifferenzen zu den Weltleitdevisen sind die Belastungen oder Gutschriften deutlich höher als bei Hauptwährungspaaren. Dies kann dem Anleger dann entweder einen zusätzlichen Gewinn oder aber auch Verlust bescheren", sagt Oldenburger.
Daher empfiehlt Friczewsky: "Gerade bei Exotenwährungen wie Won und Real sollten sich Anleger vor dem Kauf über die Zinsdifferenzen informieren. Zinserhöhungsdiskussionen wie jüngst bei Südkoreas Notenbank sollten beobachtet werden. Eine Einschätzung zur aktuellen Geldpolitik kann auch auf den Websites der Zentralbanken eingesehen werden", so der Experte.
Eine Sorge können er und Oldenburger Anlegern aber nehmen. "Grundsätzlich lassen sich auch die Schwellenländerwährungen rund um die Uhr handeln, sodass das Über-Nacht-Risiko eher als minimal betrachtet werden kann", sind sich die beiden Experten einig.
Das trifft auch beim koreanischen Won zu. Ihn können Anleger bei den CFD-Brokern IG und Lynx handeln. Jedoch nur gegen den US-Dollar, nicht in Kombination mit dem Euro. Die starke internationale Nachfrage nach Computerchips und anderer Elektronik hat Südkorea zu einem kräftigen Aufschwung verholfen. Die Wirtschaft dürfte 2021 um etwa vier Prozent wachsen. Das Land kam gut durch die erste und zweite Covid-Welle. Daher stieg der Won lange zum Dollar. Seit einigen Monaten schwächelt er aber.
Das hat verschiedene Gründe. So ist die Pandemie schlimmer als zuvor zurückgekehrt. Es gibt zwar keinen Lockdown, trotzdem wurde das öffentliche Leben eingeschränkt. Hinzu kommt, dass die Inflation im August auf 2,6 Prozent kletterte, höher als erwartet. Vor allem hat aber die Verschuldung der privaten Haushalte stark zugenommen. Daher hat die Zentralbank Ende August den Zins von 0,25 auf 0,75 Prozent erhöht. "Es ist nicht so, dass die Wirtschaft in der jüngsten Viruswelle untergeht, aber die Verschuldung der privaten Haushalte konnte die Zentralbank nicht mehr ignorieren", sagt Gerhard Heinrich, Schwellenländerprofi beim Infodienst Emerging Markets Trader.
Dieses Gemisch aus negativen Faktoren ließ den Won die letzten Monate zum Dollar nachgeben. Dieser Trend sollte sich vorerst fortsetzen. Auch charttechnisch steht das Devisenpaar vor wichtigen Widerständen bei 1.175 und 1.208 Won je Dollar. Werden die übertroffen, ist der Weg nach oben frei.
Beim Real sieht es dagegen charttechnisch und fundamental nach höheren Kursen zum Dollar aus. Dieses Währungspaar ist bei den Brokern IG, ActivTrades und Admirals handelbar, zum Euro gibt es aber kein Angebot. Das Land kämpft zwar mit politischen Turbulenzen, da gegen Präsident Jair Bolsonaro mehrere Ermittlungsverfahren laufen. Seine Wiederwahl im nächsten Jahr ist unsicher. Doch die Pandemie, die am Zuckerhut heftig gewütet hat, ist durch Impfungen eingedämmt worden. Der Inzidenzwert liegt nun bei 49. Finanzinstitute erwarten für 2021 aktuell ein Wachstum von 5,2 Prozent.
Problematisch ist die hohe Inflation, die im Jahresvergleich 9,7 Prozent beträgt. Die Notenbank versucht, mit einer Zinserhöhung von 4,25 auf 5,25 Prozent gegenzusteuern. "Die Real-Stärke zum Dollar ist auch darin begründet, dass Brasiliens Zentralbanker anders als Kollegen anderer Länder sich gegen die Inflation stemmen", lobt Heinrich die Währungshüter am Zuckerhut.