An dem Treffen in München nahmen 650 Investoren aus 33 Ländern teil. Sie hörten sich, was 141 Unternehmen aus Deutschland und Österreich über ihre Geschäfte und deren Verlauf zu sagen haben. Im Rahmen der Veranstaltung fanden zudem fast 2.500 Besprechungen von Investoren mit den Gesellschaften statt.
Im Anschluss an die Konferenz hieß es von Seiten des Organisators, die meisten Unternehmen hätten sich zuversichtlich gezeigt, ihre selbst gesteckten Ziele bei Wachstum und Profitabilität erreichen zu können. Außerdem stuften sich die Verantwortlichen als zumeist gut gerüstet ein, um mit geschäftlichem Gegenwind fertig zu werden.
Auffällig bei der Durchsicht der Empfehlungslisten der Baader Bank ist aber, dass nicht allzu viele der von den Analysten abgedeckten Aktien mit einem Kursziel ausgestattet sind, das deutlich über den derzeitigen Notierungen liegt. Einige ausgewählte Titel weisen dafür aber richtiges großes Potenzial auf, falls die Berechnungen der Baader-Experten aufgehen sollten. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir fünf deutsche Werte vor, bei denen die Kursziele zwischen 36 Prozent und 136 Prozent Luft nach oben aufweisen.
Baader Bank Deutschland-Favorit mit hohem Kurspotenzial, Nummer eins: Zooplus AG (WKN: 511170, 129,00 Euro, alle nachfolgenden Angaben beziehen sich auf dem Stand vom 03. Oktober)
Zu einer echten Gewinneraktie gemausert hat sich die Aktie der Zooplus AG. Deutlich wird das an einem Erstausgabepreis von 13,00 Euro, der sich durch eine Berücksichtigung der Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln vom Juli 2011ergibt, und einem am 07.12.2015 markierten Rekordhoch von 148,80 Euro. Zuletzt hat sich allerdings ein Seitwärtstrend breit gemacht und das weitere Charturteil hängt davon ab, ob daraus ein Ausbruch nach oben oder nach unten erfolgt.
Baader-Analyst Volker Bosse ist dabei zuversichtlich gestimmt. Er rät zum Kauf des SDAX-Vertreters und bei einem Kursziel von 175,00 Euro traut er dem Titel sogar neue Kursrekorde zu. Damit die Rechnung aufgeht, musste die Notiz um 35,7 Prozent zulegen. Das Hauptmanko besteht im derzeitigen Bewertungsniveau. Auf Basis des vom Analystenkonsens für 2016 erwarteten Gewinns je Aktie von 1,60 Euro ergibt sich ein geschätztes KGV von fast 81.
Das relativiert sich allerdings dann, falls es der Gesellschaft wie von Analysten unterstellt gelingt, bis 2019 das Ergebnis je Aktie auf 4,61 Euro zu steigern. Dann würde sich das geschätzte KGV auf rund 28 zurückbilden. Richtig niedrig wäre zwar auch das noch immer nicht, aber angesichts der Wachstumsraten vertretbar.
Die Gesellschaft selbst gibt sich zuversichtlich. Die Verantwortlichen stufen den Heimtierbedarfsmarkt als ein wichtiges Marktsegment innerhalb der europäischen Handelslandschaft ein. Die Umsätze mit Heimtierfutter und Zubehör innerhalb der Europäischen Union belaufen sich den Angaben zufolge auf rund 25 Milliarden Euro. Für Europa wird auch weiterhin starkes Wachstum im Bereich E-Commerce erwartet. Zooplus rechnet daher mit einer Fortsetzung der dynamischen Entwicklung.
Nach der hauseigenen Konferenz hat sich die Erwartungshaltung von Analyst Bosse dem Unternehmen gegenüber nicht verändert. Etwas negativer werden allerdings die Geschäftsaussichten verglichen mit dem bisherigen Jahresverlauf beurteilt. Der Fokus der Gesellschaft liege darauf, bestehende Kunden zu halten und neue Kunden hinzuzugewinnen. Außerdem gehe es weiterhin darum, positive Skaleneffekte zu generieren. Die Profitabilität dürfte sich dank dieser Anstrengungen künftig erhöhen.
Das Umsatz-Momentum dürfte im dritten Quartal etwas unter der Abwertung des britischen Pfundes leiden. Denn auf der Insel werden rund zehn Prozent des Konzernumsatzes erzielt. Das Umsatzziel von mehr als 900 Millionen Euro hält Bosse aber für weiterhin erreichbar. Basierend auf einer wachsenden Einkaufsmacht, einem steigenden Anteil an Eigenmarken und einer anhaltenden Marktkonsolidierung hätten die Verantwortlichen eine Stabilisierung bei der Bruttogewinnspanne in Aussicht gestellt. Ansonsten heißt es, im Bereich Logistik gebe es noch erhebliches Kosteneinsparpotenzial.
Portrait: Zooplus wurde 1999 gegründet und ist heute gemessen an Umsatzerlösen Europas führender Internethändler für Heimtierbedarf. Die Umsatzerlöse betrugen im Geschäftsjahr 2015 insgesamt 711 Million en Euro - davon wurden rund 70 Prozent im internationalen Geschäft erzielt. Das Geschäftsmodell wurde bislang bereits in 30 Ländern Europas eingeführt. Zooplus vertreibt Produkte für alle wichtigen Heimtiergattungen. Zum Produktangebot zählen insbesondere Tierfutter (Trocken- und Nassfutter und Futterbeigaben) sowie Zubehör wie Kratzbäume, Hundekörbe oder Spielzeug in allen Preiskategorien. Neben einer Auswahl von über 8.000 Produkten gibt es eine Vielzahl interaktiver Content- und Community-Angebote.
Baader Bank Deutschland-Favorit mit hohem Kurspotenzial, Nummer zwei: MPC Capital AG (WKN: A1TNWJ, 5,90 Euro)
Eine überaus schwierige Zeit an der Börse hat von Mitte 2007 bis Mitte 2013 die Aktie von MPC Capital durchschritten. Der Kurs fiel da drastisch von 770 Euro auf 1,00 Euro. Nach einer Bodenbildung setzt dann ab Anfang 2015 eine Kurserholung ein, welche die Notiz bis zum 21. Juni auf 8,95 Euro nach oben hievte. Seitdem hat der Kurs aber wieder den Rückwärtsgang eingelegt und nachdem der mittelfristige Aufwärtstrend dadurch bereits verletzt wurde, muss der Titel aufpassen, die zwischenzeitlich verbesserte charttechnische Ausgangslag wieder komplett zu verspielen.
Baader-Analyst Tim Dawson ist diesbezüglich aber optimistisch gestimmt. Er hat seine Kaufempfehlung für den Finanz-Dienstleister mit einem Kursziel von 9,70 Euro garniert. Theoretisch birgt der Wert somit aus seiner Sicht ein Kurspotenzial von 64,4 Prozent. Nach der Konferenz ist seine Zuversicht nicht geringer geworden. Eher im Gegenteil, denn das, was er bei der Veranstaltung von MCP Capital gehört hat, hinterließ bei ihm sowohl in Sachen Erwartungshaltung dem Unternehmen gegenüber als auch bei der Beurteilung der Geschäftsaussichten gegenüber dem bisherigen Jahresverlauf einen positiven Eindruck.
MPC-Finanzvorstand Constantin Baack sehe die geschäftliche Repositionierung des Unternehmens auf einem guten Weg. Es gebe eine interessante Pipeline an Investments, die in den kommenden Monaten für höhere Transaktionsgebühren sorgen dürften. Aufwärts gehen dürfte es aber auch mit den Managementgebühren. Die eigene Nischenstrategie und die diversifizierte Assetbasis bezeichne der Finanzchef ebenfalls als Vorteil wie die Fähigkeit, Anlagegelder zu beschaffen. Die Aussichten für Umsatz und Gewinnmargen werden als gut bezeichnet. Der Schifffahrtbereich wird von vielen Investoren als Problem eingestuft, doch Dawson bezeichnet den Anteil daran gemessen an der MPC-Gesamtgröße als gering. Ansonsten heißt es, die Auflage eines Infrastruktur-Fonds laufe schleppender als zunächst gedacht.
Der Analystenkonsens erwartet folgende Gewinnreihe. 2016 sollen beim Ergebnis je Aktie 0,45 Euro nach 0,36 Euro im Vorjahr herausspringen. 2017 sollen es dann 0,48 Euro werden und 2018 sogar 0,71 Euro. Gemessen am letztgenannten Wert würde sich das KGV nur im einstelligen Bereich bewegen. Bei der Dividende wird ab 2017 wieder mit einer Zahlung von 0,22 Euro je Aktie kalkuliert und für 2018 mit 0,37 Euro. Stimmt diese Annahme, könnte der Titel aus Renditeüberlegungen heraus interessant werden. Zu bedenken ist allerdings, dass die Anleger in den vergangenen Jahren keine Ausschüttungen erhielten.
Portrait: Die MPC Capital AG ist ein unabhängiger Asset- und Investment-Manager mit Spezialisierung auf sachwertbasierte Investitionen und Kapitalanlagen. Gemeinsam mit ihren Tochterunternehmen entwickelt und managt die Gesellschaft sachwertbasierte Investitionen und Kapitalanlagen für internationale institutionelle Investoren, Family Offices und professionelle Anleger. Der Fokus liegt auf den Asset-Klassen Immobilien, Schifffahrt und Infrastruktur. Die MPC Capital AG ist seit 2000 börsennotiert und beschäftigt konzernweit etwa 240 Mitarbeiter.
Baader Bank Deutschland-Favorit mit hohem Kurspotenzial, Nummer drei: SGL Carbon SE (WKN: 723530, 10,44 Euro)
Von wellenhaften Bewegungen war in der Vergangenheit die Kursentwicklung bei SGL Carbon geprägt. Unter dem Strich ging es dabei letztlich aber abwärts mit den Notierungen. Zurückzuführen ist das nicht zuletzt auf eine Ende 2011 aufgenommenen Abwärtsschub. Seitdem hat sich wieder ein Abwärtstrend etabliert, der unverändert intakt ist und charttechnisch betrachtet wird dieser Titel erst dann wieder interessant, sobald sich daran etwas ändert.
Aus fundamentalen Überlegungen heraus ist Baader-Analyst Christian Obst überzeugt davon, dass der Titel über Luft nach oben verfügt. Seine Kaufempfehlung geht einher mit einem Kursziel von 15,00 Euro. Das bedeutet folglich theoretisch ein Kurspotenzial von fast 44 Prozent. Seine Einstellung dem Wert gegenüber dürfte durch die Konferenz nicht schlechter geworden sein. Denn wie Obst durchblicken lässt, habe sich an seiner Erwartungshaltung durch die von Vorstandschef Jürgen Köhler gemachten Angaben nichts geändert, den Geschäftsaussichten stehe er gemessen am bisherigen Jahresverlauf jetzt aber positiver gegenüber.
Nachrichtlich machte der Verlust schreibende Graphitspezialist im August mit der Meldung Schlagzeilen, das defizitäre Stammgeschäft Performance Products bis zum Jahresende verkaufen zu wollen. Die Sparte, die neben Kathoden, Hochofenauskleidungen und zum großen Teil Graphitelektroden produziert, kämpft mit einem scharfen Preisrückgang. Künftig will sich SGL Carbon auf die Geschäftsbereiche Composites - Fibers & Materials (Verbundwerkstoffe für den Leichtbau) sowie Graphite Materials & Systems (Graphitspezialitäten) konzentrieren. Bei der Konferenz hieß es, der Verkaufsprozess bewege sich im Zeitplan. Obst geht davon aus, dass beim Verkauf des Geschäftsbereichs zumindest der Buchwert eingespielt werden kann.
Für die fortgeführten Aktivitäten wurde im August ein Umsatz leicht unter Vorjahr in Aussicht gestellt. An dieser Vorgabe hat sich nichts geändert. Das gilt auch für das operative Ergebnis, für das ein leichter Anstieg prognostiziert wird. Unter Herausrechnung von Einmalfaktoren soll sich aber der Gewinn vor Steuern und Zinsen deutlich verbessern. Beim freien Cash Flow wird dagegen im laufenden Geschäftsjahr ein Minus von rund 100 Millionen Euro angepeilt.
Laut Obst dominiert bei SGL in diesem Jahr noch die Aufspaltung das Geschehen. Aber nach der Trennung sei dann eine Reorganisation der Bilanz denkbar. Dabei sei auch eine Kapitalerhöhung nicht ausgeschlossen. In den verbleibenden Geschäftseinheiten gebe es den Angaben von Köhler zufolge etliche Produkte, die das Zeug dazu haben, über Jahre hinweg mit Wachstumsraten von fünf bis zehn Prozent aufzuwarten und so für durchschnittliche EBIT-Margen von mehr als zehn Prozent zu sorgen. Der Analystenkonsens traut dem Unternehmen aber erst im Geschäftsjahr 2018 das Erreichen einer schwarzen Null zu.
Portrait: Die SGL Group ist einer der weltweit führenden Hersteller von Produkten aus Carbon. Das Portfolio reicht von Kohlenstoff- und Graphitprodukten bis hin zu Carbonfasern und Verbundwerkstoffen. Eigenen Angaben zufolge ist man auf innovative Lösungen und die Schaffung von Mehrwert für unsere Kunden ausgerichtet. Die Kunden werden mit einem flächendeckenden Vertriebsnetz und Produktionsstandorten in Europa, Nordamerika und Asien bedient. Konkret gibt es weltweit 41 Produktionsstandorte, davon 22 in Europa, 11 in Nordamerika und 8 in Asien sowie ein Service-Netz in über 100 Ländern.
Baader Bank Deutschland-Favorit mit hohem Kurspotenzial, Nummer vier: Medigene AG (WKN: A1X3W0, 8,19 Euro)
Alles andere als eine Erfolgsstory war bisher das Börsen-Dasein der Medigene AG. Richtig gut liefe es eigentlich nur gleich nach dem Börsengang im Juni 2000. Da spülte die Euphorie rund um den Neuen Markt den Kurs bis Oktober auf gut 500 Euro nach oben. Doch dieser Elan verpuffte schnell und seitdem ging es per Saldo immer nur abwärts mit der Notiz. Das bisherige Rekordtief von 3,04 Euro stammt aus dem April 2013. Immerhin: Seitdem hat so etwas wie eine Bodenbildungsphase eingesetzt, deren endgültiger Abschluss allerdings noch aussteht.
Etwas Mut hinsichtlich einer erfolgreichen Bodenbildung macht das jüngste Kursverhalten. Denn die in der Vorwoche gemeldete Allianz mit dem US-Biotechkonzern Bluebird Bio führte zu einem deutlichen Kurssprung nach oben. Konkret geht es dabei um Immuntherapien zur Vernichtung von Tumor-Zellen. Medigene ist in der Partnerschaft für die Entwicklung so genannter T-Zellen-Rezeptoren zuständig. Das Münchener Biotech-Unternehmen erhält vom Kooperationspartner eine Anzahlung von 15 Millionen Dollar sowie potenzielle Meilensteinzahlungen und alle anfallenden Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen werden erstattet. Zusätzlich wird Medigene gestaffelte Umsatzbeteiligungen an den Netto-Verkaufserlösen erhalten, die einen doppelstelligen Prozentsatz erreichen können. Insgesamt geht es um bis zu gut eine Milliarde Dollar.
Die Zusammenarbeit mit Bluebird Bio werten Marktteilnehmer als Vertrauensbeweis in die Erfolgsaussichten der Medigene-Forschung. Baader-Helvea-Analyst Bruno Bulic glaubt, dass beide Unternehmen über die Partnerschaft Synergien heben können. Der Umsatz von Medigene dürfte sich im kommenden Jahr etwa verzweieinhalbfachen. Der bereinigte operative Verlust dürfte deutlich zurückgehen auf nur noch 1,3 Millionen Euro von geschätzten 11,4 Millionen Euro in diesem Jahr. Gewinne sind aber auch nach der Ansicht anderer Analysten bisher noch nicht in Sicht.
Bulic rät zum Kauf der Medigene-Aktie. Als Kursziel nennt er 17,00 Euro. Eine Vorgabe, die sich um 107,6 Prozent über den derzeitigen Notierungen bewegt. Durch die Konferenz habe sich der Eindruck gegenüber dem Unternehmen im Vergleich zur Haltung vor der Veranstaltung verbessert. Bei den beiden Hauptentwicklungsprojekten gehe es dem Vernehmen nach wie geplant voran. Nach einigen Rückschlägen bei der Krebs-Zellen-Therapie könnte sich die Gesellschaft hier demnächst als führender europäischer Branchenvertreter entpuppen.
Die TCR-Technologie zielt darauf ab, körpereigene T-Zellen des Patienten mit tumorspezifischen T-Zell-Rezeptoren auszustatten. Die bezüglich ihres Rezeptors modifizierten T-Zellen sind dadurch in der Lage, Tumorzellen zu erkennen und wirksam zu zerstören. Dieser immuntherapeutische Ansatz versucht, die bestehende Toleranz gegenüber den Krebszellen und die tumor-induzierte Immunsuppression im Patienten zu überwinden, indem T-Zellen des Patienten außerhalb des Körpers (ex-vivo) aktiviert und modifiziert werden.
Die TCR-Therapie, die für das Auffinden einer größeren Anzahl von möglichen Tumor-Antigenen im Vergleich zu anderen T-Zell basierenden Immuntherapien entwickelt wird, dürfte laut Baader 2017 in die klinische Entwicklungsphase eintreten. Unternehmensangaben zufolge ist der Start einer prüfarztinitiierten TCR Phase I-Studie (IIT) mit Medigenes Beteiligung für 2017 geplant. Das Unternehmen plant zudem, die erste eigene klinische TCR-Studie im Jahr 2017 und eine zweite im Jahr 2018 zu beginnen.
Portrait: Die Medigene AG ist ein Biotechnologie-Unternehmen mit Hauptsitz in Martinsried bei München. Entstanden ist die Gesellschaft 1994 als Ausgründung aus dem Münchener Genzentrum. Das Unternehmen entwickelt hochinnovative, komplementäre Therapieplattformen zur Behandlung von verschiedenen Krebsarten und -stadien mit Projekten in der klinischen und präklinischen Testung. Medigene konzentriert sich auf die Entwicklung personalisierter, T-Zell-gerichteter Immuntherapien.
Baader Bank Deutschland-Favorit mit hohem Kurspotenzial, Nummer fünf: Morphosys AG (WKN: 663200, 37,23 Euro)
Von einem heftigen Auf und Ab war bei der Aktie von Morphosys das Kursgeschehen speziell gleich in den ersten Jahren nach dem Börsengang im Jahr 1999 gekennzeichnet. Relativ volatil ist die Kursfindung zwar noch immer, aber von Anfang 2003 bis Ende 2014 machte sich letztlich ein Aufwärtstrend breit. Eher enttäuschende Unternehmensnachrichten sorgten zuletzt aber für wieder nach unten driftende Notierungen. Aktuell geht es primär zunächst darum, das Jahrestief von 33,25 Euro nicht mehr zu unterschreiten, um so die Chance auf eine erfolgreiche Bodenbildung aufrecht zu erhalten.
Keine positiven Kursimpulse gingen von den für das erste Halbjahr gemeldeten Geschäftszahlen aus. Das Biotechnologieunternehmen sieht sich zwar weiter im Plan im Gesamtjahr 2016 einen Umsatz von 47 bis 52 Millionen Euro zu erzielen bei einem Verlust auf EBIT-Basis von 58 bis 68 Millionen Euro. Aber in den ersten sechs Monaten fiel der Umsatz von 82,6 Millionen Euro auf 24,3 Millionen und aus einem operativen Vorjahresgewinn von 46,1 Millionen Euro wurde ein Verlust vor Zinsen und Steuern von 19,2 Millionen Euro.
Baader-Analyst Bruno Bulic lässt sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. Er hat seine Kaufempfehlung für den TecDAX-Vertreter ebenso bestätigt wie das Kursziel von 88,00 Euro. Damit er richtig liegt, müsste der Wert um satte 136 Prozent zulegen. Durch das, was er auf der Konferenz zu hören bekam, sieht sich Bulic in seiner Haltung aber bestärkt. Seine bisherigen Erwartungen seien durch die gemachten Angaben ebenso positiv untermauert worden wie das Urteil zu den Geschäftsaussichten verglichen mit dem bisherigen Jahresverlauf.
Finanzvorstand Jens Holstein habe für die nächsten Monate einen intensiven Nachrichtenfluss in Aussicht gestellt. Erwähnung fand dabei auch das Anti-Schuppenflechte-Mittel Guselkumab. Nach der Konferenz wurde dazu am vergangenen Wochenende bekannt, dass die Münchner der Marktreife seines ersten Antikörper-Medikamentes einen großen Schritt näher gekommen sind. Denn der belgische Partner Janssen hat in einer Studie die wichtigsten Ziele erreicht.
Neuigkeiten soll es demnächst auch zu MOR208 und zu MOR202 geben. Bei MOR208 handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper, der gegen das Zielmolekül CD19 gerichtet ist. Von malignen Erkrankungen der B-Zellen sind in den sieben größten Märkten jährlich mehr als 150.000 Patienten betroffen. MOR202 wiederum ist ein vollständig humaner monoklonaler HuCAL-Antikörper gegen CD38, ein Zielmolekül für die Behandlung des multiplen Myeloms (MM) und bestimmter Leukämien.
Insgesamt stunden bis 2019 derzeit 39 klinische Test an. Zur Ende 2017 auslaufenden Kooperation mit Novartis heißt es, eine Verlängerung des Vertrags wäre zwar begrüßenswert, aber auch eine Markteinführung von Guselkumab bis Ende 2017 würde bereits für einiges an Wachstumspotenzial sorgen. Spannend werde es ansonsten unter anderem auch sein zu sehen, was eine Gantenerumab Phase I-Studie in Japan zur Alzheimer-Krankheit bringt sowie eine Bimagrumab Phase II-Studie, die ein Mittel gegen altersbedingten Muskelverlust zum Ziel hat.
Portrait: MorphoSys hat sich der Entwicklung herausragender neuer Behandlungsmethoden für schwerkranke Patienten verschrieben. Das Unternehmen ist im Bereich therapeutischer Antikörper bestrebt, die wertvollste biopharmazeutische Pipeline der Biotechnologiebranche aufzubauen. Eigenen Angaben zufolge werden die firmeneigenen Spitzentechnologien HuCAL, Ylanthia und LanthioPep eingesetzt, um gemeinsam mit Partnern und in eigener Regie innovative Medikamentenkandidaten zu entwickeln. Aktuell befinden sich demnach mehr als 100 Programme in der Entwicklung, die für schwerwiegende Erkrankungen wie Alzheimer, Krebs, Infektionskrankheiten, Herz-Kreislauferkrankungen oder Entzündungen eingesetzt werden sollen. Rund ein Viertel der Entwicklungsprogramme wird in klinischen Studien erprobt.