Wenige Wochen vor dem Ende des ­inzwischen abgeschlossenen Geschäftsjahrs räumte Reiner Winkler noch ein ärgerliches Hindernis aus dem Weg. Mit großem Verhandlungsgeschick erreichte der Chef des Münchner Triebwerkentwicklers und Flugzeugdienstleisters MTU Aero Engines in langwierigen Gesprächen mit dem französischen Partner Safran eine Aufgabenverteilung auf Augenhöhe.

Es geht um die Entwicklung des neuen Triebwerks für den Kampfjet aus deutsch-franzö­sischer Produktion. Während Safran in der wichtigen Anfangsphase des Projekts bei der Entwicklung des Triebwerks den Hut aufhaben wird, verantwortet MTU das Geschäft mit Service und Wartung der Triebwerke.

Gemessen an der Umsatzverteilung des Münchner Technologiekonzerns, der rund 90 Prozent seines für 2019 auf 4,7 Milliarden Euro geschätzten Gesamtumsatzes mit Wartung und Service von Antriebsaggregaten verschiedener ziviler und militärischer Jets einfährt, passt diese Rolle im Joint Venture gut zum Profil.

Service bringt Stabilität


Der sehr hohe Anteil des Servicegeschäfts am Umsatz sorgt im Vergleich mit Geschäftsmodellen von anderen Industriekonzernen für eine stabilere und langfristig transparente Geschäftsentwicklung. Das schätzen Investoren. Dazu kommt, dass die Eintrittsbarrieren für potenzielle Konkurrenten in das anspruchsvolle und lukrative Dienstleistungsgeschäft sehr hoch sind. Triebwerke für Jets werden weltweit nur noch in Konsortien entwickelt.

Die Antriebe der Airbus-Bestsellerfamilie A 320, die sogenannten GTF-Turbinen, werden von der United-Technologies- Tochter Pratt & Whitney zu­sammen mit MTU gebaut. Das Triebwerkkonsortium festigt die ­Position des DAX-Konzerns in wichtigen Märkten.

Mit zuletzt 20,8 Milliarden Euro Rekordauftragsbestand ist MTU nach eigenen Angaben für mindestens viereinhalb Jahre ausgelastet. Für 2019 wird beim Erlös mit 4,7 Milliarden Euro ein neuer Bestwert in Aussicht gestellt, er läge leicht über den 4,6 Milliarden Euro Umsatz 2018. Beim Gewinn sollte MTU 2019 mit zwölf Prozent mehr überdurchschnittlich stark auf 752 Millionen Euro zugelegt haben. Analysten rechnen deshalb im Schnitt mit 3,40 Euro Dividende pro Aktie, ein Plus von fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. An der Börse waren die Bayern 2019 mit etwas über 60 Prozent Wertzuwachs klarer Spitzenreiter im DAX. Die Aktien werden erst seit dem 23. September in der Top-Liga der Deutschen Börse gehandelt.

Der jüngste Verhandlungserfolg mit Safran hat wesentliche Impulse für den Schlussspurt der Aktie geliefert. Das Joint Venture soll bis Ende 2021 gegründet werden. Der neue Kampfjet soll den Eurofighter und Frankreichs Jet Rafale 2040 ablösen. Safran wird für die Auslegung und Integration des Triebwerks zuständig sein, während MTU für alle Themen der Instandhaltung bei dem Triebwerk verantwortlich ist.

Auftrieb: Die Transparenz der Geschäftsentwicklung beflügelt die Aktie nachhaltig - auch bei anspruchsvoller Bewertung.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 300,00 Euro
Stoppkurs: 185,00 Euro