Zu Jahresbeginn noch vielversprechend gestartet, entpuppt sich die Aktie von Morphosys mit einem Minus von fast 60 Prozent als einer der großen Verlierer der Jahres. Im Kurs sind viele negative Szenarien abgebildet. Die Potenziale hingegen gewichten Investoren im Moment niedrig, vielleicht zu niedrig. Risikobereite Anleger wagen die Wette auf eine Trendwende.

Für den Einbruch gibt es zwei Gründe: Der Vertrieb des Krebsmedikaments Monjuvi und die Übernahme der US-Biotechfirma Constellation Pharmaceuticals für rund 1,4 Milliarden Euro. Aber der Reihe nach. Monjuvi ist eine Eigenentwicklung von Morphosys. Das Präparat könnte gegen viele Krebsarten eingesetzt werden. Die US-Gesundheitsbehörde hat eine beschleunigte Zulassung des Mittels als Kombinationstherapie zur Behandlung von speziellen Lymphomen ermöglicht. Um Monjuvi in Eigenregie vermarkten zu können, ging Morphosys eine Partnerschaft mit der US-Biotechfirma Incyte ein, die 750 Millionen Dollar einzahlte und sich zudem an Morphosys zu Kursen um 130 Euro beteiligte. Die beiden Firmen vermarkten das Mittel in den USA gemeinsam, für den Rest der Welt hat Incyte eine Vertriebslizenz. Der Vertriebserfolg stellte sich aber nicht in dem von Investoren erhofften Tempo ein. Wegen der Pandemie hatten Vertriebsmitarbeiter nur eingeschränkt Zugang zu den Kliniken. Da fällt die Vermarktung einer neuen Therapie natürlich erst einmal schwer.

Aktie notiert unter Zerschlagungswert

Zu den vergleichsweise schwachen Vertriebserfolgen kam noch die Übernahme von Constellation Pharmaceuticals für umgerechnet 1,4 Milliarden Euro. Die Pipeline der auf Gentech-Krebspräparate spezialisierten Firma ist in einem frühen Stadium der klinischen Testphasen. Zur Finanzierung des Deals gab Morphosys einen Teil der Lizenzeinnahmen ab. Es wurden also stabile Einnahmen gegen Verluste getauscht. Die Investoren stiegen aus, der Wertverlust an der Börse beträgt zwei Milliarden Euro. Eine Übertreibung?

Es spricht einiges dafür, dass die Bewertung aktuell niedrig ist. So liegt der Börsenwert mit 1,3 Milliarden Euro unter dem Betrag, der für Constellations gezahlt wurde. Der Nettobarmittelbestand liegt bei mehr als 900 Millionen Euro. Damit gibt es ein zugelassenes Krebspräparat, die weitere Pipeline und Dutzende verpartnerte Antikörperprogramme umsonst dazu. Wahrscheinlich reicht eine Erfolgsmeldung, um die Kursentwicklung zu drehen. So scheint der Vertrieb von Monjuvi inzwischen erfolgreicher zu laufen. Zudem wird das Mittel in anderen Indikationen getestet. Durch die bereits erfolgte Zulassung sind diese Entwicklungen deutlich beschleunigt.

Die Aktie ist in drei Stufen abgestürzt. Bei Kursen um 35 Euro fand der Wert wieder eine Unterstützung. Nun läuft die Bodenbildung. Einen härteren Widerstand gibt es bei 42 Euro. Fällt der, kann es schnell bis 50 Euro gehen. Empfehlung: Kaufen