Der kräftigste Ölpreisanstieg seit 1991 als Folge der Anschläge auf Raffinerien in Saudi-Arabien könnte für die deutsche Wirtschaft teuer werden. "Der Drohnenangriff hat den Rohölpreis um sieben Dollar ansteigen lassen", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Das erhöht die deutsche Ölrechnung um schätzungsweise fünf Milliarden Euro." Das entspreche allerdings nicht einmal 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. "Ein Anstieg der Ölpreise um zehn Euro pro Barrel würde die deutsche Wirtschaft vermutlich endgültig aus der Stagnation in eine milde Rezession abrutschen lassen", sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding.

Wenn es sich lediglich um einen kurzfristigen Effekt von einigen Tagen handele, werde dies keine spürbaren Auswirkungen auf die Konjunktur haben, sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit, Andreas Rees. Andere Öl produzierende Länder könnten ihre Produktion erhöhen und den Ölmarkt stabilisieren. "Allerdings könnten die geopolitischen Unsicherheiten die Stimmung der Unternehmen und Konsumenten belasten, in Deutschland und weltweit", warnte Rees. "Neben dem Handelskonflikt und dem Brexit ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor dazu gekommen." Auch Schmieding sieht gute Chancen dafür, dass sich der Ölmarkt wieder beruhigt. "Allein am Öl wird es wohl nicht liegen, ob es zur Rezession kommt", sagte er deshalb.

Ganz anders sähe die Lage aus, wenn die USA einen Krieg gegen den Iran beginnen sollten. "Das würde die gesamte Golfregion destabilisieren", sagte Commerzbank-Chefökonom Krämer. "Immerhin gehen 30 Prozent der seewärtigen Ölexporte‎ durch die Straße von Hormus." In diesem Risikoszenario wäre eine Verdoppelung des Ölpreises nicht ausgeschlossen. "Dann würde sich die deutsche Ölrechnung um einen Betrag erhöhen, der 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspräche", sagte der Experte. "Das wäre ein riesiges Problem für die deutsche Wirtschaft, zumal ein Krieg mit dem Iran die allgemeine Unsicherheit massiv erhöhen würde." Ob der Ölpreis für die deutsche Wirtschaft zum Problem werde oder nicht, hänge daher davon ab, wie die Amerikaner auf den Drohnenangriff reagieren.

Der Iran wies Vorwürfe aus den USA zurück, für die Angriffe auf saudiarabische Ölanlagen verantwortlich zu sein. "Diese Anschuldigungen werden als inakzeptabel und völlig unbegründet verurteilt", sagte ein Außenamtssprecher. Am Sonntag hatte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter erklärt, der Iran stecke hinter dem Angriff auf die größte Ölverarbeitungsanlage der Welt.

rtr