Am Flughafen Helsinki fahren die Busse mit erneuerbarem Dieselkraftstoff. 610 Tonnen C02 hat der Betreiber 2018 eingespart. Jetzt ziehen 21 finnischen Flughäfen nach. Ziel ist es, bis 2020 kohlendioxidneutral zu arbeiten. Dafür setzten die Betreiber beim Fuhrpark auf den erneuerbaren Diesel von Neste.

Seit 2007 forscht der finnische Tankstellen- und Raffineriebetreiber zu erneuerbaren Kraftstoffen. Heraus kam ein Dieselkraftstoff, der aus landwirtschaftlichen Abfällen hergestellt wird, nämlich aus pflanzlichem Altöl und tierischen Fetten, die etwa in Schlachthöfen anfallen. Aus den unappetitlichen Resten wird unter Zuführung von Wasserstoff, Hitze und Druck reiner Dieselkraftstoff.

Der Bio-Kraftstoff der zweiten Generation gibt also keinen Anlass für eine "Teller-statt-Tank-Kritik". Care, wie Neste das Produkt nennt, steht für C02-reduction (C02-Reduktion), Arctic Grade (Kältebeständigkeit), Renewable (Erneuerbarkeit) und Emission Reduction (Emissionsreduzierung). Nach Angaben von Neste ist der C02-Ausstoß beim Fahren um 90 Prozent geringer, verglichen mit fossilem Kraftstoff. Auch bei den Stickoxiden schneidet der erneuerbare Kraftstoff besser ab.

Diesel der zweiten Generation


2018 wurden weltweit 900 Millionen Tonnen an fossilem Diesel verbraucht. Dem standen fünf Millionen Tonnen Diesel aus erneuerbaren Basisstoffen gegenüber. Das zeigt das enorme Potenzial für eine schnelle Senkung des C02-Ausstoßes. Gleichzeitig steigt weltweit der Druck auf die Politik, die Klimaziele nicht nur zu beschließen, sondern auch umzusetzen. Diesel der zweiten Generation könnte einen Teil dazu beitragen. Marktführer Neste produziert pro Jahr in den Anlagen im finnischen Porvoo, in Rotterdam und in Singapur fast drei Millionen Tonnen. Die Menge spart in etwa so viel Klimagift ein, wie drei Millionen Autos im Jahr ausstoßen. Neste will die Kapazitäten ausbauen.

Den Schätzungen zufolge könnte sich der weltweite Bedarf bis 2030 auf 20 Millionen Tonnen vervierfachen. Dabei sind weitere Einsatzgebiete noch gar nicht berücksichtigt. Nach dem Straßenverkehr widmet sich Neste der zweiten Ausbau­stufe: dem Einsatz des erneuerbaren Kraftstoffs in der Luftfahrt. Mehrere Fluggesellschaften wie etwa Finnair, Lufthansa oder KLM testen den Kraftstoff bereits im regulären Flugverkehr. Der Haken: Noch ist Care etwa viermal so teuer wie fossiles Kerosin.

Im Aktienkurs zeigen sich die optimistischen Zukunftsaussichten. Seit Jahresanfang hat die Notiz um rund ein Drittel zugelegt. Im Vergleich zur Ölbranche ist die Aktie teuer. Aufgrund der Marktstellung für erneuerbaren Kraftstoff, der Chancen auf höhere Margen und der Ausweitung der Kapazitäten ist noch Potenzial vorhanden. Allerdings eignet sich der Wert nur für risikobereite Anleger.