Die Corona-Krise mit ihren Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen hat dem Bezahlen mit Karte, Smartphone oder Smartwatch zum großen Durchbruch verholfen. Allein im Zeitraum Februar bis April, so hat eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom ergeben, haben 85 Prozent der befragten Personen in Deutschland bargeldlos bezahlt. Davon haben 32 Prozent dies erstmals während der Corona-Pandemie getan.
Deutschland ist verglichen mit anderen Industrie- und Schwellenländern noch ein Nachzügler. Doch das wird sich in Zukunft ändern, denn selbst ältere Bevölkerungsgruppen lassen sich zunehmend von den Vorzügen des mobilen Bezahlens überzeugen - weltweit sowieso, aber auch in Deutschland.
"Die Corona-Pandemie hat den Wandel zum bargeldlosen Bezahlen beschleunigt, weil sie die Generation der Babyboomer gewonnen hat", meint Guy de Blonay, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management. "Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach mit etwas niedrigeren Wachstumsraten fortsetzen, die im oberen einstelligen oder unteren zweistelligen Bereich liegen werden."
Kreditkartenkonzerne wie Mastercard und Visa waren die Pioniere der bargeldlosen Welt. Inzwischen haben sich zahlreiche neue Akteure wie Internetkonzerne, Fintechs und Onlinehändler das digitale Bezahlen als lukrative Einnahmequelle erschlossen. In China sind es Alipay, eine Tochter von Alibaba, und WeChat Pay, die Tencent gehört. In den USA geben Apple und die Alphabet-Tochter Google Pay mit ihren digitalen Geldbörsen den Ton an.
Die Generation der sogenannten Fintechs hat es geschafft, von ihrer ursprünglichen Geschäftsbasis als Zahlungsabwickler ihre Kunden mit immer neuen Diensten an sich zu binden. Dazu zählen Prepaid-Karten, Modelle für Ratenzahlungen und der Handel mit Aktien oder Kryptowährungen. "Die wachsenden Angebote für Konsumentenkredite sind ein weiterer Schritt, um die Onlineverkäufe weiter anzuheizen", sagt Ivo Weinöhrl, Fondsmanager bei Pictet Asset Management. "Der gesamte Sektor wird langfristig mit zehn Prozent auf Umsatz- und 15 Prozent auf Gewinnseite wachsen. Bezieht man die kontinuierlich hohen freien Mittelflüsse in die Analyse ein, relativiert sich bei führenden Unternehmen die hohe Bewertung."
Marktführer mit Renditekick
Mit seinen fast 400 Millionen aktiven Kundenkonten weltweit bleibt Paypal die globale Nummer 1 unter den Online-Bezahldienstleistern. Die in Ausgabe 23/2021 erneut empfohlene Aktie ist ein klarer Kauf. Weniger bekannt ist hierzulande das US-Unternehmen Fidelity National Information Services, kurz FIS. FIS hat sich durch etliche Akquisitionen verstärkt und ist mit einem Jahresumsatz von 12,6 Milliarden US-Dollar einer der global größten Zahlungsabwickler. Wie im Vorquartal hat FIS auch im ersten Quartal 2021 bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen übertroffen. Den größten Gewinnsprung wird der Konzern in den nächsten zwei Jahren hinlegen. Die Analystenschätzungen erwarten hier eine Steigerung von 552 Millionen auf 2,4 Milliarden US-Dollar.
Die US-Gesellschaft Square hat in der Corona-Krise ihre Bezahl-Apps für kleinere Händler und Privatkunden um neue Produkte ergänzt. Anwendungen beispielsweise, die Geldüberweisungen zwischen einzelnen Kunden sowie deren Arbeitgebern abwickeln. Diese neuen Produkte benötigt Square, um das hohe Wachstum zu halten, das wiederum die stramme Bewertung rechtfertigt. Die Aktie ist allerdings hochspekulativ.
Visa steht für operative Topmargen von 50 Prozent und mehr. Das Unternehmen erhebt Gebühren für jede mit einer Visa-Karte durchgeführte Transaktion - und zwar Gebühren für Service und Datenverarbeitung sowie internationale Gebühren für die Währungsumrechnung. Letztere wurden durch die Corona-Krise ausgebremst, werden aber wieder kräftig anziehen, sobald die Menschen mehr reisen.
Der französische Zahlungsabwickler Worldline ergänzt organisches Wachstum durch Zukäufe. Die Synergien aus der Akquisition des Bezahlterminalspezialisten Ingenico werden sich bei Umsatz und Ertrag auszahlen. Angesichts des für die nächsten drei Jahre erwarteten jährlichen Gewinnwachstums von im Schnitt 30 Prozent hat die Aktie Spielraum nach oben. Fiserv bietet elektronische Zahlungsabwicklungssysteme und Software für Banken und Finanzdienstleister an. Trotz leicht rückläufiger Umsätze hat Fiserv 2020 die Umsatzrendite auf starke 29,4 Prozent gesteigert und sollte hier in den nächsten Jahren bei deutlich über 30 Prozent landen.
Auf einen Blick
Digital Payment
Enormer Sprung. Marktstudien zufolge wird das globale Volumen für elektronisches Bezahlen zwischen 2021 und 2025 um jährlich zwölf Prozent auf sechs Billionen US-Dollar anwachsen. Rund 63 Prozent der Zahlungen entfallen auf den Onlinehandel.