Beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures war in der Woche zum 6. Juli indes keine nennenswerte Veränderung festzustellen. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 157.100 auf 157.200 Futures (+0,1 Prozent) lediglich marginal erhöht. Sowohl Großspekulanten (Non-Commercials) als auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind gegenüber der Vorwoche deutlich optimistischer geworden. Dies verhalf der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) der spekulativen Marktakteure zu einem Wochenplus im zweistelligen Prozentbereich. Innerhalb einer Woche kletterte diese nämlich von 57.100 auf 63.100 Kontrakte (+10,5 Prozent) und erzielte damit den stärksten Zuwachs seit drei Monaten.

Weil Großspekulanten ihre Long-Seite (plus 4.900 Futures) deutlich stärker erhöht haben als ihr Short-Exposure (plus 1.900 Kontrakte), verzeichnete deren Netto-Long-Position einen kräftigen Anstieg von 41.500 auf 44.500 Kontrakte (+7,2 Prozent). Unter kleinen Terminspekulanten war eine noch ausgeprägtere Zuversicht auszumachen. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich innerhalb einer Woche von 15.600 auf 18.600 Futures (+19,3 Prozent) erhöht. Auf lange Sicht darf man gespannt sein, ob die Terminmärkte oder die Spot-Märkte zum besonders starken Einflussfaktor mutieren werden. Ned Naylor-Leyland, Head of Gold & Silver bei Jupiter Asset Management, geht übrigens davon aus, dass die Silbermärkte auch in Zukunft von einer Angebotsknappheit gekennzeichnet sein werden.

Silber: Kaufargumente en masse


Weil Silber eine erheblich stärkere Kursschwankungsintensität (Volatilität) aufweist, bezeichnet der Edelmetallexperte es als "Gold auf Steroiden". Außerdem stuft er die Wahrscheinlichkeit für einen anhaltenden "Silber-Squeeze" als relativ hoch ein. Zugleich betont er, dass Silber nicht nur ein Währungsmetall, sondern auch ein gefragtes Industriemetall sei und als wichtiger Inputfaktor für die grüne Wirtschaft fungiere. So enthalte zum Beispiel jedes Elektrofahrzeug ungefähr drei Feinunzen Silber. Übrigens: Im März merkte die London Bullion Market Association - der weltweit wichtigste Handelsplatz für den physischen Edelmetallhandel - darauf hin, dass deren Silberbestände innerhalb weniger Wochen erschöpft gewesen wären, falls die im Januar und Februar registrierte hohe Silbernachfrage angehalten hätte.

Neylor-Leyland vermutet, dass an den physischen Silbermärkten ein starkes Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage vorliege und das Angebot viel knapper sei, als einige Branchenanalysten behaupten. Wenngleich Silber nicht so selten vorkommt wie Gold, drängt es sich als Vermögensschutz sowie unter Diversifikationsaspekten geradezu auf. Es eignet sich als Währungsalternative ist aufgrund seiner vorteilhaften physikalischen Eigenschaften in vielen Branchen ausgesprochen gefragt. Die weltweite Fördermenge an Gold belief sich zum Beispiel im vergangenen Jahr auf ungefähr 3.400 Tonnen. Bei Silber fiel die Primärproduktion mit über 24.000 Tonnen um mehr als das Siebenfache höher aus.

Seit März 2020 verzeichnet der "kleine Bruder von Gold" ein erhebliches Eigenleben. Dies lässt sich besonders gut am seither zu beobachtenden Einbruch des Gold/Silber-Ratio von über 125 auf aktuell 69 ablesen. Weil man gegenwärtig "lediglich" 69 Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt, hat sich somit das mit Abstand günstigste Edelmetall innerhalb dieses Zeitraums deutlich besser entwickelt als die Krisenwährung Nummer Eins. Nun darf man gespannt sein, ob diese Outperformance von Silber anhalten wird. Unmöglich scheint dies jedoch nicht zu sein, schließlich notierte die Kennzahl im April 2011 bei lediglich 30 und 1980 sogar zeitweise unter 20. Hinsichtlich dieser Kennzahl sollten Investoren aber stets im Hinterkopf behalten, dass deren Analyse keine Aussage über die künftige Richtung des Silberpreises trifft, schließlich kann eine Outperformance bzw. Underperformance sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Edelmetallpreisen eintreten.

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